Ein Jahr nach der Notrettung der Immobank ist der Weg zur vollständigen Verstaatlichung des deutschen Immobilienkonzerns frei.
Mit der eigenen Stimmenmehrheit drückte der Bund am Montag (5.10.) auf einer ao. Hauptversammlung in München die Abfindung der letzten freien Aktionäre und damit die erste Zwangsverstaatlichung einer Bank in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg durch.
Vorausgegangen waren massive Proteste von Kleinaktionären. Zwischenzeitlich kam es zu tumultartigen Szenen. Versammlungsleiter Bernd Thiemann hatte das Aktionärstreffen sogar kurzzeitig unterbrechen müssen.
Für den Squeeze-Out stimmten am Abend 94,73 % des anwesenden Kapitals. Die Übertragung der Aktien soll nun in den kommenden Tagen erfolgen. Danach will der Bund den Konzern von der Börse nehmen.
Der Chef des staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin, Hannes Rehm, hatte aber bereits angekündigt, die Bank mittelfristig in den Markt zurückführen zu wollen. Vorstandschef Axel Wieandt rechnet aber auch in den kommenden Jahren noch mit hohen Belastungen und geht nicht davon aus, dass die HRE vor 2012 in die Gewinnzone zurückkehrt. Dafür braucht die Bank wie bereits angekündigt eine weitere Kapitalspritze des Bundes in Höhe von 7 Mrd. Euro.
"Wir empfinden das als eine kalte Enteignung", kritisierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Für ihre Aktien sollen die Anleger eine Abfindung von 1,30 Euro je Aktie erhalten.
Wieandt warb angesichts der dramatischen Lage der HRE um Verständnis für die Verstaatlichung. "Wir sind uns selbstverständlich der Tatsache bewusst, dass viele von Ihnen es vorziehen würden, wenn sie Aktionäre der Gesellschaft bleiben könnten", sagte er. Zu der vollständigen Verstaatlichung gebe es aber keine Alternative.