Kritik an Image-Umfrage

"Saubarteln!": Treichl teilt wieder aus

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Manager-Diskussion: "Glaube nicht, dass wir heute größere Schweine sind".

Wie sehr Großunternehmen und Konzerne in der Gunst der Bevölkerung abstinken, hat eine neue Umfrage ergeben, die am Mittwochnachmittag beim Forum Alpbach präsentiert wurde. Erste-Chef Andreas Treichl sprach von einem perfekten Timing dieser Umfrage - "mitten in den Telekom-Skandal hinein".

Hohe Boni
Dass Manager, die Mist bauten, trotzdem hohe Boni bekämen, das gebe es zwar überall. Doch wie wenig Konsequenzen in Österreich nach Korruption, Bereicherungen und sonstigen "Schweinereien" gezogen würden, dafür geniere er sich, sagte Treichl in einer Podiumsdiskussion. In Deutschland, Skandinavien oder den Niederlanden würde da wesentlich radikaler vorgegangen.

1.200 Österreicher und zusätzlich 1.000 Entscheidungsträger wurden im Auftrag von Rewe zum Image der Konzerne befragt. Im Kern besagte die Umfrage, dass 77 Prozent der Teilnehmer das Vertrauen in Großunternehmen verloren haben. Klein- und Mittelbetriebe (also "Familienunternehmen") schnitten da weitaus besser ab.

Transparenz
Laut Treichl herrscht gegenüber dem Mächtigen und Großen immer eine negativere Einstellung vor. "Wahrscheinlich gibt es genauso viele Saubarteln in Klein- und Mittelbetrieben wie in großen Firmen". Der Unterschied habe mit der Transparenz zu tun. Und mit der Krise.

"Was wir in den letzten zwei Jahren von großen Banken und Industrieunternehmen erlebt haben, ist grauenhaft. Wie sollte das das Vertrauen der Menschen in die Unternehmen stärken?" Klein- und Mittelbetriebe seien medial nicht so stark vertreten wie Großbetriebe. "Ich glaube nicht, dass wir heute größere Schweine sind als es unsere Kollegen in den Großbetrieben vor 20 oder 30 Jahren waren", meinte Treichl. "Wir haben aber wesentlich mehr Transparenz und Aufsicht heute."

Kundenfern
Es habe immer Gauner und Betrüger gegeben, derzeit dringe das aber viel stärker und schneller nach außen. Treichl meint sogar, dass sich viele Manager in multinationalen Konzernen ("das ist per se schon ein Schimpfwort") viel besser verhielten als vor 20 oder 30 Jahren. Er hält den heutigen Wirtschaftsbossen, auch den Managern von Großbanken, aber vor, dass sich ihr Geschäftsmodell vom Kunden wegbewegt habe. "Das ist das Drama. Das ist bei den Klein- und Mittelbetrieben viel besser, weil die näher am Kunden sind."

Rewe-International-Chef Frank Hensel kann den Frust nachvollziehen, der aus der Umfrage hervorgeht. "Je abstrakter, umso schlechter das Image. Wir müssen uns mehr engagieren", forderte er auch namens seiner Mitdiskutanten in Alpbach - "für gesellschaftliche und für politische Themen". Er verstehe, wenn das Managern schwer falle. "Aber wir müssen das tun." Treichl assistierte: "Die Menschen sollen uns mögen. Dafür müssen sie uns respektieren."

Mitarbeiter
Dass die "Billa-Kassierin" heute als Synonym (für die ausgebeutete Arbeitskraft, Anm.) gilt und sich ihre Arbeit nicht in entsprechender Wertschätzung und Bezahlung ausdrückt, ist auch Mitschuld der Konzerne, wie Hensel auf entsprechende Fragen einräumte. "Wir haben die Mitarbeiter lange Zeit als Kostenfaktor gesehen", das sei einseitig gewesen. "Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, wir zahlen sie alle nach KV." Nach wie vor gelte der Lebensmittelhandel aber als Branche mit katastrophalen Arbeitsbedingungen, Mitarbeiter müssten immer dann arbeiten, wenn die anderen Freizeit haben, und es sei schwere körperliche Arbeit. Dabei sei es gerade die Kassierin, die ein gutes Einkaufserlebnis beim Kunden dramatisch ins Negative drehen könne, wenn sie einen schlechten Tag habe.

Zur Frage, wem sie sich verantwortlich fühlten, gaben der Erste-Chef und der Rewe-Manager unterschiedliche Prioritäten an. Hensel: "Zuerst den Kunden, dann den Mitarbeitern und am Ende den Anteilseignern - mit dem Risiko, dass mein Aufsichtsrat das anders sieht."

Treichl: "Zuerst den Mitarbeitern. Meine 17 Millionen Kunden gehen halt zu Raiffeisen, wenn ich Mist baue. Meine Aktionäre können sich hundert andere Banken in der Welt aussuchen, meine Mitarbeiter nicht: Jeder Fehler, den ich mache, kann sich auf meine 50.000 Leute auswirken. Dann zerstöre ich ihren Arbeitsplatz."

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