Telekom-Prozess
Sundt "wusste nichts" von Manipulation
12.02.2013
Der Telekom-Aktienkurs soll 2004 manipuliert worden sein, um Boni zu kassieren.
Im Untreue-Prozess gegen ehemalige Vorstände der Telekom Austria (TA) wurde am Dienstag Ex-Generaldirektor Heinz Sundt einvernommen. Er blieb dabei, dass er von der Kursmanipulation der TA-Aktie Ende Februar 2004 (darum geht es in dem Verfahren) nichts gewusst habe. Broker Johann Wanovits hatte den Kurs mit einer Großorder hinaufgetrieben, damit ein Manager-Bonusprogramm fällig wurde. Der Auftrag dazu soll aus dem TA-Vorstand gekommen sein. Das Honorar für Wanovits (rund 1 Mio. Euro) versteckte die TA in Rechnungen an den Lobbyisten Hochegger.
„Ich kannte Wanovits und dessen Bank nicht, wusste nicht, dass zwei Prokuristen meines Hauses mit ihm verhandelt haben“, so Sundt. Er selbst hat aus dem Bonusprogramm 390.000 Euro brutto kassiert. Einen Grund zur Rückzahlung der Summe sieht er nicht: „Das wäre ein Schuldeingeständnis – davon distanziere ich mich meterweit.“
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14:47 Uhr: Anwalt Mayer stellt den Antrag an die Rechtsabteilung der Telekom, die Rufdaten der Handys von T. und Schieszler auszuheben - es geht darum, wer mit welchem Vorstand wann telefoniert hat. Sämtliche Anwälte schließen sich diesem Antrag an. Rechtlich bestehe für die TA keine Verpflichtung die Daten von 2004 noch auszuheben, so der Richter. Man hoffe auf Goodwill seitens der Telekom, wendet sich der Richter augenzwinkernd an den Anwalt der TA.
Der Richter schließt die Verhandlung für heute. Morgen geht es um 10 Uhr weiter.
14:36 Uhr: Einer der Wanovits-Anwälte stellt nun die Fragen. Es geht um mehrere Aussagen von T. bezüglich der Geldübergaben. Wie oft er bei Übergaben dabei war? Trimmel: "Zwei Mal." Zu den meisten Details fehlt T. die Erinnerung. Wanovits habe bei der Übergabe angeboten, dass er sich ein Paket (Geld, Anm.) nehme, meint T. Das sei spontan gewesen, so Trimmel An den genauen Betrag könne er sich nicht erinnern.
"Um 17 Uhr herum" habe er Wanovits am Stichtag telefonisch den Auftrag erteilt, so Trimmels Anwalt Mayer stellt nach einer kurzen Diskussion den Antrag, ein Tagebuch, das Trimmel bei einer seiner Einvernahmen vorgelegt worden war, in seiner Gänze dem Akt beizulegen. Derzeit würden sich nur Kopien von einzelnen Seiten im Akt befinden. Die ermittelnden Beamten hätten ausgewählt, welche. Darüber habe aber das Gericht zu entscheiden, so der Anwalt.
14:19 Uhr: Der Fischer-Verteidiger arbeitet mit seinen Fragen noch einmal heraus, ob es zum Thema Kurspflege persönlichen Kontakt mit Fischer oder Colombo gegeben habe. "Nein", sagt Trimmel. Erneut geht es darum, welche Position Schieszler im Unternehmen gehabt hatte. Er habe Schieszler vertraut, so Trimmel. Anwalt Mayer geht noch einmal darauf ein, dass Trimmel. zuvor gesagt hatte, bei seiner Einvernahme beeinträchtigt gewesen zu sein. "Ich weiß es nicht mehr genau", antwortet Trimmel.
Trimmels Anwalt fragt, ob dieser mit einem der Vorstände über das Thema Kurspflege gesprochen hat. "Nein", antwortet Trimmel.
14:00 Uhr: Bei seiner Einvernahme sei er gesundheitlich "in einem kritischen Zustand" gewesen, sagt Trimmel. Deshalb würden manche Dinge in dieser Einvernahme nicht stimmen.
