Angesichts der schwächelnden Wirtschaft vergeht vielen die Shoppinglaune. Die Umsätze im heimischen Handel brechen ein. Tausende Händler stehen vor dem Aus oder mussten bereits aufgeben.
Alarmierende Zahlen aus dem österreichischen Handel: Laut Statistik Austria gab es im zweiten Quartal 2023 einen inflationsbereinigten Umsatzrückgang von -3,9 %. Der Lebensmitteleinzelhandel kämpft mit einem Umsatzrückgang von -1,6 % im 2. Quartal. Massiv verliert der Non-Food-Handel mit -6,4 %.
Der preisbereinigte Halbjahresvergleich ergibt für den gesamten Handel einen Umsatzeinbruch von -3,4 % (zum 1. Halbjahr 2022).
"Besorgniserregend"
Die Zahlen seien "besorgniserregend", sagt Handelsverbands-Chef Rainer Will. Die multiplen Krisen hätten einen heftigen Kaufkraftrückgang ausgelöst, der zu starken Verlusten in fast allen Warengruppen geführt habe.
Handels-Profi Will analysiert: "Im Lebensmitteleinzelhandel zeigt das Minus von 1,6 %deutlich, dass sich drei Viertel aller Menschen inflationsbedingt auf den Kauf günstiger Lebensmittel beschränken. Krisengewinner sucht man im österreichischen Handel vergeblich, fündig wird man hingegen bei den Energiekonzernen und globalen Nahrungsmittelproduzenten."
Kahlschlag
Angesichts dieser herausfordernden Situation sind immer mehr Händler in ihrer Existenz bedroht. "Allein in den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres mussten im Einzelhandel 6.400 Betriebe schließen, eine Steigerung von +141 %. Für die gesamte Branche ist das ein Kahlschlag sondergleichen", so Will.
Jeder Fünfte kauft nur Lebensnotwendiges
Die Herausforderungen werden sich im zweiten Halbjahr noch verstärken, sollte die verfügbare Kaufkraft weiter sinken und die extreme Steigerung bei den Kreditzinsen und Mietkosten anhalten. Das belegt auch die jüngste Konsumentenbefragung des Handelsverbandes:
• 65% der Österreicher fühlen sich finanziell gestresst
• 63% haben ihre Haushaltsausgaben im Handel eingeschränkt
• 77% kaufen verstärkt günstige Lebensmittel & Eigenmarken
• 19% müssen sich auf den Kauf lebensnotwendiger Güter beschränken
• 16% können zurzeit nicht alle Schulden ordnungsgemäß bedienen
• 12% können nicht alle eingehenden Rechnungen bezahlen
Ein paar gute Nachrichten gibt es immerhin: So hat sich über den Sommer die Stimmung der Konsumenten leicht gebessert: hinsichtlich des allgemeinen Zukunftsvertrauens und der Einkommenserwartung für die nächsten Monate. In Folge steigt auch die Konsumneigung wieder - freilich von sehr niedrigem Niveau: Sagten im Mai noch 68% der Befragten, sie hätten ihre Ausgaben im Handel in den letzten Wochen eingeschränkt, waren es im August "nur" noch 63%.