Die Liste der Investoren enthält weitere prominente Profiteure des Hypo-Verkaufs an die Bayern.
Der Vermögensverwalter Tilo Berlin (einst auch Chef der Hypo Alpe Adria) hält die genaue Liste jener Investoren, die am Hypo-Deal beteiligt waren, weiter unter Verschluss. Im Magazin "Format" werden weitere prominente Profiteure am skandalumwitterten Hypo-Verkauf an die Bayern genannt, die mit rund 150 Mio. Euro Profit aus ihrem Kurzeinstieg herausgegangen sein sollen.
Berlin selber betont, sämtliche Vorgänge rund um den Hypo-Deal seien korrekt und im Einklang mit allen Gesetzen gewesen. Laut "Format" finden sich auf der Hypo-Investorenliste neben schon bisher genannten Geldgebern Ex-Wienerberger-Chef Erhard Schaschl, der frühere CA-Generaldirektor Guido Schmidt-Chiari und der Verpackungsindustrielle Stanislaus Turnauer. Auch die Unternehmerfamilien Heinzel (Papier), Gorton (Hohe Brücke), Rauch (Fruchtsaft, hat in anderen Medien dementiert, Anm.) und Tilly sollen dazu zählen.
Gemeinsam mit seiner Frau Heidegunde habe der Spediteur Paul Senger-Weiss Ende 2006 Genussscheine gezeichnet, die nun für Verdruss in der bayerischen und österreichischen Politik sorgen. "Wir hatten keine Ahnung, dass es Geheimgespräche zwischen Tilo Berlin und der Bayerischen Landesbank gab", zitiert das "Format" den Unternehmer.
"Sauberes Geschäft"
Als "skandalös" und "starkes Stück" empfindet es Ex-Mayr-Melnhhof-Chef Michael Gröller, dass österreichische Investoren für den Einstieg bei einer österreichischen Bank kritisiert würden. "Geldverdienen wird wohl doch noch erlaubt sein. Das war ja nicht ohne Risiko." In die gleiche Kerbe schlägt Kika/Leiner-Seniorchef Herbert Koch: Er habe "das reinste Gewissen. Das war ein sauberes Geschäft." Mehr als 300.000 Euro Gewinn soll der Einstieg mit einem kleinen Teil dem Industriellen-Präsidenten Veit Sorger gebracht haben, schreibt "Format". Er legte seinen Ertrag aus dem Hypo-Deal wie berichtet vorläufig auf ein Treuhandkonto.
Gröller und Sorger soll von Berlin das Geschäft angeboten worden sein. Koch wurde von Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer auf die Anlagemöglichkeit aufmerksam gemacht. Auch Kulterer selbst soll unter den Hypo-Investoren gewesen sein, wie auch die Flick-Stiftung, deren Vermögen er verwaltet.
Dem Vermögensverwalter Tilo Berlin sei es gelungen, den Aufsichtsrat seiner Gesellschaft durch prominente Namen wie Ferdinand Piech Junior, Oliver Marc Schwarzkopf vom gleichnamigen Kosmetik-Clan, Prinz Christoph zu Schleswig-Holstein und Mercedes-AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht zu schmücken. Laut "Format" sollen die Aufsichtsräte ebenfalls am Handel mit Hypo-Anteilen prächtig verdient haben.
Einstieg über Dritte
Verkompliziert werde die Namenssuche, so schreibt das Magazin in seiner am 8. Jänner erscheinenden Ausgabe, weil viele Investoren die Equity Participation Rights (Genussscheine) des eigenes für die Hypo-Übernahme in Luxemburg gegründeten Investmentvehikels Berlin & Capital S.a.r.l. nicht direkt gezeichnet hätten, sondern über Dritte eingestiegen seien. So etwa bei der Hardt Group des Wiener Investmentprofis Alexander Schweickhardt. Die Hardt-Group verwaltet das Vermögen von reichen Privatpersonen und Institutionellen. "Wir waren als Finanzinvestor beim Hypo-Deal beteiligt. Das war ein großartiges Geschäft für die Hardt-Group", wird Schweickhardt zitiert, der dem Blatt zufolge Ende 2006 viele Reiche als Hypo-Group-Investoren ins Boot geholt haben soll.
Auch beim Arrangement der Transaktion Anfang 2007 habe Schweickhardt über die Londoner Hardt-Tochter Kingsbridge Capital mitgemischt. Die Private-Equity-Firma habe mit Tilo Berlin um Investoren geworben, die bei einer Kapitalerhöhung der Hypo Group einsteigen sollten (Deckname Project Knox).
Staatsanwaltschaft prüft
Um zu klären, was wirklich zwischen dem Ein- und Ausstieg des Berlin-Konsortiums geschah und ob hier der Zufall zu einem guten Geschäft geführt habe oder laut "Format" gute Bekannte bewusst andere geschädigt hätten, sammle die Münchner Staatsanwaltschaft Material. Der Bayerische Landtag wolle Berlin vor einen U-Ausschuss laden.
Bei Hausdurchsuchungen bei der Vermögensverwaltung Berlin & Co sei eine Investorenpräsentation sichergestellt worden. Sie umfasste eine detaillierte Bewertung der Hypo Group. Demnach wäre das 25-Prozent-Paket der Investorengruppe im Juli 2007 höchstens 647,5 Mio. Euro wert gewesen. Die BayernLB und deren damaliger Chef Werner Schmidt hätten diese Zahlen seit Jänner 2007 gekannt. Dennoch hätten sie tiefer in die Tasche gegriffen und Berlin rund 800 Mio. Euro für den Viertelanteil gezahlt. Zudem seien alle Leichen im Keller blind mitübernommen worden. In Bayern ist deshalb an Schadenersatzklagen gedacht.