Staatsanwalt Wandl fragt zwischendurch Wanovits, ob er sich mit Trimmel abgesprochen habe. "Nein", sagt Wanovits. Er habe sich in der Kanzlei, die auch T. vertreten hatte, eine zweite Rechtsmeinung einholen wollen.
Der Richter fragt Trimmel, warum er bei den Einvernahmen der Ex-TA-Vorstände manchmal genickt und manchmal den Kopf geschüttelt habe. "Ich war nie bei einem Meeting dabei, wo mit einem Vorstand über dieses Thema gesprochen wurde", so Trimmel. Er habe mit keinem Vorstand über das Thema Kurspflege gesprochen.
Der TA-Anwalt fragt, ob Wanovits eine Prämie versprochen worden war. "Nur für den Erfolgsfall", so Trimmel. "Ich habe mir dazu keine Gedanken gemacht", sagt Trimmel, er kenne die Details der Vereinbarung nicht.
13:41 Uhr: Staatsanwalt Wandl stellt nun die Fragen. Es geht um die Beauftragung von Wanovits, TA-Aktien zu kaufen und damit den Kurs der Papiere hochzutreiben. Wandl zitiert aus der Einvernahme von Trimmel. Ein Gegengeschäft sei dafür vereinbart worden, Trimmel. sei allerdings nur dabei gestanden. "Darüber ärgere ich mich heute noch grün und blau, dass ich damals dabei war", so Trimmel. An Einzelheiten der Vereinbarung mit Wanovits könne er sich nicht erinnern, er habe das nicht ausgehandelt.
"Der Schieszler war der Machacek und hat das gemacht", sagt Trimmel. Aber jeder habe zuvor gesehen, wie der TA-Aktienkurs nach unten gedrückt worden war, so Trimmel. "Moralische Bedenken hatten wir alle", sagt T. über die Zeit nach den Ermittlungen seitens der FMA.
13:24 Uhr: Schieszler habe ihm erklärt, dass eine Studie aufgesetzt worden sei, um die Tätigkeit von Wanovits begleichen zu können, so Trimmel. Er habe damals nur den Titel der Studie gekannt - dass diese im Haus selbst angefertigt wurde, habe er erst später erfahren. Wegen des Medienrummels rund um den TA-Kurs habe man kein Gegengeschäft mit Wanovits machen können, schildert Trimmel.
Der Richter richtet einen "Hinweis an die mitschreibenden und live-tickernden Medien"; Sinn und Zweck einer Zeugen-Einvernahme sei, dass Einzelheiten Zeugen, die nächste Woche erscheinen würden, nicht vorzeitig bekannt würden. Er könne das Tickern bei einer öffentlichen Verhandlung zwar nicht verhindern, ersuche aber um die Verantwortlichkeit der Medienvertreter.
13:07 Uhr: Wanovits habe Trimmel. gesagt, dass für das Gegengeschäft eine Studie beauftragt worden war. Die Studie sei schon fertig gewesen. Wanovits habe dann gesagt: "Geh mit zum Hochegger." Trimmel: "Ich habe mir mit dem blöden Anruf (bei Wanovits) mein Leben ruiniert." Bei dem Treffen mit Hochegger sei Bargeld übergeben worden. "Ich habe es nicht gezählt", so Trimmel. Es seien "um die 500.000 in Summe" gewesen. Trimmel habe das Geld in einer Aktentasche von Hochegger übernommen und das Geld zu Wanovits gebracht. Wanovits habe gesagt: "Ihr kriegt auch was", daraufhin hätten er und Schieszler sich Geld genommen. Es seien "10-15000 Euro" gewesen, erinnert sich Trimmel. Der Richter wendet ein, dass Schieszler von 50.000 Euro gesprochen hatte. Er habe nicht nachgezählt, sagt Trimmel.
Schieszler und Wanovits hätten etwas ausgemacht, er habe mit der Studie nichts zu tun gehabt, so Trimmel. "Ich habe meine Prämie zurückbezahlt, weil so viel Kritik in der Zeitung war", sagt Trimmel. Etwa 112.000 Euro habe er an die TA zurückgezahlt, das sei sein Vorteil aus dem Bonusprogramm der TA gewesen.
