Wirtschaftskammer warnt vor drohendem Aus für viele Wiener Hotels - Dringender Appell an Deutschland, Reisewarnung genau abzuwägen.
In der Wiener Hotellerie herrscht helle Aufregung angesichts der kolportierten Meldungen, dass Deutschland für die österreichische Bundeshauptstadt eine Reisewarnung wegen der Corona-Fälle verhängen könnte. "Wird Wien auf rot gesetzt, sehe ich schwarz für die Zukunft der Wiener Tourismusbetriebe", warnt Dominic Schmid, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Wien, am Mittwoch.
Nachdem sich in den letzten Wochen eine mögliche leichte Erholung für den Herbst und Winter angekündigt hat, drohe dem Tourismus in Wien nun endgültig die Luft auszugehen. Seit der Wiedereröffnung der Wiener Hotels im Frühsommer habe sich die Buchungslage kontinuierlich verbessert. Zwar seien noch immer erst rund 60 Prozent der Betriebe geöffnet und die Auslastungszahlen der offenen Häuser liegen nur bei 28 Prozent, doch zeichnete sich für die kommenden Monate eine Verbesserung ab.
Stornos durch Ampelschaltung
Ein Trend, der in der letzten Woche jedoch jäh ein Ende fand - laut WKÖ-Aussendung wegen der Corona-Ampelschaltung. "Die gelbe Ampel für Wien hat den Aufwärtstrend gestoppt, die orange Ampelschaltung die ersten Stornos gebracht und die Reisewarnung in der Schweiz eine Stornowelle. Und wenn uns Deutschland jetzt noch auf die Rote Liste setzt, dann werden 80 Prozent der noch bestehenden Buchungen wegfallen".
Er appelliert nun an die deutschen Behörden, diesen Schritt nochmals zu überdenken und verweist auf Präventionsmaßnahmen in den Beherbergungsbetrieben. Mit dem "safe stay Gütesiegel" wurden einheitliche Abläufe zur Prävention umgesetzt, um Gäste und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen. "Die Hotelbetriebe sind sich der Verantwortung für Gäste und Personal bewusst," meint Schmid.
Die Fachgruppe Hotellerie der Wirtschaftskammer Wien hat ein eigenes Sicherheits-Siegel für ihre Mitgliedsbetriebe entwickelt. Mit gezielten Maßnahmen in sechs Bereichen werde das Gesundheits-Sicherheitslevel in den Wiener Beherbergungsbetrieben auf ein neues Level gehoben. Beginnend mit Fiebermessungen für Mitarbeiter bei Dienstbeginn, einem eigenen Covid-19-Beauftragten, zusätzlichen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen, der Digitalisierung von Aushängen und Menükarten und weiteren Maßnahmen werde der Schutz für Gäste und Mitarbeiter vor einer Ansteckung erhöht. Nach außen sichtbar werden die Maßnahmen mit dem "Safe Stay"-Sicherheitssiegel, das die Beherbergungsbetriebe im Eingangsbereich anbringen können. Überprüft wird die Einhaltung der Vorgaben des Sicherheitssiegels gemeinsam von Wirtschaftskammer Wien und WienTourismus, Infos gibt es unter www.safestayvienna.at
Appell an Blümel
Unterdessen appelliert die Gewerkschaft vida an Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), sich wirklich für Wien einzusetzen, wie er es im Wiener Wahlkampf plakatieren lasse. Der Vorsitzende der Verkehrs-und Dienstleistungsgewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, fordert von Blümel mehr Hilfe für Wiens Wirtschaft und ihre Arbeitnehmer ein. Wien sei bis zum Corona-Lockdown die Kongressstadt Nummer eins gewesen, weil die Tourismusbetriebe und ihre Belegschaften - auch stellvertretend für die vielen anderen Branchen wie etwa auch die Mobilitätsunternehmen - großartige Leistung vollbracht haben, so Hebenstreit weiter. "Jetzt stehen in Wien und in vielen anderen heimischen Städten zahlreiche Betriebe und Menschen vor einem Scherbenhaufen und müssen um ihre Existenzgrundlagen fürchten, wie etwa die 140 Beschäftigten, die in den Sacher-Hotels gekündigt werden." Blümel solle diese Menschen nicht hängen lassen.