Generalstreiks in Spanien, Portugal und Italien. In Rom eskalierte die Lage.
Ein Solidaritätstag des Europäischen Gewerkschaftsbundes aus Protest gegen die Sparpolitik sorgt in mehreren EU-Ländern für massive Arbeitsniederlegungen sowie Verkehrsprobleme. In den Euro-Krisenländern Spanien und Portugal begannen am Mittwoch landesweite, 24-stündige Generalstreiks, während die Beschäftigten in Italien und Griechenland zu mehrstündigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen waren. In Belgien beteiligen sich die Eisenbahner an der Streikaktion, zudem haben die Fluggesellschaften viele Spanien- und Portugal-Flüge abgesagt.
Krawalle in Rom
In Rom ist es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und der Polizei gekommen. Auf der Verkehrsachse entlang des Flusses Tiber wurden die Sicherheitskräfte von vermummten Demonstranten mit Steinen und Flaschen angegriffen. Die Polizei rückte mit gepanzerten Fahrzeugen vor, um die randalierende Schüler und Studenten vom Tiber-Ufer zu vertreiben. Dabei wurden rund 50 Demonstranten festgenommen.
Randalierer warfen Müllcontainer um und beschädigten dutzende Autos. Medien berichteten von Guerillakampf-ähnlichen Situationen. Auch in Turin und in Mailand waren die Proteste teilweise gewaltsam. Mehrere Polizisten wurden dabei verletzt, einer von ihnen schwer.
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Belgien steht still
In Belgien begann bereits am Dienstagabend ein 24-stündiger Bahnstreik. Im französischsprachigen Wallonien stand der Zugverkehr vollständig still, auch im flämischsprachigen Flandern fuhren kaum Züge. In der Hauptstadt Brüssel blieben laut belgischem Rundfunk RTBF zusätzlich Straßenbahnen und Busse in den Depots.
Auseinandersetzungen in Spanien
Auch in Spanien demonstrierten Hunderttausende gegen die Sparpolitik der konservativen Regierung von Premier Mariano Rajoy. In Madrid und Barcelona kam es im Anschluss an die Kundgebungen zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.
In der spanischen Hauptstadt versammelten sich im Anschluss an die Kundgebung etwa 1000 Demonstranten auf dem Neptun-Platz in der Nähe des Parlaments. Randalierer bewarfen Polizisten mit Gegenständen, die Beamten gingen wiederholt mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor.
Auch in Barcelona kam es in der Innenstadt zu Auseinandersetzungen. Demonstranten schleuderten nach Medienberichten Steine auf die Sicherheitskräfte. Zwei Polizeifahrzeuge wurden in Brand gesetzt.
Schwere Zusammenstöße in Portugal
Eine Protestkundgebung am Rande des Generalstreiks in Portugal artete am Mittwochabend in Gewalt aus. Nachdem Demonstranten auf dem Vorplatz des Parlamentsgebäudes in Lissabon Polizisten mit Steinen, Flaschen, Böllern und Farbbeuteln beworfen hatten, gingen die Beamten massiv gegen die Demonstranten vor.
Dabei wurden Hunde, Schutzschilder und Schlagstöcke eingesetzt. Danach hätten Polizisten in der Nähe des Parlaments sogar Schüsse in die Luft gefeuert, um Demonstranten auseinanderzutreiben, berichtete die Nachrichtenagentur Lusa.
Flüge ausgefallen
Betroffen von den Bahn- und Luftfahrtstreiks in Portugal, Spanien und Belgien war auch der Rest Europas. Dutzende Flüge und Zugverbindungen von und nach Deutschland fielen aus. Die Deutsche Bahn setzte auf der ICE-Verbindung von Aachen nach Lüttich Ersatzbusse ein. Auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol wurden am Mittwoch etwa zehn Flüge von und nach Spanien annulliert. In London Heathrow, dem verkehrsreichsten Flughafen Europas, wurden bis zum Mittag wegen der Proteste 39 Flüge gestrichen.
Auf den Flughafen Wien hatten die Proteste hingegen lediglich "geringe Auswirkungen" wie ein Sprecher sagte. Jeweils eine Verbindung von und nach Lissabon (Ankunft 12.20 Uhr, Abflug 13.00 Uhr) bzw. Madrid (Ankunft 11.45 Uhr, Abflug 12.30 Uhr) sei ausgefallen.
Flashmob in Wien
Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) beteiligte sich mit einer Solidaritätsaktion. Bereits im Vorfeld des 14. Novembers waren Postkarten mit Solidaritätsgrüßen gesammelt worden. Im Rahmen eines Flashmobs unter dem Motto "Wir sind alle Griechen" am Stephansplatz, bei dem unter anderem Sirtaki getanzt wurde, sollten am Donnerstag weitere hinzukommen. Alle Karten gemeinsam sollten schließlich - stellvertretend für alle die unter der Sparpolitik in Europa leiden - an griechische Gewerkschaften übermittelt werden, hieß es aus dem ÖGB.