12:58 Uhr: Bei dem Gespräch sei ausgemacht worden, dass Wanovits am letzten Tag den Kurs beeinflussen könnte. Wenn Wanovits das schaffe, stellte man ihm ein Gegengeschäft in den Raum. Schieszler und Wanovits hätten sich eingehend unterhalten, es seien "Fremdwörter geflogen", und er - Trimmel - habe sich nicht mehr ausgekannt. Sein Beitrag zu diesem Gespräch seien vielleicht zwei Sätze gewesen, schildert Trimmel.
Am Stichtag - am Freitag - habe Schieszler Trimmel angerufen und ihm gesagt, Wanovits solle jetzt handeln. Schieszler habe gesagt, er rufe auch Fischer und Colombo an. Sundt sei kein Thema gewesen, so Trimmel. Schieszler habe ihm am Telefon gesagt, dass er sich nochmal bei den Vorständen rückversichert habe. "Wenn wir keine Prämien bekommen hätten, dann wäre das ein Riesen-Schaden für die Mitarbeiter und für die TA gewesen", so Trimmel.
Daraufhin habe er Wanovits angerufen und gesagt: "Ja, machen wir es." Richter: "Was haben Sie sich dabei gedacht?" Trimmel: "Ich habe damals keinen Schaden gesehen. Mit dem heutigen Wissen würde ich mit Screenshots zur FMA gehen."
12:49 Uhr: Er habe zwar die Kurse der TA-Aktie beobachtet, sei allerdings "kein Börsen-Freak." Er habe damals den Kurs beobachtet und habe "natürlich gehofft, dass das Ganze hinkommt", so Trimmel. Anfang Februar habe es noch so ausgesehen, als ob sich der Kurs so entwickeln würde, dass das Bonusprogramm schlagend werde.
Broker Wanovits sei auf ihn zugekommen und habe einen Kontakt zum Finanzbereich der TA gesucht. Trimmel habe daraufhin den Kontakt mit Schieszler hergestellt. Bei einem Meeting in einem Gasthaus wurde dann zwischen ihm, Schieszler und Wanovits über den TA-Kurs diskutiert. "Mein Beitrag dabei war Null", schildert Trimmel.
Beim zweiten Treffen - er glaubt am 22.2. - gab es ein Telefonat im Büro von Schieszler mit Wanovits, im Zuge dessen Wanovits darauf aufmerksam gemacht habe, dass der TA-Kurs gedrückt werde. Schieszler und Trimmel seien dann zu Wanovits' Büro gefahren - dort zeigte Wanovits den beiden, wie der Kurs gedrückt wurde - auf einem Echtzeit-Schirm, so Trimmel. Am besten sei es, "den Hund am letzten Tag zu erwischen", zitiert Trimmel Wanovits aus dem Gedächtnis und sorgt für Heiterkeit im Gerichtssaal.
12:40 Uhr: Die Verhandlung geht weiter
Einer der beiden Wanovits-Verteidiger referiert über die Handelsbeschränkungen bei Aktien (die sogenannte "Blackout Period"). Die beiden legen dem Gericht ein kleines Dossier darüber vor. Es kommt ins Protokoll. Die Verhandlung geht mit der Einvernahme des ehemaligen TA-Prokuristen Trimmel weiter. Er schildert seine Karriere im Unternehmen, in dem er seine Karriere begonnen hat.
Die Prokura hat er 2000 erhalten, "während der kurzen "Jet2web"-Periode." Das Aktien-Bonusprogramm sei ihm bekannt gewesen, er musste im Jahr 2000 auf Kredit für eine Million Schilling Aktien kaufen.
11:22 Uhr: Pause: Um 12:30 Uhr geht es weiter
Ein Fischer-Verteidiger fragt Sundt vor der Pause, ob der Börsengang der TA seinerzeit zu früh gekommen ist. "Es war damals ein enormer Druck der ÖIAG dahinter, an die Börse zu gehen", so Sundt. "Der Börsegang war ein Risiko, ohne Zweifel. Wir sind damals mit einem blauen Auge davongekommen." Er habe damals schlecht geschlafen, so Sundt. Hinterher betrachtet, sei es für das Unternehmen richtig gewesen, aber zum damaligen Zeitpunkt sei es ein großes Risiko gewesen.
