Kulterer
Hypo-Chef: U-Haft nach Verhör
15.08.2010Bei der Einvernahme soll es vor allem um Kreditvergaben gegangen sein.
Bei der Marathon-Einvernahme Kulterers soll es vor allem um Kreditvergaben gegangen sein. Soko Hypo untersucht fast 2.000 Hypo-Geschäfte.
Klagenfurt. Um kurz nach Mitternacht am Sonntag war der frühere Chef der Kärntner Hypo, Wolfgang Kulterer, nach einer Marathon-Einvernahme in die Justizanstalt Klagenfurt eingeliefert worden – gestern am frühen Abend wurde über ihn die Untersuchungshaft verhängt. Richter Oliver Kurz gab damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft statt.
Haftgründe sind Flucht- und Verdunkelungsgefahr
Begründet wird die Haft mit Flucht- und Verdunkelungs- sowie Tatbegehungsgefahr. Dem 56-jährigen Kulterer wird Untreue zum Nachteil der Hypo vorgeworfen. Er soll die Bank durch leichtfertige Kreditvergaben um vielfache Millionenbeträge geschädigt haben. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Für Kulterer gilt die Unschuldsvermutung.
Am Freitagmorgen war Kulterer, wie berichtet, gegen halb acht Uhr in der Tiefgarage seines Klagenfurter Wohnhauses festgenommen und in Polizeigewahrsam gebracht worden. Dort wurde er von Ermittlern der Soko Hypo fast nonstop befragt.
Dubiose Kreditgeschäfte im Zentrum der Vorwürfe
„Es war eine intensive und sehr lange Einvernahme“, sagt Bernhard Gaber, Chef der Soko Hypo, über die zweitägige Marathon-Befragung. Sie dauerte am Freitag von etwa 8 Uhr früh bis am späten Abend, dann weiter von 7 Uhr am Samstag bis um kurz vor Mitternacht. Alles zusammengerechnet, musste Kulterer also rund 32 Stunden Rede und Antwort stehen.
Hinsichtlich konkreter Inhalte der Vorwürfe spricht Soko-Leiter Gaber von „Anzeichen für systematische Misswirtschaft“ insbesondere bei der Kreditvergabe (siehe Interview). „In Summe nehmen wir derzeit fast 2.000 Geschäftsverbindungen der Hypo zu Firmen und Personen unter die Lupe“, sagt Gaber. Als Grundlage der Kulterer-Verhaftung wurde u. a. der auf Zuruf von Jörg Haider vermittelte 150.000-Euro-Kredit der Hypo an den Detektiv Dietmar Guggenbichler sowie ein Millionen-Überziehungsrahmen für die Regionalfluglinie Styrian Airways herangezogen. Die Airline ging 2006 pleite.
Neue Beweise bei Razzien am Freitag sichergestellt
Bei den 10 Hausdurchsuchungen in Wien und Kärnten sei gezielt nach bestimmten Dokumenten gesucht worden, sagt Staatsanwaltschaftssprecher Helmut Jamnig – und man sei auch fündig geworden. „Nach erstem Drüberschauen scheinen interessante Aktenbestandteile dabei zu sein“, bestätigt Gaber. Das Material wird jetzt akribisch gesichtet.