Supermarkt-Pleite

So wurde Zielpunkt versenkt

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Die oberösterreichische Pfeiffer-Gruppe sparte Zielpunkt zu Tode. Fast 3.000 verlieren Jobs.

Wien. Erst 2014 hat die oberösterreichische Handelsgruppe Pfeiffer Zielpunkt komplett übernommen und großspurig die Sanierung der seit zehn Jahren Verluste schreibenden Supermarktkette angekündigt – jetzt ist Zielpunkt pleite, insgesamt (inklusive Logistik) verlieren fast 3.000 Menschen ihre Jobs.

»Eine Nummer zu groß für Gastro-Händler Pfeiffer«

Brancheninsider hatten von Anfang an gesagt, die Zielpunkt-Übernahme sei „eine Nummer zu groß“ für den Gastronomie-Großhändler Pfeiffer. Fakt ist: Die Oberösterreicher haben es nicht geschafft, Zielpunkt wettbewerbsfähig zu positionieren, haben an allen Ecken und Enden gespart – mit dem Resultat, dass die Kunden wegblieben. Das, womit Zielpunkt früher punktete, wurde abgedreht – etwa die Partnerschaft mit dem Fleischspezialisten Schirnhofer. 50.000 Euro Verlust pro Tag fuhr Zielpunkt zuletzt ein.

Viel Geld steckte Pfeiffer in die Lebensmittel-Hauszustellung. Ziel war, E-Commerce-Pionier der Lebensmittelbranche zu werden. Insidern zufolge kam man an den besten Tagen auf mickrige 60 Bestellungen. Mitbewerber verzeichnen ein Vielfaches.

„Wir haben uns zugetraut, Zielpunkt zu sanieren“, sagte Georg Pfeiffer gestern lapidar. War wohl nichts. Im Nachhinein beurteilt er Zielpunkt als „hoffnungslos“ – und lässt fast 3.000 Leute vor Weihnachten ohne Geld dastehen. (sea)

Kein Weihnachtsgeld für 2.500 Mitarbeiter

 

Wien. Tief deprimierte Stimmung am Donnerstag in den Zielpunkt-Filialen. Die Mitarbeiter sind schockiert. „Ich bin sehr traurig, nach so vielen Jahren bei Zielpunkt“, sagte Mitarbeiterin Miriana Jovanovic im ORF. „Ich habe Angst, keinen Job mehr zu finden“, ergänzt Kollegin Nicoleta Oniga.

„Verantwortungslos

Und: Zielpunkt zahlt die November-Gehälter und das Weihnachtsgeld nicht mehr aus. Das bedeutet: Die 2.500 Filial-Mitarbeiter stehen jetzt ohne Geld für Geschenke und Festtage da. „Das ist verantwortungslos und mitarbeiterfeindlich“, kritisiert Johann Kalliauer, Chef der AK OÖ, das Vorgehen des Zielpunkt-Eigentümers Pfeiffer scharf. Gewerkschaftschef Katzian vermutet einen „Masterplan“ hinter Pfeiffers kurzfristiger Insolvenz-Ankündigung. Offenbar wolle man sich auf Kosten der öffentlichen Hand unrentabler Standorte entledigen.

„Verantwortungslos.“ Umfallen werden die Zielpunkt-Mitarbeiter um ihr Geld nicht. Der Insolvenzausgleichsfonds zahlt – aber das kann wegen des bürokratischen Aufwands viele Wochen dauern. Vor Weihnachten werde es sich kaum ausgehen, heißt es. Die Gehälter vorschießen dürfe er gesetzlich nicht, sagt Sozialminister Hundstorfer. Die Banken sagten zu, auf Konto-Überziehungszinsen zu verzichten, bis die Zielpunkt-Mitarbeiter ihr Geld haben.

Krise am Arbeitsmarkt: Überall wackeln Jobs

Wien. Die Zielpunkt-Pleite wird nicht der letzte Schlag für den heimischen Arbeitsmarkt sein, sind sich Experten einig. Die ­Arbeitslosigkeit bei uns ist auf Rekordhoch, Besserung nicht in Sicht. Laut einer aktuellen Umfrage hat heuer bereits jeder fünfte ­Betrieb Personal abgebaut, jeder vierte hat es in den nächsten Monaten vor.

Bei der Bank Austria zittern aktuell bis zu 3.000 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze – Konzernmutter UniCredit gibt einen scharfen Sparkurs vor. Sparen, sparen, sparen, lautet überhaupt die Devise in vielen Unternehmenszentralen. Dass das oft unweigerlich zum Aus führt, ist kein Geheimnis. Eines der jüngsten Beispiele war die bauMax-Insolvenz – rund 500 Mitarbeiter haben noch keinen neuen Job …

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