Schuldenkrisen hieven Gold auf ein 1.500-Dollar-Allzeithoch.
Die Zuspitzung der Schuldenprobleme in den USA und Europa hat den Goldpreis erstmals in der Wirtschaftsgeschichte über die Marke von 1.500 Dollar (1.049 Euro) getrieben. "Gold ist noch immer die erste Wahl als sicherer Anlagehafen", sagte ein Händler in Singapur. Eine Feinunze (etwa 31 Gramm) des Edelmetalls zur Lieferung im Juni verteuerte sich am Dienstag zeitweise um rund ein halbes Prozent auf 1.500,50 Dollar. Derzeit gebe es viele schlechte Nachrichten, die das Metall in den wirtschaftlich eher unsicheren Zeiten beliebt machten, sagte Händler. Der Preis für die seit Jahrtausenden bewährte Geldanlage ist in den vergangenen beiden Wochen um rund 70 Dollar gestiegen.
Schuldenkrise
Neben der Drohung der Ratingagentur S&P vom Montag, den USA die Rating-Bestnote "AAA" zu entziehen, trieb auch die Debatte um eine Umschuldung Griechenlands, ein billigerer Dollar und teureres Öl den Gold-Preis. In die Kerbe schlug auch der Wahlerfolg der Euro-Skeptiker in Finnland, durch den eine Blockade des EU-Rettungspakets für Portugal drohen könnte.
Gold hat bereits im vergangenen Jahrzehnt ein glänzendes Comeback hingelegt. Nach einer zwanzigjährigen Durststrecke geht es seit 2000 mit dem Preis fast ohne Pause aufwärts. Im Vergleich zum Jahrtausendwechsel hat sich der Wert einer Feinunze mehr als vervierfacht: Damals wurden gerade einmal 290 Dollar gezahlt.
Noch vor wenigTrendumkehr
en Wochen schien es aber, als ob der Aufwärtstrend vorerst endet. Experten hatten erklärt, die Aussicht auf erstmals seit langem wieder steigende Zinsen in Europa und den USA verleide vielen Investoren die Lust an der klassischen Krisenanlage Gold - trotz der Atomkatastrophe in Fukushima und den Unruhen in Nahost und Nordafrika.
"Sicherer Hafen"
Nach dem 30-prozentigen Gold-Preissprung 2010 sahen Experten daher erhebliches Korrekturpotenzial. Die Argumentation: Gold werde sich auch wegen der Trendwende am Rentenmarkt verbilligen. Die Erwartung höherer Leitzinsen trieb Renditen wieder hoch - bei zehnjährigen Bundesanleihen etwa auf fast dreieinhalb Prozent, nachdem sie 2010 auf dem Höhepunkt der europäischen Staatsschuldenkrise auf knapp über zwei Prozent abgerutscht war. Mit höheren Zinsen verliert Gold als Anlageform an Reiz, da es keine Zinsen abwirft, sondern nur die Chance auf Wertsteigerung bietet. Die aktuellen finanzpolitischen Entwicklungen in Europa und den USA ließen Anleger nun zunächst aber wieder im "sicheren Hafen" Gold festmachen.
Auch Silber erfreut sich immer größerer Beliebtheit: Das "Gold des kleinen Mannes" kostet am Dienstag rund 43 Dollar je Feinunze. Allein 2010 betrug der Zuwachs 80 Prozent, in diesem Jahr sind es bereits weitere 40 Prozent. Dazu trug auch die gute Weltkonjunktur bei - denn Silber kommt auch industriell zum Einsatz, etwa in der Medizintechnik und bei Herstellung mancher Solarzellen. So könnte die Trendwende in der Energiepolitik dem Silberpreis weiteren Rückenwind geben.