Der Fischer-Verteidiger legt Sundt einen Monolog über Unternehmenschancen und -strategien im Osten auf. Sundt nimmt dankbar an. Wenig später ist sein eigener Verteidiger mit den Fragen an der Reihe. Ein "Gegengeschäft" goutiere er, antwortet Sundt auf eine entsprechende Vorlage, allerdings in diesem Sinne, dass sich ein Unternehmen etwa auf eine Lieferanten-Liste der TA habe setzen können. Damit ist Sundts Befragung beendet.
Das Gericht macht eine Pause bis 12.30 Uhr. Wir sind dann wieder vor Ort.
11:11 Uhr: Fischer ergreift das Wort
Zum Thema Anforderung der Boni meldet sich wieder Fischer zu Wort. Im Vorfeld sei im Vorstand diskutiert worden, ob man als Bonus Barausgleich oder Aktien beantrage. "So ein Schreiben wird ja im Vorfeld vorbereitet. Es ist kein Mysterium, warum das am 27.2. unterschrieben wurde." Am 19.2. ist das Schreiben vom Personalbüro bereits vorbereitet worden.
"Warum diese Eile?", fragt der TA-Anwalt. Einen Tag nach Erreichen des Kurszieles wurde das Schreiben mit der Anforderung bereits unterschrieben. "Es gab keinen Grund, warum man das nicht unterschreibt. Da versuchen sie, etwas hineinzuinterpretieren", antwortet Fischer. Untersuchungen der FMA und das Medienecho sei erst danach gekommen, zum Zeitpunkt der Unterschrift habe man das nicht geahnt. Es habe also keinen Grund gegeben, mit der Anforderung zu warten. Ex-Mobilkom-Vorstand Nemsic sei gar nicht im Land gewesen und habe das Schreiben bereits am 25.2. unterschrieben. Hintergrund: Bis 27.2. musste man sich entscheiden, ob man die Boni in Aktien oder Cash kassieren will.
11:01 Uhr: Verhältnis zu Grasser
Sundt: "Mein Verhältnis zu Grasser war chronisch gestört"
Frage: "Kannten die (Hocheggers) Valora damals schon?"
Sundt kann sich nicht daran erinnern, er glaubt, dass er erst später von diesem Namen gehört hatte. Hochegger habe er schon früher gekannt. Mit Hochegger habe er schon zu Mobilkom-Zeiten zusammengearbeitet, so Sundt. "Ich habe Hochegger auch mitgenommen zur Telekom. Er war nicht mein Freund, aber wir sind mit Hochegger vollauf zufrieden gewesen." Studien habe er nicht an Hochegger beauftragt, so Sundt: "Keine einzige." Sundt: "Mein Verhältnis zum Finanzminister Grasser war chronisch gestört. Das habe ich Hochegger um Unterstützung gebeten, allerdings ohne Honorar - und ohne Erfolg." Er habe den Namen Grasser inzwischen verdrängt, so Sundt.
10:49 Uhr: Bonus in Bar
Am 27. Februar, also einen Tag nach dem Erreichen des für die Boni notwenigen Kurse, schickte Sundt bereits eine Anforderung an Michaelis. Inhalt: Er forderte seinen Bonus in bar ein. "Warum gleich am nächsten Tag?", fragt der TA-Anwalt. Das weiß Sundt nicht mehr, vorbereitet sei das Schreiben aber nicht gewesen.
Am 24. Februar habe Sundt bereits ein Anforderungs-Formular unterschrieben, in dem er den Bonus anfordert. Das Schreiben liegt dem Gericht vor. Colombo hat ein deckungsgleiches Schreiben an Michaelis unterfertigt. "Warum der Herr Colombo eine andere Textierung verwendet hat mit Datum 27.2., weiß ich nicht", so Sundt. Er meint, dass das Schreiben vorbereitet wurde.
"Jetzt, wo Sie den Akt kennen, mit den Geldflüssen, die nachträglich an die EuroInvest gegangen sind, würden Sie Ihren Anspruch als rechtmäßig sehen?", fragt der TA-Anwalt.
