Das unter Rekordschulden leidende Griechenland gerät zunehmend in die Klemme. Die Ratingagentur Fitch stufte die Kreditwürdigkeit des Landes am Freitag auf die letzte Stufe vor der Ramschanleihe herab. Die Europäische Union bereitete sich unterdessen darauf vor, ihren Notfallplan für das Land zu aktivieren.
Fitch bewertet die langfristige Kreditwürdigkeit (Bonität) nach einer Mitteilung aus Paris nur noch mit der Note BBB- statt zuvor BBB+. Damit können griechische Staatsanleihen für risikofreudige Anleger zwar immer noch als investmentwürdig gelten, allerdings ist die letzte Stufe vor der Herabstufung zum "Junkbond" (Ramschanleihe) erreicht. Fitch begründete den Schritt mit den deutlich gestiegenen Risikoaufschlägen für griechische Staatsanleihen. Die Risikoprämie war am Donnerstag mit rund 7,5 Prozent auf ein Rekordhoch gestiegen.
Angesichts der zunehmenden Zweifel der Finanzmärkte an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands bereitet sich die Europäische Union auf den Fall X vor. "Wir sind bereit einzugreifen, wenn Griechenland es verlangt", bekräftigte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in einem Interview mit "Le Monde" und drei weiteren europäischen Zeitungen.
Das Ende März von den Staats- und Regierungschefs verabschiedete Hilfspaket sieht eine Mischung aus bilateralen Hilfen der Euro-Länder und einem IWF-Kredit vor. Van Rompuy räumte aber Versäumnisse ein. Dass Griechenland nun erneut an den Finanzmärkten unter Druck geraten sei, liege daran, dass Europa diese Vereinbarung noch nicht im Detail ausgearbeitet habe, sagte der Belgier.
Konkretere Hilfszusagen erwartet Van Rompuy von dem informellen Treffen der Finanzminister Euro-Länder am Donnerstag kommender Woche in der spanischen Hauptstadt Madrid. Die Hilfszusage der Europäer an Griechenland werde "nicht glaubwürdig sein, solange sie nicht einsatzfähig ist", warnte er.
Bis Ende Mai benötigt die Regierung in Athen rund 10 Mrd. Euro, um die Rekordschulden in Höhe von mehr als 300 Mrd. Euro zu begleichen. Finanzexperten bezweifeln, ob sich Athen das nötige Geld an den Finanzmärkten besorgen kann. Der Experte Chris Pryce von der Ratingagentur Fitch sprach von einem "echten Risiko", dass nicht mehr genügend Anleger bereit sein könnten, den Griechen Geld zu leihen.