Angst vor Staatsbankrott

Rating-Agentur bremst bei Griechen-Rettung

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Die Finanzmärkte reagieren höchst verunsichert auf die Ankündigung.

Die finanzielle Zukunft Griechenlands bleibt wohl noch über den Sommer in der Schwebe. Die Bemühungen um ein zweites milliardenschweres Rettungspaket für das Land erfuhren am Montag einen Rückschlag: Die weltgrößte Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) lehnte den französischen Vorschlag ab, mit dem private Gläubiger an der Rettungsaktion beteiligt werden sollen. Beide Varianten des Modells seien als begrenzter Zahlungsausfall (selective default) zu bewerten - was Banken und Versicherer auf jeden Fall vermeiden wollen, um massive Abschreibungen zu verhindern. Die Finanzbranche in Deutschland drängt daher auf Änderungen an dem Modell. Die Gespräche darüber dauerten am Montag an.

Finanzierungslücke
Griechenlands Euro-Partner hatten sich am Wochenende darauf verständigt, dem Land kurzfristig mit der Auszahlung bereits in Aussicht gestellter zwölf Mrd. Euro aus der größten Not zu helfen. Damit sei die Finanzierungslücke für die nächsten Monate wohl geschlossen, sagte der Sprecher vom deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble, Martin Kotthaus. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) werde zahlen. Das zweite Hilfspaket, das Kreisen zufolge bis zu 120 Mrd. Euro schwer sein soll, solle in zentralen Punkten bis zur Auszahlung der nächsten fälligen Tranche im September stehen. Man habe sich noch nicht auf ein Modell geeinigt. Der slowakische Finanzminister Iwan Miklos nannte "spätestens 20. August" als Termin.

Verunsicherte Märkte
An den Finanzmärkten, die schon aufgeatmet hatten, weil eine Staatspleite abgewendet schien, griff nach der Stellungnahme von S&P am Montag vorübergehend Verunsicherung um sich. Bankaktien gaben nach, Kreditausfallversicherungen für Griechenland verteuerten sich.

Warnung oder Absage?
Die Äußerung von S&P wurde allerdings nur als Warnung und nicht als Absage verstanden: "Das ist eine wichtige Wegweisung", sagte ein Sprecher des deutschen Landesbanken-Verbandes VÖB. Die frühzeitig geäußerten Bedenken würden den deutschen Instituten dabei helfen, den Vorbehalten von S&P Rechnung zu tragen. Kotthaus sagte: "Wie finden wir ein Modell, das möglichst wenig Nebenwirkungen hat?" Deutsche Banken und Versicherer sollen 3,2 Mrd. Euro beisteuern, davon 1,2 Mrd. die staatlichen "Bad Banks".

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Auf dem Tisch liegen laut Finanzministerium je ein deutsches und ein französisches Modell - jeweils in mehreren Varianten. Gemein ist ihnen, dass die Gläubiger alle Staatsanleihen, die bis 2014 fällig werden, teilweise wieder in griechische Papiere investieren, die deutlich länger laufen und abgesichert werden. "Jede der beiden Finanzierungsoptionen (...) würde nach unseren Kriterien zu einem Zahlungsausfall führen", weil die Gläubiger Verluste hinnehmen müssten, schreibt S&P. Die Dinge seien aber noch im Fluss. Die Feststellung der Zahlungsunfähigkeit Griechenlands könnte eine Kettenreaktion auslösen, die andere Euro-Länder und den internationalen Finanzmarkt in Mitleidenschaft ziehen könnte.

Konsequenzen
Auch für die einzelnen Banken hätte die von S&P angedrohte Einstufung griechischer Anleihen als "selective default (SD)" Konsequenzen: Dann würden Kreditausfallversicherungen fällig und die Banken müssten die Papiere abschreiben. "Eine Einigung ist für Europa unerlässlich, und nicht nur für Europa", betonte der Chef der italienischen Bank UniCredit, Federico Ghizzoni, die sich auch an dem Plan beteiligen will. Er hofft auf einen Sinneswandel der Ratingagentur: "Wollen wir hoffen, dass das nicht passiert", sagte er. S&P lege die Angelegenheit "übermäßig technisch" aus.

Die Ratingagentur stellte eine rasche Neueinschätzung der griechischen Staatspapiere nach einer Umschuldung in Aussicht. Das könnte wenigstens den griechischen Banken selbst helfen. "Wenn die Frist kurz ist, bekämen wir keine Refinanzierungsprobleme", sagte ein hochrangiger griechischer Banker. Die Institute sind derzeit in großem Maßstab von der Europäischen Zentralbank (EZB) abhängig. Die EZB akzeptiert Staatsanleihen als Sicherheiten - im Mai stützten griechische Banken ihre Refinanzierung zu fast einem Fünftel auf die EZB. S&P hatte das Rating für Griechenland vor kurzem auf "CCC" von "B" gesenkt.

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