"Ich möchte das differenzieren. Strafrechtlich distanziere ich mich von einem Schuld-Einbekenntnis meterweit. Im zivilrechtlichen Rahmen würde mich möglicherweise eine Rückzahlungsverpflichtung treffen, aber das wird ja hier verhandelt. Das habe ich nicht zu beurteilen", so Sundt. "War Ihr Anspruch berechtigt?", fragt der TA-Anwalt. "Einen Rückzahlungsanspruch der Telekom würde ich nicht akzeptieren", sagt Sundt.
10:40 Uhr: Hochegger-Studie
Die Hochegger-Studie habe Sundt laut eigener Aussage nicht gekannt. Das Thema der Studie (TA-Investments im ehemaligen Ostblock) sei in die Abteilung Strategie gefallen. Der Staatsanwalt will wissen, ob Fischer für die Studie zuständig gewesen sein könnte. "Ich habe keine Informationen über eine derartige Studie erhalten", sagt Sundt.
Er hätte sich erwartet, darüber informiert zu werden, so Sundt. "Der Herr Fischer war für Budgets verantwortlich, die solche Dinge erlaubt haben. Ich bin persönlich ein bisschen negativ berührt, dass ich damals nicht informiert wurde", sagt Sundt.
Fischer meldet sich zu Wort
Der ehemalige Festnetz-Vorstand schildert, dass er eigene Budgets hatte, "da geht man nicht wegen jedem Auftrag in den Vorstand, weil man davon ausgeht, dass man den eigenen Bereich eigenverantwortlich betreut."
Einsparungen durch Mitarbeiter-Abbau seien ausgereizt gewesen, "das ist uns schon zum Hals heraus gestanden." Eine Ost-Erweiterung der TA hätte sowieso eines Vorstands-Beschlusses bedurft. Warum keine zweite Vorstands-Unterschrift auf dem Hochegger-Auftrag sei, wisse er bis heute nicht. Es sei nicht in seinem Aufgabenbereich gelegen, für eine zweite Unterschrift zu sorgen.
Der TA-Anwalt (die Telekom hat sich dem Verfahren als Privatbeteiligte angeschlossen) zitiert aus einer Sundt-Einvernahme. Sundts Anwalt zeigt sich heute von der streitbaren Seite und hat wieder Einwände. TA-Anwalt stellt Frage erneut: "Haben Sie damit gerechnet, die 11,70 zu erreichen?" "Nein", antwortet Sundt. Es folgt wieder ein Wortgefecht zwischen dem TA-Anwalt und dem Sundt-Verteidiger...
10:20 Uhr: Sundt gerät in Rage
Der Staatsanwalt stellt Sundt hypothetische Fragen: "Was wäre gewesen, wenn der Aufsichtsrat davon informiert gewesen wäre?" Sundt gerät leicht in Rage: "Sie stellen mir hypothetische Fragen, die ich nicht beantworten kann."
Der Staatsanwalt liest aus einer Aussage von Sundt vor. "Als mir EuroInvest bzw. Wanovits bekannt wurde, fragte ich einen Assistenten, ob die TA Geschäftsverbindungen mit der Bank gehabt hatte." die Antwort habe "Nein" gelautet.
Nun entspinnt sich ein Wortgefecht zwischen dem Sundt-Verteidiger und dem Staatsanwalt. Wandl fragt, ob eine Verbindung mit der EuroInvest "belastend" oder "problematisch" gewesen wäre. Der Verteidiger entzündet sich daran. Der Richter lässt den Staatsanwalt die Frage neuerlich formulieren.
Jetzt Heiterkeit im Saal
Der Staatsanwalt will weiterfragen, macht jedoch eine Pause, damit Sundt einen Schluck Wasser nehmen kann. "Trinken Sie nur", meint er. Sundt entgegnet: "Ich kann auch hören, während ich trinke." Heiterkeit im Gericht.
