Flüge von und nach Österreich könnten trotzdem ausfallen.
Der Streik am Frankfurter Flughafen ist vorerst vorbei. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) ging am Mittwoch auf ein schriftliches Verhandlungsangebot des Betreibers Fraport ein und sprach sich für schnelle Verhandlungen am Donnerstag auf Vorstandsebene aus. Die ersten der rund 200 streikenden Mitarbeiter vom Vorfeld sollten mit der Nachtschicht ab 21.00 Uhr ihre Arbeit wieder aufnehmen. Eine Stunde später sollten sie dann den Flugzeugbetrieb am Boden wieder operativ übernehmen.
Flugausfälle möglich
Bis auf weiteres können aber weiterhin Flüge von und nach Frankfurt ausfallen, sagte eine Sprecherin von Lufthansa. Es werde Zeit beanspruchen, die schon gestrichenen Flüge wieder in den Flugplan aufzunehmen. Im Moment sind laut Unternehmenshomepage für morgen, Donnerstag, fünf Flüge zwischen Wien und Frankfurt sowie je ein Hin- und Rückflug nach Graz storniert. Es bestünde jedoch die Möglichkeit, dass die Flugzeuge doch starten können. Passagieren wird empfohlen, sich morgen, Donnerstag, zu informieren. Die Flüge der AUA und flyniki fallen dagegen voraussichtlich nicht aus.
Das Unternehmen zeigte sich erfreut über die Gesprächsbereitschaft der GdF. Fraport-Chef Stefan Schulte hatte sich am Morgen als gesprächsbereit, aber auch gut gerüstet für eine längere Streikdauer gezeigt. Operativ habe man in den vergangenen Tagen den Flugbetrieb immer besser in den Griff bekommen, sagte Schulte. Beide Seiten sollten ohne Vorbedingungen und Festlegungen in die Gespräche gehen.
Man werde in den Gesprächen schnell sehen, ob man sich annähern könne, sagte der GdF-Tarifvorstand Markus Siebers der Nachrichtenagentur dpa. Wenn man nicht zusammenkomme, werde man sich am Montag schnell wieder beim Streik am Flughafen treffen.
Die Lage an Deutschlands größtem Airport hat sich am Mittwoch, dem fünften Streiktag, weiter stabilisiert. Für den Tag rechnet Fraport trotz der Aussetzung des Arbeitskampfes noch mit 165 Flugausfällen. Das war der niedrigste Tageswert seit Streikbeginn am vergangenen Donnerstag. Zuletzt hatten weit mehr als 80 Prozent aller geplanten Flüge stattgefunden, wie Fraport berichtete.
Geringe Umsatzverluste
Die täglichen Umsatzverluste betrügen wegen der immer besser werdenden Performance der Ersatzmannschaften nur noch einige 100.000 Euro für die Fraport, sagte Schulte. Vom Hauptkunden Lufthansa wie auch von den anderen Airlines erfahre man viel Rückendeckung. Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer hatte in der "Financial Times Deutschlands" von Verlusten im hohen zweistelligen Millionenbereich gesprochen, der Fraport aber aus strategischen Gründen den Rücken gestärkt.
Fraport hat sich nach Schultes Worten bereits seit zwei Jahren auf einen möglichen Streik der Vorfeldlotsen vorbereitet und ehemals in dem Bereich beschäftigte Leute an Simulatoren geschult. Auch die angelernten Einweiser und Verkehrsplaner seien mit geeigneten Leuten ersetzt worden. Schulte lobte seine Leute als "Super-Team". Die eingesetzten Ersatzkräfte verfügten über alle notwendigen Qualifikationen. Bei der Sicherheit würden niemals Abstriche gemacht "Safety first. Wir werden die Sicherheit nie opfern", erklärte der Manager in Reaktion auf entsprechende Vorwürfe der streikenden Gewerkschaft.
Forderungen werden erfüllt
Schulte stellte erneut dar, dass Fraport die Forderungen für die Vorfeldkontrolleure weitgehend erfüllen wolle und dies bereits zugesagt habe. Er bestätigte zudem, dass bereits eine eigene Gesellschaft für die Vorfeldkontrolle gegründet worden sei. Die Forderungen der GdF und auch die Empfehlungen des Schlichters Ole von Beust für die Einweiser wie auch die Verkehrsplaner stünden aber in keinem Verhältnis zu anderen Tätigkeiten am Flughafen. Darüber müsse in den Verhandlungen gesprochen werden.
Eine gesetzliche Regelung der Tarifeinheit sei für die Bundesregierung kein aktuelles Thema, erklärten Arbeits- und Wirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin. Die Möglichkeiten einer Regelung werden innerhalb der Regierung seit gut eineinhalb Jahren geprüft - bisher ohne Ergebnis. Dem Vernehmen nach sperrt sich vor allem die FDP dagegen. Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt hatte mit Blick auf den Einfluss gerade kleinerer Gewerkschaften wie der GdF jüngst die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung zur Tarifeinheit bekräftigt und bedauert, dass sich die schwarz-gelbe Regierung bislang nicht dazu habe durchringen können. Ein solches Vorhaben stehe "mit hoher Priorität auf der Tagesordnung".