Der Verbund und die türkische Sabanci-Holding halten mit ihren Joint Venture Enerjisa daran fest, die Stromerzeugung in der Türkei massiv auszuweiten. Der Enerjisa-Umsatz lag 2009 bei 2,3 Mrd. Türkische Lira (1,138 Mrd. Euro) und soll heuer auf 3,4 Mrd. Lira steigen. Der operative Gewinn des Unternehmens machte 2009 200 Mio. Lira aus, heuer sollen es schon 300 Mio. sein, bestätigte Sabanci-CEO Ahmet Dördüncü.
Bis 2015 will das Gemeinschaftsunternehmen 5.000 MW installierte Leistung zur Verfügung haben und 10 % Marktanteil. Man liege so gut im Plan mit dem Bau neuer Kraftwerke, dass man deshalb darauf verzichtet habe, im Februar für vier Kraftwerke mitzubieten, die von der türkischen Regierung privatisiert wurden, sagte Dördüncü.
Derzeit sind je drei Kraftwerke an den beiden Flüssen Seyhan und Ceyhan in Südostanatolien in Bau. Fünf Wasserkraftwerke sind schon in Betrieb. Vier Gaskraftwerke laufen, eines, in Bandirma, soll im Sommer ans Netz gehen. Auch gibt es Pläne für Windkraftwerke mit knapp 70 MW Leistung.
In die Erzeugung von Atomstrom wird das Joint Venture nicht einsteigen, das sei ausgeschlossen, sagten Dördüncü und Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Allerdings prüft die türkische Muttergesellschaft Sabanci noch, ob sie beispielsweise in Russland in die Atomstromproduktion einsteigt. Solche Überlegungen seien aber noch "in einem sehr frühen Stadium", so Dördüncü.
Auch am Bau des umstrittenen Kraftwerks Ilisu in der Osttürkei ist Enerjisa nicht beteiligt. Allerdings werde die Sabanci-Tochter Akbank bei der Finanzierung von Ilisu mitmachen, nachdem europäische Banken, darunter die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB), aus der Finanzierung ausgestiegen sind, sagte Dördüncü. Inhaltlich wollte sich der Sabanci-CEO zur Sinnhaftigkeit des Projekts nicht äußern. Es sei "umstritten" und er "kennt die Details nicht", so Dördüncü lediglich.
Sabanci-Präsidentin Güler Sabanci plädierte auf Fragen von Journalisten für die Fortsetzung des EU-Beitrittsprozesses. "In zehn Jahren ist die Türkei EU-Mitglied" gab sie sich überzeugt. Und dann werde dieser Schritt auch von den aktuellen EU-Staaten begrüßt werden, glaubt die einflussreiche Geschäftsfrau, die heute von Wirtschaftsminister Mitterlehner das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich erhält - der höchste heimische Orden für Wirtschaftstreibende.