OECD-Prognose
Wir wachsen, aber Eurozone stürzt ab
22.05.2012
Österreich trumpft mit 0,8 Prozent Wachstum auf: EU-Wirtschaft schrumpft.
Deutschlands Wirtschaft wächst überraschend stark, doch für die Eurozone insgesamt besteht nach Einschätzung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) nur geringe Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung. 2012 dürfte die Euro-Wirtschaft um 0,1 Prozent schrumpfen, im kommenden Jahr nur um 0,9 Prozent wachsen.
Warnend heißt es im neuen Konjunkturausblick der Industrieländer-Organisation: "Durch die jüngsten Ereignisse haben sich die Abwärtsrisiken zusätzlich erhöht." Die sich wieder verschärfende Krise im Euroraum stelle weiter den größten Risikofaktor für die Weltwirtschaft dar, der Prozess des Schuldenabbaus habe noch kaum begonnen.
Die OECD erwartet für Österreich heuer ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent und für 2013 von 1,6 Prozent. Das geht aus dem heute, Dienstag, in Paris präsentierten halbjährlichen Wirtschaftsausblick hervor. Das Defizit der öffentlichen Haushalte gemessen am BIP wird heuer mit 2,9 Prozent prognostiziert und damit höher als im Vorjahr (2,6 Prozent). Für 2013 wird dann ein Rückgang des Defizits auf 2,3 Prozent erwartet.
Österreich-Prognose
Die Wachstums-Prognose für 2012 liegt damit leicht über der letzten OECD-Prognose vom November des Vorjahres als ein Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,6 Prozent erwartet worden war. Für das kommende Jahr wurde die Vorhersage dagegen etwas zurückgenommen, im November war noch ein BIP-Plus von 1,8 Prozent erwartet worden. Im Vorjahr ist die österreichische Wirtschaft laut OECD um 3,0 Prozent gewachsen. Zum Vergleich: Das Wifo erwartete Ende März für heuer 0,4 Prozent reales Wachstum, das IHS 0,8 Prozent. 2013 gehen die Institute von 1,4 bzw. 1,7 Prozent Wachstum aus.
Arbeitslosenquote
Bei der Arbeitslosenquote (ILO-Standard) erwartet die OECD in ihrem heute vorgelegten Ausblick für Österreich einen Anstieg auf 4,6 Prozent heuer und 4,8 Prozent im kommenden Jahr erwartet, nach 4,1 Prozent in 2011. Gebremst werden dürfte der Preisauftrieb: Die Inflationsrate wird heuer bei 2,3 Prozent gesehen, nach 3,6 Prozent 2011, und sollte 2013 weiter auf 1,8 Prozent zurückgehen.
Nach einer merklichen Verlangsamung im Jahresverlauf 2011 sei es Anfang 2012 angesichts einer Verbesserung der Investorenstimmung und der Finanzierungsbedingungen zu einer Stabilisierung der Wirtschaftsaktivitäten in Österreich gekommen, so die OECD. Konsum und Investitionen würden in nächster Zeit weiterhin maßvoll wachsen, die Schwäche in der Exportnachfrage anhalten. Mitte 2013 werde die Wirtschaft wieder zum Trendwachstum zurückkehren, unterstützt durch eine Verbesserung der globalen Bedingungen, die Exporte und Investitionen stärken würden.
Defizit schrumpft
Hohe Steuereinnahmen und Ausgabenzurückhaltung hätten das Defizit 2011 unter 3 Prozent gebracht. Ein zweites Konsolidierungsprogramm werde zu einer weiteren Reduktion des Defizits nach 2012 beitragen. Dennoch weise der österreichische Finanzsektor fiskalische und finanzielle Risiken auf. Zusätzliche staatliche Unterstützungsmaßnahmen könnten erforderlich sein und sollten sorgfältig gestaltet werden, damit die Stabilität des Finanzsektors gesichert bleibe, so die OECD weiter.