Wiener Städtische steigt bei Porr komplett aus
08.06.2010
Überraschung: Die Versicherung verkauft alle ihre Anteile am Baukonzern an die türkische Renaissance Group. Diese hat damit einen Anteil von 19,4 % an Porr.
Die Versicherungsgruppe Vienna Insurance Group (VIG) steigt noch im Juni komplett aus dem börsenotierten Baukonzern Porr aus. Den Anteil von 9,2 % übernimmt die türkische Baufirma Renaissance, die bereits 10,2 % an der Porr besitzt und somit auf 19,4 % aufstockt. Ein Call-Option auf 225.908 Stück Stammaktien per Ende Mai hat die Renaissance Group ungenutzt verstreichen lassen.
VIG-Chef Günter Geyer bestätigt den Rückzug. Der Kaufpreis liegt laut Geyer "etwas über dem aktuellen Aktienkurs". An der Börse ist das Paket rund 26,6 Mio. Euro wert.
Türken wollen noch mehr
Mit der Call-Option hätte Renaissance ihre Stimmrechtsanteile sogar auf 21,74 % aufdoppeln können. Der türkische Anteilseigner habe die Optionsfrist informierten Kreisen zufolge deshalb verstreichen lassen, weil parallel dazu über den Erwerb von noch mehr Porr-Anteilen verhandelt wurde. Wer gegebenenfalls noch Porr-Anteile an die Türken abgeben will, ist unklar. Porr-Eigentümer Klaus Ortner jedenfalls wird, wie er sagt, nicht verkaufen.
Überraschende Wende
Der Deal kommt in zweierlei Hinsicht überraschend. Einerseits wollte VIG-Chef Geyer der Renaissance früheren Angaben zufolge in einem ersten Schritt nur 5 % abgeben. Andererseits ließ Renaissance die Call-Option am 31. Mai ungenutzt ablaufen.
Das ursprüngliche Eigentümersyndikat zwischen der UniCredit/Bank Austria nahestehenden B&C Holding, VIG und Ortner war im Zuge der Kapitalerhöhung in Diskussion geraten. Die VIG zog nicht mit und ihr Anteil sank unter 10 %. B&C erklärte das Syndikat für beendet. Nach zähen Verhandlungen wurde der Vertrag aufgelöst.
Derzeit ist die B&C Gruppe mit ihrer 38,7 %-Beteiligung der größte Porr-Aktionär, gefolgt von der Ortner Gruppe mit 28,7 % und der Renaissance Group mit bald 10,2 plus 9,2 %. 4,1 % halten die Wiener Stadtwerke und 9,1 % befinden sich in Streubesitz.