Die Übernahmewelle in der Pharmabranche geht weiter: Der US-Konzern Bristol-Myers Squibb kauft das Biotech-Unternehmen Medarex und stärkt damit seine Krebs- und Immunologie-Forschung. Bristol-Myers bietet 2,4 Milliarden Dollar (1,69 Mrd. Euro) oder 16 Dollar je Aktie, wie das Unternehmen am 22. Juli nach Börsenschluss mitteilte.
Dies entspricht einem Aufschlag von 90 Prozent auf den Schlusskurs der Medarex-Aktien vom 22. Juli an der Technologiebörse Nasdaq. Die Direktorien beider Unternehmen hätten dem Kauf bereits einstimmig zugestimmt, teilte Bristol weiter mit. Die Übernahme solle Ende August abgeschlossen werden. Der Konzern hält bereits zwei Prozent an Medarex. Beide Firmen arbeiten bereits seit 2005 gemeinsam an einem vielversprechenden Medikament zur Behandlung von Hautkrebs. Medarex entwickelt einen Antikörper, der bei Melanomen im fortgeschrittenem Stadium eingesetzt werden soll - der tödlichsten Form von Hautkrebs, für die es bislang kein hochwirksames Medikament gibt.
Bristol-Myers hat seit Ende 2007 mehr als ein halbes Dutzend kleinere Transaktionen mit Biotech-Unternehmen abgeschlossen, um seine Stellung im Markt mit biologischen Präparaten stärken. Auch viele andere große Pharmakonzerne suchen in der Biotech-Branche nach vielversprechenden Produktlizenzen oder geeigneten Firmenübernahmen, um ihre Pipelines aufzufüllen. So hat der US-Konzern Johnson & Johnson die Biotech-Firma Cougar gekauft und will für eine Milliarde Dollar bei dem irischen Biotechunternehmen Elan einsteigen.
Gewinnanstiege im zweiten Quartal
Indes erfreuten sowohl Bristol-Myers als auch Wyeth die Anleger mit Gewinnanstiegen im zweiten Quartal und folgten damit den positiven Vorgaben anderer Unternehmen der Branche. Bei Bristol-Myers kletterte das Nettoergebnis auf 983 Millionen Dollar nach 764 Millionen Dollar vor Jahresfrist, vor allem dank höherer Gewinnmargen und Kosteneinsparungen. Bei Wyeth stieg der Gewinn um 13 Prozent auf 1,27 Milliarden Dollar. Hier wirkten sich vor allem steigende Umsätze mit dem Arthritis-Medikament Enbrel und dem Impfstoff Prevnar positiv aus. Wyeth-Aktien stiegen 0,7 Prozent.
Dagegen schlugen beim Schweizer Pharma- und Diagnostikriesen Roche im abgelaufenen Vierteljahr die Finanzierungs- und Integrationskosten für die milliardenschwere Übernahme der Biotech-Tochter Genentech negativ zu Buche. Der Gewinn sank entgegen den Analystenerwartungen um 29 Prozent auf vier Milliarden Franken (2,7 Milliarden Euro). Allerdings dürfte sich die Übernahme noch auszahlen: Der Baseler Konzern will ab 2011 jährlich eine Milliarde Franken Kostensynergien durch die Integration des US-Biotechnologieunternehmens erzielen und damit deutlich mehr als die bisher in Aussicht gestellten 750 bis 850 Millionen. Gleichzeitig beurteilt Roche die Geschäftsaussichten optimistischer als zuletzt. Es erwartet dieses Jahr in der wichtigen Pharmasparte nun ein hohes einstelliges Wachstum statt wie bisher ein mittleres einstelliges.