Neue Facette im Streit zwischen dem Post-Management und der Christgewerkschaft in der Post. FCG-Post-Vorsitzender Manfred Wiedner klagt die Österreichische Post wegen fehlender Geschäftsstellen. Denn laut neuem Postmarktgesetz muss die Post 1.650 Niederlassungen (Ämter, Post-Partner, Post-Servicestellen) haben, derzeit sind es aber nur 1.613, davon 480 Post-Partner. Im März will Postchef Pölzl den gesetzeskonformen Zustand hergestellt haben. Das bezweifelt Wiedner, was wiederum die Post verzweifeln lässt.
Wiedner will mit der Klage, die den nächsten Tagen der Post zugestellt wird, erreichen, dass zumindest vorerst keine weiteren Ämter zugesperrt werden. Er sieht 6.000 der 22.000 österreichischen Post-Arbeitsplätze gefährdet. Und er sieht die Bürgermeister auf seiner Seite, dies würden laufende Anrufe der Gemeindevertreter bestätigen. Umso unverständlicher sei es, dass Gemeindebund-Chef Helmut Mödlhammer sich gemeinsam mit Wirtschaftskammer-Boss Christoph Leitl und Postchef Pölzl der Öffentlichkeit präsentiere und das Post-Partner-Konzept lobe.
"Was bringen längere Öffnungszeiten, wenn nichts geboten wird", so Wiedner. Außerdem stimme es ohnehin nicht, dass die Post-Partner automatisch bessere Öffnungszeiten garantieren würden. Viele Partner hätten nur am Vormittag offen, kritisiert Wiedner. Derzeit ist die Post dabei, Post-Servicestellen mit sehr eingeschränktem Angebot auf Post-Partner umzustellen. Die Änderung dabei: Die Servicestellen müssen nun auch Auslandspost zustellen.
Gewerkschaft blockiert Postler-Wechsel zur Polizei
Eine klare Absage erteilte Wiedner der Aktion "Postler zur Polizei". Wer wechsle, verliere einen großen Teil seiner Lebensverdienstsumme. Dass ein Wechselwilliger womöglich wieder einen neuen Lebenssinn bekommen könnte, das lässt der übereifrige Gewerkschafter freilich unter den Teppich kehren. Eine flexible Haltung sieht anders das - das ist Blockade-Haltung wie seit eh und jeh.
Kritik kam indessen auch von den Grünen: "Wenn Mittelfriststrategie bei der Post bedeutet, dass mit diesem wichtigen Infrastrukturanbieter gefuhrwerkt werden soll wie mit jeder x-beliebigen Telekom-Firma, die vor allem einmal anständig Cash für die Aktionäre abwerfen soll, dann haben Manager wie Regierung etwas grob missverstanden", so Infrastruktursprecherin Gabriela Moser.
Welche "x-beliebige" Telekom-Firma hier gemeint sein mag, bleibt aber ebenso unerwähnt. Sollte es eine Anspielung auf die Telekom Austria sein - nun, bei der werden mehr als 1.000 Mitarbeiter noch jahrzehntelang ohne jegliche Gegenleistung finanziert. Ist es das, was mittelfristig wünschenswert ist?
"Die Post muss mehr als in den letzten Jahren wieder ein Dienstleistungsunternehmen für die ganze Bevölkerung werden", fordert jedenfalls Moser. "Cash statt Service ist der falsche Weg - wenn sich diese Einsicht nicht umgehend auch beim Post-Management einstellt, muss Postministerin Doris Bures eingreifen", fordert sie.