Der Aufwärtstrend beim Gold ist anscheinend nicht zu stoppen. Am Freitag mittag erklomm der Preis je Feinunze für das Edelmetall in Euro erstmals die 1.000-Euro-Marke und erreichte in der Spitze bisher 1.001,92 Euro.
Auch in Dollar wurde heute mit 1.249,40 ein neues Rekordhoch erzielt. Nicht anders sieht es in den anderen Währungen aus: in Schweizer Franken betrug der Rekordpreis bisher 1.404 Franken, und in britischen Pfund 860,23.
Erste Bank-Goldexperte Ronald Stöferle macht den jetzt stattfindenden allgemeinen Trend zur "Remonetarisierung" für den anhaltenen Aufschwung verantwortlich. Das Vertrauen in Papierwährungen lasse nach. Zum Unterschied von Papiergeld sei Gold nicht beliebig vermehrbar.
"Gold ist ein weiches Metall, aber eine harte Währung", so der Experte. Zentralbanken seien bereits wieder zu Nettokäufern geworden, und die Nachfrage von Investoren sei bereits wichtiger als jene der Schmuckindustrie. Am Ende des derzeitigen Goldpreiszyklus, der um 2011/12 liegen könnte, rechnet Stöferle unverändert mit einem Goldpreis von 2.300 Dollar.
Euro fällt auf tiefsten Stand seit 18 Monaten
Während das Gold als sicherer Hafen haussiert, hat die Verunsicherung über die langfristigen Folgen der europäischen Schuldenkrise den Euro am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 1,25 Dollar gedrückt. Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweise bis auf 1,2433 Dollar und war damit so billig wie seit November 2008 nicht mehr.
Viele Investoren befürchteten, dass die rigiden Einsparungen einiger Staaten den wackligen Aufschwung innerhalb der Währungsunion abwürgen könnten, sagten Börsianer. Zudem drückte die Stimmung, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann öffentlich an der Fähigkeit Griechenlands zweifelte, die Schulden jemals zurückzahlen zu können.
Ackermann-Kritik ist wenig hilfreich
Der Chef des größten deutschen Bankhauses hatte am Vorabend in einer
TV-Sendung mit Blick auf die Rückzahlung der griechischen Schulden gesagt:
"Ob Griechenland über die Zeit wirklich in der Lage ist, diese
Leistungskraft aufzubringen, das wage ich zu bezweifeln."
Dazu
bedürfe es unglaublicher Anstrengungen. Dies wirke sich direkt auf die
Gemeinschaftswährung aus, betonte ein Börsianer. "Denn die Euro-Zone ist
nichts anderes als die Summe ihrer Volkswirtschaften und Griechenland gehört
dazu."
Langfristig niedrigen Zinssatz der EZB erwartet
"Die Verschärfung des Sparkurses bedeutet geringeres Wachstum", betonte Devisenstratege Marcus Hettinger von der Credit Suisse. Damit würden die europäischen Leitzinsen voraussichtlich länger auf dem aktuell niedrigen Niveau bleiben als bisher gedacht. In Schwächephasen versuchen Zentralbanken, die Wirtschaft mit Hilfe billiger Kredite wieder anzukurbeln.
Nach Einschätzung von UBS-Volkswirt Stephane Deo hinkt die europäische Konjunktur der amerikanischen hinterher. "Die US-Notenbank Fed wird höchstwahrscheinlich schon im Sommer den Weg für erste Zinserhöhungen im weiteren Jahresverlauf freimachen." Ein ähnlicher Schritt der EZB sei derzeit nicht absehbar.
Liquiditätsblase dank EZB-Anleihekäufe?
Ein weiterer Belastungsfaktor für die Gemeinschaftswährung ist nach Einschätzung der Commerzbank-Devisenexperten der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB. Denn damit droht die Gefahr eine Liquiditätsblase - für viele Marktexperten einer der Auslöser der Finanzkrise.
Die Notenbank habe zwar versprochen, die durch diese Geschäfte neu geschaffene Liquidität an anderer Stelle wieder abzuschöpfen. "Doch ein schlechter Nachgeschmack bleibt", warnen die Analysten. Zum einen wirkten die Käufe kursverzerrend. "Zum anderen stellt sich die Frage, wie denn die Exit-Strategie der EZB aussähe, wenn die fiskalische Konsolidierung der Problemländer nicht wie geplant vorankäme." Würde sie deren Anleihen wieder verkaufen oder diese Staaten dauerhaft alimentieren? "Die EZB begibt sich in die Gefahr potenzieller Konflikte und schadet damit dem Euro."
Die Gemeinschaftswährung hatte zu Wochenbeginn zunächst mit einem deutlichen Anstieg auf den 750 Mrd. Euro schweren Rettungsschirm für strauchelnde EU-Staaten reagiert. Sie verteuerte sich am Montag auf knapp 1,31 Dollar, nachdem sie aufgrund der Zuspitzung der Schuldenkrise wenige Tage zuvor auf bis zu 1,2520 Dollar abgesackt war. Die Euphorie verpuffte allerdings bereits am Montagnachmittag. Seitdem kennt der Euro nur noch eine Richtung: Abwärts.