Der steirische Chocolatier startet im Mai einen Nutztier-Zoo - zum Essen.
Es ist sein "Lebenswerk", das er dem fairen Handel und dem nachhaltigen Wirtschaften gewidmet hat, wenngleich er sich der Provokation bewusst ist: Der oststeirische Chocolatier Josef Zotter eröffnet im Mai neben seiner Schokoladen-Manufaktur einen "Essbaren Tiergarten".
Rund vier Millionen Euro investiert Zotter in das 27 Hektar große Areal, auf dem Zuchttiere alter Rassen nicht nur bestaunt und gestreichelt, sondern auch verkostet werden sollen: "Am Tier essen", nennt Erfinder Zotter seine jüngste Kreation.
Auf dem Firmensitz in Bergl bei Riegersburg werden Erdställe und begrünte Gebäude, Teiche, Wege und eine Hängebrücke angelegt. Zwölf seiner inzwischen 120 Mitarbeiter werden künftig hier tätig sein.
Verkostungsstation
"Es ist die 16. Verkostungsstation des Schokoladentheaters", sagt Zotter. Diese umfasst die "Würstlquetschn", Müllnerei und Bäckerei ("Mit der ultimativen Wurstsemmel"), einen mobilen Hühnerstall sowie Küchenbox und Picknick-Angebote. Serviert werden eigene Produkte vom Wollschwein bis zum Hochlandrind.
Auch wenn Zotter den erhobenen Zeigefinger ablehnt ("Die Leute sollen Spass haben und sich wohlfühlen"), soll den Konsumenten doch ein Spiegel vor die Nase gehalten werden: "Hühnerteile im Supermarktpackerl wecken keine Emotionen. Und alle schauen weg, wenn es darum geht, wie der Tiefstpreis dafür zustande kommt." Dass sich der eine oder andere nach dem Besuch die Frage stellt, wie oft man welches Fleisch isst, sei durchaus gewollt. Auch geschlachtet werde an Ort und Stelle, jedoch nicht öffentlich: "Davon bin ich abgekommen. Es könnte als Gag oder Voyeurismus ausgelegt werden."
Belebung der Marke
Vom "Essbaren Tiergarten" erwartet sich Zotter eine Belebung der Marke, nicht mehr Besucher. Künftig gibt es das Schokoladentheater - 2010 rund 174.000 Gäste - nur im Kombitarif (12 Euro) mit dem Tiergarten. Klar bleibe der Fokus weiter auf der Produktion hochwertiger Bio-Schokolade. So startet Ende Februar "Mi-Xing-bar", individualisierte Kreationen, die auch online aus 99 Zutaten ausgesucht und zu theoretisch 9,6 Milliarden Variationen zusammenstellt werden können. Damit trage man dem wachsenden Internet-Geschäft Rechnung, anderseits sehe er darin auch eine Art Marktforschung, so Zotter.