(c) APA, Sundt vor Gericht
10:09 Uhr: Besprechungen über das Bonusprogramm
Richter: "Gab es am 26. Februar noch eine Besprechung über das Bonusprogramm?" Einge Abteilungsleiter, etwa 20 Leute, seien im Besprechungszimmer von Sundt zusammengekommen. Man habe ihm gesagt, dass das Ziel von 11,70 Euro Aktienkurs nicht erreicht worden wäre, erzählt Sundt. Im besprechungszimmer wollte Sundt die Abteilungsleiter informieren. Doch dann sei ein Mitarbeiter zu ihm gekommen und habe ihm gesagt, dass bei einer "Schlussauktion" der Kurs von 11,70 doch noch überschritten worden war. "Ich habe damals keine Ahnung gehabt, was eine Schlussauktion überhaupt ist", sagt Sundt und meint, dass er damals "überrrascht" gewesen sei.
Der Richter konfrontiert Sundt mit einer Schieszler-Aussage, wonach es "großen Druck" seitens des TA-Vorstandes gab, den Kurs zu erreichen. Daran kann sich Sundt nicht erinnern.
Nun stellt Staatsanwalt Hannes Wandl die Fragen. Sundt habe damals aus dem verlauf des Aktienkurses "nicht zwingend geschlossen", dass der Wert von 11,70 nicht erreicht werden könnte. ML habe einen Bestand an TA-Aktien um den Wert von 9 Euro in den Büchern gehabt - bei einem Tageswert von 11,70 wäre der Verlust 2,70 Euro pro Aktie gewesen. Deshalb sei damals die Vermutung nahegelegen, dass ML den Kurs der TA-Aktie drückt, um den Verlust zu drücken. "Wir (der Vorstand, Anm.) waren der Meinung, dass ML ein Motiv hatte."
Er hätte nie eine Information bekommen, dass TA-Aktien für ein "Gegengeschäft" aufgekauft hätten werden sollen. Alleine "bei dem Wort Gegengeschäft stellt es mir die letzten Haare auf", sagt Sundt. Das hätte nicht seine Zustimmung gefunden.
10:00 Uhr: Jetzt spricht Sundt
Im Vergleich zu anderen Telekom-Papieren hätte sich die TA äußerst positiv entwickelt, so Sundt: "Deswegen waren wir gern gesehene Gäste bei den Investoren." Jeden Tag hätte also "Kurspflege" stattgefunden, so Sundt. Das sei also nichts Außergewöhnliches gewesen. Im Februar 2004 suchte der Finanzminister nach Möglichkeiten für ein Null-Budget und machte Druck auf die TA, Unternehmensteile zu versilbern. So wäre es zu Verhandlungen mit der Schweizer Gesellschaft swisscom gekommen. In einem Interview hätte ÖIAG-Chef Michaelis dann gesagt, dass es keine Verhandlungen mit der swisscom gebe. Sundt traf sich mit Michaelis zum Mittagessen. "Ich habe ihm damals schwere Vorhalte gemacht und mich vehement gegen diese Vorgangsweise ausgesprochen, etwas in den Medien breitzutreten", so Sundt. In Wirklichkeit hätten sich nicht die Schweizer zurückgezogen, sondern Österreich hätte aus politischen Gründen den Verkauf gestoppt.
Nach diesem Interview kamen Investoren und hätten an der weiteren Privatisierung der TA gezweifelt, so Sundt. Die fallenden Aktienkurse der TA seien auf das Interview von Michaelis zurückzuführen. Die Schlusskurse an der Börse seien dabei "deutlich niedriger" gewesen als die Intraday-Kurse. "Irgendwer möchte die Kurse beeinflussen. Wir hatten den Verdacht, dass es Merrill Lynch (ML; US-Investmentbank, Anm.) war", so Sundt. Im nachhinein hatte sch herausgestellt, dass es nicht ML war, sondern die Deutsche Bank.
Dass man bis zu 10 Prozent an eigenen Aktien zurückkaufen konnte, davon habe er damals nichts gewusst, so Sundt. So etwas sei damals "vielleicht in einem Halbsatz erwähnt worden, aber gleich wieder verworfen." Er habe Wanovits damals nichts gekannt - zum ersten Mal habe er den Banker gestern im Gerichtssaal gesehen.
Sundt räumt ein, dass er 2004 vielleicht den "Hinweis auf einen Broker, der eigene Papiere kauft" erhalten habe. Erinnern könne er sich daran aber nicht und so eine Andeutung sei auch keinesfalls bei einer Sitzung gefallen.
