Am Montag starteten die Lohnverhandlungen für die rund 430.000 Angestellten im Handel. Die Gewerkschaft GPA fordert für für sie eine Erhöhung der Gehälter um 10 Prozent.
Zugleich wies GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger den Wunsch der Arbeitgeber, die Teuerungshilfen der Regierung in den Kollektivvertragsverhandlungen zu berücksichtigen, zurück. "Die Beschäftigten würden sich dann ihre Gehaltserhöhung mit ihrem Steuergeld selbst bezahlen", argumentiert sie in einer Aussendung. Als Verhandlungsbasis wurden gemeinsam 6,9 Prozent Inflation vereinbart.
Zusätzlich zur Gehaltserhöhung fordert die Gewerkschaft für Lehrlinge einen Fixbetrag von 150 Euro pro Monat, den Erhalt aller Überzahlungen, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche und einen Zuschlag für Mehrarbeit ab der ersten Stunde der Überschreitung.
Herausfordernd
Eine Reaktion der Arbeitgeber auf diese Forderung steht noch aus, aber schon vor Beginn der Verhandlungen hatten Fichtiger und Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik übereinstimmend in einem kurzen gemeinsamen Pressegespräch die Ausgangslage als "herausfordernd" bezeichnet.
Auch wenn beide das gute Gesprächsklima hervorhoben, waren die Bruchlinien schnell klar. Fichtiger forderte "dauerhafte, kräftige Gehaltserhöhungen". Trefelik will hingegen die staatlichen Teuerungshilfen im Gesamtpaket eingerechnet sehen und geht davon aus, dass diese jedenfalls 2,5 Prozentpunkte der Inflation wettmachen. "Die Inflationsrate ist nur ein Puzzle-Stein", so Trefelik. Eine sechste Urlaubswoche, eine jahrelange Forderung der Gewerkschaft, sei "nicht finanzierbar".
"Betriebe nicht überfordern"
Auf Kritik, die Nachhaltigkeit der KV-Erhöhung sei nicht gegeben, wenn nun einmalige Anti-Teuerungsmaßnahmen berücksichtigt werden, sagte Trefelik, es gehe darum jetzt einen "vernünftigen Abschluss" zu schaffen. "Was nächstes Jahr sein wird, wissen wir nicht". Außerdem würde der weitgehende Wegfall der kalten Progression auch die Nettoeinkommen erhöhen. Wichtig sei es, überhaupt die Jobs zu erhalten und nicht "die Betriebe zu überfordern". Problem für den Handel sei auch die schlechte "Kauflaune", von dieser hänge aber der wirtschaftliche Erfolg des Handels maßgeblich ab.
"Die Kaufkraft kann man erhöhen, wenn man die Gehälter erhöht", entgegnete dem Fichtinger. Eine dauerhafte Erhöhung der Löhne sei auch wichtig, "weil das Bruttoeinkommen die Basis für Leistungen aus der Pensionsversicherung oder dem Arbeitslosengeld ist", ergänzte Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereiches Handel in der Gewerkschaft GPA. Die Beschäftigten im Handel hätten "wirklich keinen finanziellen Spielraum mehr", so Fichtiger, "jeder Zehntelpunkt" mehr Gehalt mache bei 430.000 Handelsangestellten einen Unterschied.
Das Angebot der Metaller-Arbeitgeber über 4,1 Prozent Lohnerhöhung könne jedenfalls für den Handel nicht richtungsweisend sein. Wenn nun eine Rabattschlacht angezettelt werden sollte, "kann ich nur klar sagen: Handelsbeschäftigte sind keine Schnäppchen", erklärte Fichtinger. Es werde von beiden Seiten eine Kraftanstrengung brauchen.
Fichtinger und Trefelik waren um gute Stimmung bemüht, im Gegensatz zu den Metallern laufen KV-Verhandlungen in dieser Branche meist ohne Säbelrasseln ab. Aber Trefelik sagte doch, "ich gehe davon aus, dass wir uns länger austauschen werden".