Geplanter Turnaround mit Küchen-Offensive, höherem Eigenmarkenanteil und mehr Online-Umsatz.
Die Sanierung der Möbelkette Kika und Leiner schreitet voran. "Die schwarze Null werden wir wie geplant 2021 erreichen", sagte Kika/Leiner -Chef Reinhold Gütebier (Bild) im APA-Gespräch. Aktuelle Umsatzzahlen wollte er nicht verraten. Den Turnaround will Gütebier unter anderem mit Zuwächsen im Küchengeschäft, höherem Eigenmarkenanteil und mehr Online-Umsatz schaffen.
Die Signa-Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko hatte Kika/Leiner im Juni 2018 im Rahmen eines Notverkaufs vom angeschlagenen deutsch-südafrikanischen Möbelkonzern Steinhoff übernommen. Bis Ende 2018 schloss die Möbelkette vier Standorte in Österreich, mehr als 700 Beschäftigte (auf Vollzeitbasis) verloren ihren Job. Im Mai 2019 wurden das Kika-Osteuropageschäft an den heimischen Mitbewerber XXXLutz verkauft. An der aktuellen Filialzahl in Österreich - 26 Kika- und 16 Leiner-Standorte - will der Firmenchef derzeit nicht rütteln. Die Mitarbeiterzahl von rund 4.500 soll mittelfristig wieder wachsen.
"Wirklich gutes Ergebnis"
Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 zeigte sich der Kika/Leiner-Chef zufrieden, ohne aber Umsatzzahlen zu nennen: "Das wirklich gute Ergebnis haben wir nicht nur durch massive Kosteneinsparungen, sondern auch durch Umsatzzuwächse geschafft". Man habe wieder "mehr Frequenz in die Häuser" bekommen, das Vertrauen der Konsumenten zurückgewonnen und damit den Marktanteil stabilisiert. Auch das Engagement der Mitarbeiter lobt der Firmenchef. Der Steinhoff-Bilanzskandal ließ 2017 und im ersten Halbjahr 2018 auch die damalige Österreich-Tochter Kika/Leiner straucheln, verunsicherte Kunden verzichteten auf teure Anschaffungen mit Anzahlungen wie etwa Küchen und Wohnlandschaften.
Der Kika/Leiner-Chef sieht im Küchenbereich viel Umsatzpotenzial für die Möbelkette. Er will im Idealfall noch heuer drei eigenständige Leiner-Küchenstudios mit jeweils rund 1.000 Quadratmetern im Großraum Wien, Salzburg Graz eröffnen. Derzeit läuft die Standortsuche, bis zum Sommer soll ein Pilotprojekt starten. "Die Warengruppe Küche boomt seit Jahren. Die Küche ist zum Statussymbol geworden", so Gütebier. Der Immobilienboom mit vielen Neubauten und Renovierungen sowie der Trend zu Wohnküchen hätten zu mehr Küchenverkäufen geführt. Gütebier will bei Küchen mehr mit internationalen Marken und Leiner-Eigenmarken punkten. Man sei mit Lieferanten in Gesprächen, um eine gehobene Leiner-Eigenmarke im Küchenbereich zu schaffen.
Im Internetgeschäft will man bei Kika und Leiner den Rückstand zu den Mitbewerbern XXXLutz, Ikea & Co. aufholen. Im Frühjahr werde man "richtig durchstarten", kündigte der Chef der Möbelkette an. Im ersten Jahr der Restrukturierung habe man die Online-Aktivitäten gegenüber dem stationären Geschäft zurückgestellt.
Differenzierungs-Strategie ging auf
Die im Jahr 2019 erfolgte Schärfung der Marken Leiner und Kika sowie die stärkere Inszenierung der Waren haben sich laut Gütebier umsatzmäßig bereits ausgezahlt. Kika verkaufe Waren vom Preiseinstieg bis zur "guten Mitte". Leiner biete auch Preiseinstiegsprodukte, der Fokus liege aber auf der gehobenen Mitte mit einem Schwerpunkt bei Top-Marken. Die Sortimentsüberschneidung von Kika und Leiner lag vor Übernahme durch Signa bei 85 Prozent und wurde nun auf 60 bis 65 Prozent reduziert. Der Eigenmarkenanteil von Kika liegt laut eigenen Angaben zwischen 12 bis 15 Prozent und bei Leiner bei knapp über 25 Prozent. Der Kika/Leiner-Chef will den Eigenmarkenanteil bei beiden Einrichtungshäusern künftig auf ein Drittel steigern. Gleichzeitig sind österreichische Möbelmarken für Gütebier ein wichtiges Differenzierungsmerkmal zu Mitbewerbern.
Kika und Leiner haben vom Mutterkonzern Signa eine "zweistelligen Euro-Millionenbetrag" für die Modernisierung der Filialen bekommen. Die Leiner-Filiale in der Wiener Hadikgasse und der Kika in Linz gelten als Musterfilialen für die Sanierungsoffensive. Die Renovierung des Kika-Standorts in Eugendorf (Salzburg) im vergangenen Herbst brachte laut Gütebier ein "sattes zweistelliges Umsatzplus". Weitere größere Umbauten folgen in Kürze, unter anderem bei Standorten in Wien, Vösendorf, Salzburg, Graz und St. Pölten. Geringfügige Renovierungen sind auch in anderen Filialen geplant. Im von der Signa-Gruppe geplanten neuen Warenkaufhaus KaDeWe im Leiner-Gebäude in der Wiener Mariahilfer Straße - die Fertigstellung des Baus ist für 2023 geplant - sollen nach derzeitigen Stand keine Möbel mehr angeboten werden. Man sei derzeit auf der Suche nach einem neuen Leiner-Standort in Wien, so der Firmenchef.