Volksbanker wollen BAWAG-Fusion noch nicht begraben
19.05.2010
Nach dem Stopp der Verhandlungen um eine Fusion von Volksbank AG (ÖVAG) und der Cerberus-Bank BAWAG am Montag vergangener Woche gibt es weiter keine "amtlichen" Angaben zu einem Fusions-Abbruch. Die Gespräche gelten nicht als offiziell beendet, obwohl die Datenräume geschlossen wurden. Ob es weiter geht, soll sich - wie aus informierten Kreisen verlautet - erst in zwei bis drei Wochen entscheiden.
Im Umfeld der Verhandler verlautet, dass die Fusionsgespräche vor allem bei den Volksbankern anfangs mit Euphorie quittiert worden seien. In der BAWAG soll so eine Lösung als schwierig, aber machbar, bewertet worden sein. Dann wurden Bedenken regionaler Volksbanken (die heutigen ÖVAG-Mehrheitseigentümer) gegen einen von Cerberus verlangten Durchgriff so heftig, dass nicht mehr weiter verhandelt wurde.
Während in Wiener Finanzkreisen das Thema Zusammenschluss ÖVAG/BAWAG als "erledigt" galt, wollen maßgebliche Volksbanker noch ein paar Wochen Zeit ins Land gehen lassen, heißt es, um sich in strittigen Fragen aufeinander zuzubewegen.
Mehrere Dutzend Banker, Berater und Anwälte waren in die bisherigen Vorarbeiten involviert, man arbeitete informell auf einen Abschluss im Juni hin. Von der Volksbankengruppe wurde in den seit vielen Wochen laufenden intensiven Verhandlungen vor gut einer Woche die Notbremse gezogen, als Cerberus-Forderungen nach einer Fusion mit der gesamten Volksbankengruppe bekannt wurden. Das bedingte für die regionalen Volksbanken einen engen und umfassenden Vertragsverbund a la Erste/Sparkassen mit weitgehender Aufgabe der Selbstständigkeit.
Volksbanken lehnen Durchgriffsrecht ab
Ein Haftungsverbund mit Durchgriff von oben soll, wie es heißt, für die regionalen Volksbanken auch zum jetzigen Stand kein Thema sein. Die 63 regionalen Volksbanken seien immerhin ÖVAG-Eigentümer und nicht Töchter oder Filialen der ÖVAG mit weisungsgebundenen Verwaltungsangestellten, wird dort argumentiert. Auch von Cerberus ist nicht bekannt, hier klein beigeben zu wollen.
Neben den für Cerberus bisher angeblich spielentscheidenden maßgeblichen Durchgriffsrechten soll es in der Folge auch noch um ungeklärte Bewertungsfragen gehen, und damit um die Beteiligungsquoten und Machtverteilungen im Fusionsinstitut. Die Volksbanker sähen die ÖVAG in einer BAWAG-Lösung nicht automatisch als der Übernahmekandidat, heißt es. In der Wiener Bankenszene wurde dies bisher anders gesehen.
Erst in zwei bis drei Wochen wollen die Verfechter des BAWAG/ÖVAG-Modells wissen, ob es wirklich beendet ist. Wird dann wieder weiter verhandelt, sitzt ein mächtiger Dritter mit am Verhandlungstisch: Die Republik Österreich, die beiden Häusern - Volksbank AG und BAWAG - Staatshilfe (Partizipationskapital bzw. PS-Kapital und Garantien) gegeben hat.
Den ÖVAG-Managern wird weiter nachgesagt, mit Investorenhilfe auf jeden Fall heuer mit der Tilgung erster Tranchen des insgesamt 1 Mrd. Euro schweren staatlichen PS-Kapitalpakets beginnen zu wollen. Die größere Rückführung würde im Fall ÖVAG/BAWAG bei einem Exit wohl über die Börse erfolgen, so die Planspiele auf mittlere Sicht.
Mutmaßungen, dass es für die ÖVAG als Ganzes keinen anderen Interessenten gegeben haben soll als die BAWAG, werden im Umfeld der Banken mit dem Hinweis relativiert, dass es gelungen sein dürfte, andere Gespräche diskreter zu halten. Dass nach einem Abbruch mit der BAWAG allerdings gleich Alternativkandidaten genannt werden können, wird aber bezweifelt.
In diesem rauen Umfeld für Banken gebe es wenige, die gerade in Österreich ganze Banken kaufen wollten, heißt es in der Branche. Noch dazu, wo bisher keine Bank wisse, wie weit sie sich selber neu kapitalisieren wird müssen, wenn die neuen Eigenkapitalregulative (Basel III) kommen. Bis dahin könnten wieder viele Monate ins Land gehen.
Auch Teilverkäufe denkbar
Sollte es auf Ebene der ÖVAG keinen Partner geben, bliebe der parallel verfolgte Teile-Verkauf (z.B. Europolis, Investkredit). Als sakrosankt gilt den Volksbankern die Osteuropa-Tochter Volksbank International (VBI), die operativ und kapitalmäßig auch nur sehr schwer von der Mehrheitsmutter zu trennen sei.
Nach dem Aufräumen mit den großen Belastungen in der Bilanz 2009 und dem Staatskapital im Hintergrund sehen Volksbanker für ihr Spitzeninstitut angeblich sogar eine Stand-alone-Lösung als intakte Möglichkeit, wenn die favorisierte Lösung ausbliebe. Von Aufsicht und Republik hingegen soll es, wie es heißt, allerdings eindeutige "Empfehlungen" geben, sich beizeiten um einen starken Partner umzusehen.