Die linksliberale Madrider Tageszeitung "El Pais" kommentiert das Hilfspaket für Griechenland: "Die Vereinbarung über eine massive finanzielle Hilfe, die diesmal auch offen von Deutschland unterstützt wurde, war eine notwendige Entscheidung. Tatenlosigkeit oder Zögern hätte die großen Schwierigkeiten einiger Euro-Länder weiter verschärft und die Fundamente der Eurozone weiter untergraben.
Die Nachteile dieser gewaltigen Finanzhilfe sind kleiner als die Vorteile. Nach dem Hin und Her der vergangenen Monate lautet die wichtigste Lektion für Europa, dass die Wirtschafts- und vor allem die Haushaltspolitik in der Eurozone besser koordiniert werden muss."
"Neue Zürcher Zeitung" (Zürich): "Die versprochene Hilfe ist ein Verstoß gegen den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union. Griechenland ist bloß der dringlichste Problemfall, der dreisteste Trittbrettfahrer, der als Erster das Gleichgewicht verloren hat. Andere Schuldenstaaten wie Portugal dürften sich nun sicher fühlen, dass auch sie im schlimmsten Fall nicht im Regen stehen gelassen werden. Eine Umschuldung oder ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone wurden nie ernsthaft in Erwägung gezogen, obwohl es für beide Optionen starke wirtschaftliche und ordnungspolitische Argumente gibt. Die Angst der EU vor einem - vielleicht reinigenden - Gewitter an den Finanzmärkten und einem Vertrauensverlust der Kapitalgeber wog schwerer."
"Nepszava" (Budapest): "Die Lehren sind im Hinblick darauf zu ziehen, wohin die Ermutigung zu verantwortungslosem Konsum, wohin die "kreative" Buchhaltung bei den Budgetziffern, das heißt der Betrug gegenüber Brüssel und sich selbst, führen. (...) Die griechische Tragödie sollte aber auch den Akteuren der ungarischen politischen Bühne zu denken geben. Zum Beispiel jenen Rechts-Konservativen, die nach der gewonnenen Wahl vor der Machtübernahme stehen und die sich den wirtschaftlichen Aufschwung von der Belebung des Binnenkonsums erhoffen, während die Voraussetzungen dafür überhaupt nicht gegeben sind."
"Dernieres Nouvelles d'Alsace" (Straßburg): "Der Sparplan birgt die Gefahr sozialer Unruhen und des Aufstiegs von Extremisten in Griechenland. Was würden Deutsche oder Franzosen sagen, wenn von heute auf morgen ihre Kaufkraft um zehn oder 20 Prozent verringert würde? Gewiss sind die Situationen nicht vergleichbar. Griechenland leidet an chronischen Übeln wie (...) der Unfähigkeit, Steuern einzutreiben. Doch die Athen verschriebene Abmagerungskur könnte vielleicht auf die übrigen Euroländer übergreifen, die es in unterschiedlichen Maßen auch nicht schaffen, ihre öffentlichen Finanzen zu sanieren. Wir müssen endlich verstehen, dass der Euroraum eine wirkliche Wirtschafts- und Finanzregierung braucht."