Sein Job galt von Anfang an als Schleudersitz. Nun hat General-Motors-Boss Fritz Henderson den Machtkampf am Steuer der Opel-Mutter verloren. Der gerade mal seit Ende März amtierende Übergangskandidat war zu sehr Teil des "alten" GM-Konzerns. Für den erfolgreichen Neustart unter Kontrolle der US-Regierung soll nun ein neuer Top-Manager frischen Wind bringen.
Der 51 Jahre alte Henderson hatte GM mit staatlichen Milliardenhilfen zwar im Eiltempo durch das Insolvenzverfahren gesteuert. Danach aber hagelte es einen Rückschlag nach dem anderen. Sein monatelanges Projekt des Opel-Verkaufs platzte, bei der schwedischen Tochter Saab scheiterten bisher alle Rettungsversuche. Zwar zeigten Verkaufszahlen und Finanzen des US-Traditionskonzerns zuletzt Erholungstendenzen - von echten Erfolgen wollte aber noch kaum einer sprechen.
Besonders der neue, von US-Präsident Barack Obama eingesetzte Chefkontrolleur Edward Whitacre (68) fuhr auf Konfrontationskurs zu Henderson. Der hünenhafte "Big Ed" aus Texas machte dem untersetzten Schnauzbartträger "Fritz" das Leben schwer und kassierte öffentlich dessen Entscheidungen ein. "Henderson wird von Whitacre blamiert", urteilte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz schon vor Wochen.
Mit Henderson muss nun jemand die Türme der Zentrale in Detroit verlassen, der wie kaum ein anderer ein Kind des Konzerns ist: Henderson hat "Benzin im Blut". Er kam 1958 als Sohn eines GM-Verkaufsmanagers in der US-Autostadt im Bundesstaat Michigan zur Welt und begann seine berufliche Laufbahn ebenfalls bei GM.
Henderson tourte für den US-Riesen um die halbe Welt. Schnell wurde er einer der Top-Krisenmanager des einst weltgrößten Autobauers. Als Chef der Europa-Sparte rund um Opel griff der Sanierer vor Jahren hart durch, strich rund 10.000 Stellen und brachte das Geschäft in die schwarzen Zahlen.
Der Erfolg eröffnete ihm den Weg in die Konzernspitze als Vizechef. Und als die US-Regierung im März einen Ersatz für den in Ungnade gefallenen langjährigen Konzernlenker Rick Wagoner suchte, war er plötzlich Nummer eins. Doch damals schon sprachen Kritiker von zu viel "Inzucht" bei GM. Schließlich hatte Finanzchef Henderson die Milliardenverluste mitzuverantworten. "Niemand will von Krise zu Krise torkeln", hatte Henderson selbst erklärt. So sah es nun auch Verwaltungsratschef Whitacre und zog die Notbremse. "Es müssen Veränderungen her", beschied er.
Doch die Suche nach einem Nachfolger dürfte laut US-Medien schwer werden. Niemand wolle den Posten haben. Selbst ein GM-Sprecher hält "mehrere Monate" der Suche für möglich. Vorerst muss Verwaltungsratschef Whitacre deshalb selbst ran: Er will nun "täglich" in der GM-Zentrale bei der Rettung des Giganten auf Schleuderkurs mithelfen.