09:40 Uhr: Befragung von Colombo beendet
2003 war Schieszler Leiter des Controlling der Telekom und hatte auch Prokura. Unterstellt war er Colombo. "Ich war der zuständige Vorstand", so Colombo. damit ist seine Befragung beendet.
Nun kommt Ex-TA-General Heinz Sundt in den Zeugenstand. Ab 2000 war war Sundt Generaldirektor der TA, bis Mai 2006. "Ich habe als Informationsdrehscheibe für den Aufsichtsrat funktioniert", beschreibt Sundt seine Aufgaben im Unternehmen. Das Aktien-Bonusprogramm war Sundt bekannt. Der Vertragsabschluss erfolgte zwischen Merrill Lynch und dem TA-Vorstand. Inhaltlich sei allerdings bereits alles festgestanden, so Sundt.
Sundt möchte zu den Geschehnissen im Jahr 2004 etwas intesiver ausholen. Jedes Quartal habe es "Roadshows" für Investoren gegeben. Hierbei sei der Vorstand unterwegs gewesen und habe Investoren Pläne und Ziele der TA präsentiert. "Wir warn gern gesehene Gäste bei unseren Investoren", schildert Sundt - weil die Performance der Aktie gut gewesen sei. Sundt legt dem Richter eine vorbereitete Grafik vor mit Kursvergleichen.
09:33 Uhr: Colombo: "Schieszler unglaublich intelligent"
"In welcher Sprache haben Sie üblicherweise mit Herrn Schieszler gesprochen?", fragt der Colombo-Verteidiger. "Auf Deutsch", antwortet Colombo, gebürtiger Italiener. "Wie war Schieszler?", fragt der Verteidiger weiter. "Er hatte Entrepreneur-Geist", antwortet Colombo, Schieszler sei schnell von Begriff gewesen und hätte rasch Karriere gemacht. "Er war unglaublich schnell und intelligent", so Colombo.
2001 hatte Colombo eine Gewinnwarnung ausgegeben; Die TA-Aktie verlor 30 Prozent. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Warnung nicht nötig gewesen wäre - das hatte Fischer gestern ausgesagt. Wegen "Unzulänglichkeiten im internen Betriebssystem" sei die Warnung fälschlicherweise erfolgt. Worauf der Verteidiger hinaus will: Die Wertgrenze für das Stock Option Programm wäre ohne diesen Fauxpas wohl locker überschritten worden, meint Colombo.
09:25 Uhr: Befragung von Colombo geht weiter
Deutlich weniger Kiebitze als gestern - vielleicht wetterbedingt - verfolgen den zweiten Verhandlungstag im Telekom-Prozess. Im Saal 203 des Wiener Landesgerichts haben sich etwa ein Dutzend Zuschauer eingefunden. Auch die Zahl der Medienvertreter ist gesunken, schätzungsweise um die Hälfte. In wenigen Minuten soll der zweite Prozesstag beginnen.
Richter Michael Tolstiuk eröffnet die Verhandlung. Zu Beginn will Verteidiger Rudi Mayer noch einige Details aus dem gestrigen Protokoll klären. Die Befragung von Ex-TA-Finanzvorstand Stefano Colombo geht weiter.
09:10 Uhr: In Kürze geht es los
Als nächster angehört wird nach Colombo Ex-Generaldirektor Heinz Sundt. Er hat bereits heute vor Journalisten betont, dass er keinen Kurs manipuliert habe und Wanovits nicht kenne. Laut Staatsanwalt Hannes Wandl haben die als Beitragstäter angeklagten Trimmel und Johann Wanovits ein Teilgeständnis abgelegt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Schaden von 10,63 Mio. Euro aus.
08:50 Uhr: Teilgeständnis
Der Hauptangeklagte Fischer legte am gestrigen ersten Prozesstag ein Teilgeständnis ab - er habe eine Zahlung von 500.000 Euro an Wanovits freigegeben. "Ich weiß, dass das ein Fehler war, es tut mir leid", so der ehemalige Telekom-Austia-Vorstand. Spannend bleibt, ob heute weitere Geständnisse folgen werden.