Tschechiens Zentralbankchef fordert, dass Griechenland die Eurozone verlassen soll.
Nach Ansicht des tschechischen Zentralbank-Gouverneurs Miroslav Singer sollte Griechenland die Eurozone verlassen und seine neue Währung abwerten - außer Europa wäre bereit, dem hoch verschuldeten Land massive Finanzhilfe zu gewähren. Die Europäer sollten sich jedoch viel mehr um die Banken kümmern, die eine Rekapitalisierung benötigen könnten, und um andere Bereiche, wo eine Lösung möglich sei, sagte Singer der Tageszeiung "Hospodarske Noviny".
Das wäre sinnvoller, als sich jahrelang auf Griechenland zu konzentrieren, das nur zwei Prozent der Wirtschaftsleistung Europas erbringe, so der Zentralbankchef. "Wenn es nicht den Willen gibt, Griechenland eine sehr große Geldmenge aus europäischen Strukturfonds bereitzustellen, sehe ich keine andere Lösung als den Austritt aus der Eurozone und eine massive Abwertung der neuen griechischen Währung", sagte Singer in dem am Montag erscheinenden Interview.
Die bisher an Griechenland geleistete Finanzhilfe habe vor allem dazu gedient, Zeit zu kaufen, und es reichen Griechen ermöglicht, ihr Geld ins Ausland zu bringen. Das habe das Vertrauen in Europa geschwächt und die Bereitschaft nicht europäischer Lander gesenkt, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) frisches Kapital für die Hilfe an die Europäer zur Verfügung zu stellen.
Gegenüber dem Inernetportal iHNed.cz bezeichnete Singer ein geplantes Darlehen der EU-Staaten an den IWF zur Euro-Rettung als "absurd"."Europa wird der Welt verkünden, wieviel Geld es dem IWF geborgt hat und dann wird es die Welt bitten, ihm Euros zu leihen - eine Währung, die es kontrolliert", formulierte der Zentralbankchef. Das Nicht-Euro-Land Tschechien hat noch nicht entschieden, ob es sich an dem bei EU-Gipfel im Dezember im Grundsatz beschlossenen Darlehen an den IWF beteiligen wird.
Zugleich forderte Singer die europäischen Politiker auf, anzuerkennen, dass die Banken mehr Kapital benötigten. "Wir müssen aufhören, so zu tun, als würden wir die Banken nie mehr rekapitalisieren". In Zusammenhang mit der Griechenland-Krise werde es möglicherweise notwendig sein, bedeutende Geldsummen auch in sehr große Banken zu stecken, die unter Verlausten leiden. "Es ist nötig, sich sofort auf das Banken-Problem zu konzentrieren", betonte Singer.