Sal. Oppenheim muss Unabhängigkeit opfern
05.08.2009Die angeschlagene Privatbank Sal. Oppenheim muss sich erstmals in ihrer über 200-jährigen Geschichte einen externen Investor ins Boot holen. Die Deutsche Bank bestätigte am 5. August Gespräche über eine strategische Partnerschaft mit der ebenfalls stark im Investmentbanking aktiven Luxemburger Bank.
Der Branchenprimus gab ein unverbindliches Angebot für eine Beteiligung ab und prüft derzeit die Bücher. "Die Sache dürfte innerhalb weniger Tage über die Bühne gehen", sagte ein Insider vor Journalisten. Zunächst geht es Finanzkreisen zufolge um einen Minderheitsanteil. Die spätere Übernahme einer Mehrheit sei aber auch im Gespräch, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Auch bei der Postbank hatte sich die Deutsche Bank parallel zu ihrem Einstieg Optionen für weitere Anteile gesichert.
Die Gespräche mit der Deutschen Bank zeigen die dramatische Lage bei der Privatbank, deren zweites Standbein neben dem Investmentbanking die Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden ist. Noch vor einem Monat hatten die persönlich haftenden Gesellschafter Matthias Graf von Krockow und Friedrich Carl Janssen in einem Interview fremde Hilfe "selbstverständlich" abgelehnt. Das zu 100 Prozent im Familienbesitz befindliche Institut sieht sich als größte Privatbank Europas und bezeichnet Unabhängigkeit als einen der zentralen Werte des Hauses.
Gerüchte um weitere Kapitalspritze
Seit Wochen halten sich Spekulationen, dass die Finanzaufsicht BaFin eine weitere Kapitalspritze bei Sal. Oppenheim für nötig hält. Die Behörde äußerte sich am 5. August nicht dazu, ob sie in die Gespräche eingeschaltet war. Die Familiengesellschafter hatten vor einigen Monaten bereits 200 Mio. Euro zugeschossen. Die 220 Jahre alte Privatbank musste 2008 wegen der Finanzkrise erstmals in der Nachkriegsgeschichte einen Verlust verschmerzen - unter dem Strich waren es fast 120 Mio. Euro. Grund waren neben heftigen Einbußen im Kapitalmarktgeschäft Verluste auf Industriebeteiligungen, die die Familiengesellschafter mittlerweile in eine Holding auslagerten. Sal. Oppenheim ist unter anderem an dem insolventen Handelskonzern Arcandor beteiligt.
Wieviel die Deutsche Bank in die Hand nehmen will, um sich den Einstieg bei dem Institut zu sichern, blieb zunächst unklar. Dies dürfte auch von dem ermittelten Wert der Privatbank abhängen. Legt man nur das Eigenkapital von 2 Mrd. Euro zu Grunde, wäre eine Beteiligung von beispielsweise zunächst einem Drittel rund eine Milliarde Euro wert.
Die rund 50 Mal größere Deutsche Bank erhofft sich von der Partnerschaft vor allem Zugang zu den lukrativen Privatkunden von Sal. Oppenheim. Die Position der Bank im gehobenen Privatkundengeschäft vor allem in Deutschland solle gestärkt werden, erklärte das Institut. Das Geschäft mit vermögenden Kunden ist seit geraumer Zeit Verlustbringer und damit eine Achillesferse für das Frankfurter Geldhaus. Im Investmentbanking schreibt die Deutsche Bank dagegen in diesem Jahr wieder Milliardengewinne. Analyst Olaf Kayser von der LBBW nannte den Einstieg daher strategisch sinnvoll.