"Keine heilige Kuh"

RHI-Chef schließt Zusperren von Werken nicht aus

09.08.2012

Auslastungsprobleme im Stahlbereich, Kurzarbeit momentan "nicht notwendig".

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Franz Struzl, Chef des börsenotierten Feuerfestkonzerns RHI, schließt nicht aus, bei Verschärfung der Krise Standorte zu schließen. "Sollte es total dramatisch werden, werden wir bei den Investitionen den Rotstift ansetzen und halt ein Werk zusperren müssen. Das ist keine heilige Kuh", sagte er dem "WirtschaftsBlatt" (Donnerstag). Die Produkte für Brasilien und die USA kämen aus Europa und China, damit ergebe sich "möglicherweise" in den kommenden drei bis fünf Jahren ein Schließungsbedarf eines Werks.

Überhaupt spart Struzl gerne. "Kostensenkungsprogramme sind ein Lieblingsthema von mir", wird er zitiert. "Ich habe internationale Manager, die fürstlich überbezahlt waren, entfernt." 15 bis 20 Mio. Euro werde RHI heuer in den Werken einsparen.

Das "Nachfolgeproblem" habe er noch nicht lösen können, so Struzl. Er sprach von "großen Managementfehlern" auf der Personalseite in den vergangenen fünf Jahren. "Es war halt so, dass sich die CEOs die Klinke in die Hand gegeben haben."

Seit dem Abgang des langjährigen Konzernchefs Helmut Draxler Anfang 2007 blieb kein Manager lange im RHI-Chefsessel. Struzl, jahrelang Vorstand der voestalpine, ist seit elf Monaten im Amt. Sein Vorgänger Henning E. Jensen leitete den Konzern nur ein Jahr. Vor ihm, im August 2008, war Thomas Fahnemann, nach nur eineinhalb Jahren überraschend abgetreten, genauso wie Andreas Meier, der seinen Vorstandsvertrag im Oktober 2008 vorzeitig aufgelöst hatte. Auch mehrere RHI-Finanzvorstände lösten einander in kurzen Abständen ab.

Der Feuerfestkonzern legte vor zwei Tagen seine Zahlen für das Halbjahr und überraschte mit einem 27-prozentigen Gewinnsprung im Halbjahr auf 62 Mio. Euro. Der Umsatz legte um 7,3 Prozent auf 913 Mio. Euro zu.

Bei der Produktion für den Stahlbereich leidet RHI aber unter Auslastungsproblemen, wie Struzl in dem Zeitungsinterview sagte. "Wir sind zu 75 bis 80 Prozent beschäftigt." In Österreich (Veitsch) und Deutschland zögen Mitarbeiter ihren Urlaub und ihre Zeitgutschriften vor. "Wir fahren aber keine Kurzarbeit. Das sehe ich im Moment nicht als notwendig an." Im Industrial-Bereich hingegen werde RHI im zweiten Halbjahr voll beschäftigt sein und "sicher" die Ergebnisse verbessern.

Akquisitionen von Konkurrenten schließt Struzl für die nächsten zwei, drei Jahre aus. "Interessant wären Magnesita und Vesuvius. Das kommt aus finanziellen und kartellrechtlichen Gründen nicht infrage."

Zur Vollversion des Artikels