Nach 2 Jahren in Folge mit rückläufiger Erdölnachfrage erwartet die Internationale Energieagentur (IEA) 2010 wieder einen Anstieg des weltweiten Bedarfs. Vor allem wegen des Energiehungers der asiatischen Schwellenländer werde die Nachfrage voraussichtlich um 1,4 Mio. Barrel pro Tag zunehmen. Den Gesamtbedarf schätzt die Agentur 2010 auf 86,3 Mio. Barrel pro Tag und damit auf etwas weniger als 2007, als die weltweite Nachfrage 86,5 Mio. Barrel betrug.
Für China erhöhte die IEA die Bedarfsprognose angesichts eines Booms bei Autoverkäufen dabei um 80.000 Barrel pro Tag. Der Ölverbrauch der Volksrepublik wird demnach dieses Jahr voraussichtlich insgesamt um 4,3 Prozent steigen.
Der kalte Winter auf der nördlichen Halbkugel wird nach Ansicht der IEA nur begrenzte Auswirkungen auf die Ölnachfrage haben. Grund sei, dass die schon jetzt relativ kleine Zahl von Ölheizungen in den Ländern der OECD weiter nachlasse. Das Gleiche gelte für die Stromproduktion mit Erdöl. Die Ölpreise waren im Anfang Jänner wegen der kalten Temperaturen und des deswegen erwarteten Nachfrageanstiegs auf ein 15-Monatshoch von 84 Dollar je Barrel gestiegen.
Inzwischen sind die Preise wieder leicht gefallen, so auch am heutigen Freitag. Ein Barrel (159 l) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar kostete 78,51 Dollar. Das waren 88 Cent weniger als zum Handelsschluss am Vortag. Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 93 Cent auf 77,64 Dollar.
Trübes Konsumklima
Während in der USA der Empire-State-Index für den Monat Jänne, der als wichtiger Konjunktur-Frühindikator gilt, überraschend deutlich gestiegen ist und damit freundlichere Geschäftsaussichten für das Verarbeitende Gewerbe im Bundesstaat New York signalisierte, waren andere Daten weniger positiv. So hat sich das von der Uni Michigan erhobene und viel beachtete Konsumklima im laufenden Monat nicht so stark aufgehellt wie von Volkswirten prognostiziert worden ist. Die Aussicht auf ein schnelles Wiedererstarken der vom Konsum abhängigen US-Wirtschaft erhielt damit einen Dämpfer.
Bereits am Donnerstag waren die Ölpreise nach insgesamt negativen US-Konjunkturdaten unter Druck geraten. Rückläufige Einzelhandelsumsätze und gestiegene Arbeitslosenzahlen in den USA hätten die Erwartungen für einen Anstieg der Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland gedämpft, schrieb die Commerzbank am Freitag. Zudem hat eben die Internationale Energieagentur ihre Prognose für das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage im laufenden Jahr leicht gesenkt.
Der Preis für Rohöl der OPEC ist unterdessen leicht gestiegen. Nach Berechnungen des Opec- Sekretariats vom Freitag kostete ein Barrel am Donnerstag im Durchschnitt 77,59 Dollar. Das waren 44 Cent mehr als am Vortag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis täglich auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells.