Dank Expansions-Offensive

XXXLutz ist zweitgrößter Möbelhändler der Welt

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Pfister und Kika-Osteuropa heben Umsatz der XXXLutz-Gruppe auf 5,1 Mrd. Euro.

Die Einkaufstour von XXXLutz hat das Welser Unternehmen zum zweitgrößten Möbelhändler der Welt gemacht. Nur noch Ikea ist größer. In der nächsten Zeit hat XXXLutz alle Hände voll zu tun, seine jüngsten Eroberungen zu integrieren: Kika in Osteuropa, die Pfister-Gruppe in der Schweiz sowie Roller und tejo/Schulenburg in Deutschland.

"Wir wollen überall, wo wir sind, die Nummer 1 sein. Das ist kein Geheimnis. Wir wollen nicht zulassen, dass sich reine Digital-Player und Amerikaner den Möbelhandel in Europa holen", sagte XXXLutz-Sprecher und Marketing-Chef Thomas Saliger (Bild) im APA-Gespräch. Viele Branchen seien von außen revolutioniert worden. "Ein Nicht-Hotelier hat booking.com erfunden, ein Nicht-Taxifahrer Uber. Das wird uns nicht passieren."

Samt Pfister und Kika-Osteuropa wird die XXXLutz-Gruppe per Jahresanfang 2020 auf einen Umsatz von 5,1 Mrd. Euro kommen, nach 4,4 Mrd. Euro im Jahr 2018. Mehrere Beteiligungen erhöhen den Umsatz rein rechnerisch auf 9,7 Mrd. Euro. Der Umsatz von Steinhoff wird über 9 Mrd. Euro gesehen. "In unserem Kerngeschäft Möbelhandel sehen wir uns vor Steinhoff", sagte Saliger. Ikea hängt dennoch beide bei weitem ab. Weltweit setzten die Schweden zuletzt fast 37 Mrd. Euro um.

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Das Firmengeflecht von XXXLutz ist undurchsichtig. Gesellschaftsrechtlich gehört der deutsche Möbeldiskonter Poco zu 100 Prozent dem XXXLutz-Miteigentümer Andreas Seifert, genauso wie das französische Einrichtungshaus But (zu 50 Prozent). Im Oktober kaufte die XXXLutz-Gruppe 50 Prozent der Anteile am deutschen Möbeldiskonter Roller und dem Möbel-Einzelhandelsunternehmen tejo/Schulenburg. Auf den Umsatz von fast 10 Mrd. Euro kommt man nur, wenn man die Umsätze all dieser Beteiligungen miteinrechnet.

Allein in Deutschland hat die Möbelkette in den vergangenen zwei Jahrzehnten ein Familienunternehmen nach dem anderen geschluckt. Jede Übernahme schaffe der Gruppe einen jahrelangen Zeitvorteil. "Die Gelegenheit mit Kika-Osteuropa spart uns einige Jahre", räumte Saliger ein. Durch die Übernahme verfüge man über eine intakte Firmenstruktur auf einen Schlag. "Das ist der Riesenvorteil. Der größte Respekt ist immer ein Landeseintritt", so Saliger. Wie in Polen. Dort wollte das Unternehmen im Dezember mit Mömax seinen ersten Standort eröffnen. Unter anderem IT-Probleme verzögern den Markteintritt nun bis Februar 2020.

Neue Länder hat das Unternehmen derzeit nicht auf dem Schirm. "Vielleicht kommen ein, zwei Länder dazu in den nächsten Jahren, das könnte passieren", sagte Saliger. Sonst will der Möbelhändler vor allem in bestehenden Märkten wachsen, etwa in Deutschland, Serbien und Rumänien. Auch Polen sei ein interessanter Markt. Außerhalb von Europa will sich XXXLutz nicht niederlassen.

Für 2020 steht unter anderem die Integration der 22 Kika-Standorte in Osteuropa am Plan. Im Mai sicherte sich Lutz von der Signa-Gruppe das Osteuropa-Paket. Alle Filialen sollen zu XXXLutz-Standorten werden. Sortimentsanpassungen, Umbranding der Fassaden und aller Logos, EDV-Umstellung sowie Logistik-Anbindung benötigten etwa ein halbes Jahr, so Saliger. In Tschechien und Ungarn hat das Unternehmen bereits das Okay der Kartellbehörden, wobei Lutz in Tschechien eine Filiale aus Wettbewerbsgründen nicht betreiben darf. In der Slowakei und in Rumänien stehen die Entscheidungen noch aus.

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In der Schweiz ist der Möbelhändler dank eines Zukaufs nun mit in Summe 24 Standorten vertreten. Im Oktober verleibten sich die Oberösterreicher überraschend das Traditionsmöbelhaus Pfister mit den Marken Pfister, Hubacher, Egger und Svoboda zur Gänze ein. Der Pfister-Holding hat der Deal laut Schweizer Medienberichten mehr als 500 Mio. Franken (rund 455 Mio. Euro) gebracht. Der Aufruhr unter den 1.800 Schweizer Beschäftigten war groß.

Saliger versucht, Ängste zu zerstreuen. "Pfister schauen wir uns sehr, sehr genau an. Da passiert einmal ein bis zwei Jahre gar nichts." Eine Namensänderung sei "überhaupt kein Thema", ebenso wenig ein Beschäftigtenabbau. "Das ist in der Schweiz ein Nationalheiligtum", sagte Saliger. Bis Ende Jänner soll Pfister in den Einkaufsverband der Gruppe, Giga, integriert werden. Neben XXXLutz, Möbelix und Mömax sind auch zahlreiche deutsche Möbelhändler wie Möbel Brügge, Dodenhof oder Poco im Giga-Einkaufsverband gebündelt. Sie alle gehören zum Lutz-Imperium.

Interesse wird dem Konzern auch an der Migros-Tochter Interio in der Schweiz nachgesagt. Saliger wiegelt ab: "Zum jetzigen Zeitpunkt nicht." XXXLutz hat 2018 in Rothrist die erste Schweizer Filiale eröffnet. Ein zweiter Standort ist in Affoltern am Albis geplant. In Summe sollen zehn XXXLutz-Standorte entstehen - unabhängig von Pfister.

In Deutschland haben Nachfolgeprobleme familiengeführter Möbelhändler XXXLutz in die Hände gespielt. Bei Neubert etwa oder Engelhardt. "Die waren 75 und haben Nachfolgeprobleme gehabt. Die haben gesehen, dem XXXlutz kann man das in die Hand geben, das sind keine Rabauken, die machen soliden Möbelhandel", sagte Saliger.

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Deutsche Gewerkschafter sehen das anders. Mobbing, Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz, Druck bei den Umsatzvorgaben oder kurzfristige Kündigungen von Lagermitarbeitern sind nur einige Vorwürfe, die dem Konzern in der Vergangenheit in Deutschland angelastet wurden. "Das Unternehmen ist nach wie vor feindselig gegenüber Betriebsräten und Gewerkschaften, verweigert einen konstruktiven Dialog und begeht nach wie vor Tarifflucht", sagte vida-Gewerkschafter Orhan Akman zur APA. Auch in Österreich wundert sich die Vorsitzende der GPA-djp, Barbara Teiber, dass ein Unternehmen dieser Größenordnung keinen Betriebsrat hat. "Das spricht für eine betriebsratsfeindliche Haltung des Unternehmens", so Teiber. Die Gruppe beschäftigt 23.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, etwa 10.000 davon in Österreich, darunter rund 1.000 Lehrlinge.

Bei Lutz hat man laut Saliger nichts gegen Betriebsräte. "Wir sind ein Familienunternehmen. Wir bemühen uns jeden Tag um unsere Leute. Wir haben grundsätzlich gar nichts dagegen. Wenn sie wollen, können sie einen gründen. Es ist ein Recht der Arbeitnehmer."

(Die Gespräche führten Kathrin Niederdorfer/Christoph Schlemmer)

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