Armutsgefährdet

Zahl der Leiharbeiter explodiert

02.08.2010

Anstieg von 50 auf 80.000 seit Jänner. Firmen meiden derzeit Fixanstellungen.

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Angesichts der immer noch unsicheren Konjunkturaussichten wollen sich derzeit offenbar viele Unternehmen nicht mit Fixanstellungen binden. Seit Jahresanfang ist laut Ö1 die Zahl der Leiharbeiter in Österreich von 50.000 auf 80.000 gestiegen. Gefragt sind Leiharbeiter derzeit vor allem in der Autozuliefer- und Lebensmittelindustrie.

Manpower boomt
Der Chef des drittgrößten Arbeitskräfteverleihers Manpower, Erich Pichorner, verbuchte eine Steigerung um 1.200 auf 3.500 Mitarbeiter seit Jahresbeginn. "Das ist eine bisher noch nicht gesehene enorme Steigerung", sagte Pichorner gegenüber Ö1.

Schnell wieder weg
Unternehmen können Leiharbeiter unkompliziert anheuern und auch schnell wieder loswerden. Pichorner verweist darauf, dass Verleihfirmen auch die gesamte Personalauswahl ("Recruiting") für die Unternehmen übernehmen. Zugleich betont er, dass die Leiharbeiter gleich hoch bezahlt werden wie das Stammpersonal in den betroffenen Unternehmen. Auch sonst achte man auf gleiche Arbeitsbedingungen.

"Mitarbeiter zweiter Klasse"
Für die Gewerkschaft sind Leiharbeiter Mitarbeiter zweiter Klasse. Rene Schindler von der Produktions-Gewerkschaft Pro-Ge sagte, dass Leiharbeiter oft ohne notwendige Schulung gefährlichste Tätigkeiten verrichten müssen. In der Branche der Arbeitskräfteüberlasser sei die Zahl der Arbeitsunfälle "um ein Mehrfaches höher" als in anderen Branchen, verweist Schindler auf Statistiken der Unfallversicherungsanstalt (AUVA).

Extrem armutsgefährdet
Leiharbeiter seien auch extrem armutsgefährdet, weil sie zwischen zwei Aufträgen in der Regel nicht weiterbeschäftigt werden. Zudem laufen sie Gefahr, ihren Job schon bei der geringsten Auffälligkeit wieder zu verlieren. Die Leihfirma könne es sich nämlich nicht leisten, einen Kunden durch auffällige Mitarbeiter zu vergraulen. Die Gewerkschaft verlangt daher von SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer, die Zahl der Leiharbeiter gesetzlich auf zehn Prozent der Arbeitskräfte in einem Unternehmen zu beschränken. Derzeit liege man in einigen Branchen schon darüber.

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