In der Finanzwelt gilt Mexikos Notenbankchef als Kompetenz-Schwergewicht.
Zumindest beim Namen würde es kaum jemandem auffallen, wenn der neue IWF-Chef erstmals nicht aus Europa käme, sondern aus Mexiko: Agustin Carstens heißt der Chef der mexikanischen Notenbank, der von seiner Regierung ins Rennen um den Top-Job geschickt wurde. Fachfremden ist der 52-Jährige eher durch seine etwas füllige Erscheinung bekannt. In der internationalen Finanzwelt gilt der Ökonom wegen seiner Kompetenz als Schwergewicht.
"Kenne IWF aus allen Winkeln"
"Ich kenne den IWF aus allen Winkeln", sagte Carstens, der in Chicago studierte, kürzlich. Seine Biografie belegt das. Der Mexikaner war Exekutiv-Direktor beim IWF und in der Funktion als Stellvertretender Geschäftsführender Direktor für die Beziehungen des IWF zu rund 70 Mitgliedsländern verantwortlich. Ihm ist Washington, der IWF-Hauptsitz, vertraut, und er weiß um die Fallstricke auf dem internationalen Finanzparkett. "Ich kenne mich rundum mit Staatsbankrotten aus", versicherte er der "Zeit".
Rascher Aufstieg
Seine Bankerkarriere begann 1980 in Mexiko bei der Zentralbank Banco de Mexico. Rasch arbeitete er sich empor, verhandelte über Umschuldungen und leitete bald die Währungs- und Devisengeschäfte der Zentralbank. Mexikos Präsident Felipe Calderon holte den Experten 2006 als Finanzminister ins Kabinett, das er 2010 nur verließ, um Notenbankchef zu werden. Seine Amtszeit dauert noch bis 2015, doch Mexiko würde seinen obersten Währungshüter wohl gerne nach Washington ziehen lassen.