Kredite teils teurer
EZB senkt Leitzins – aber Bau-Zins steigt!
08.03.2025Einlagensatz auf 2,5 % gesenkt, aber die Fixzins-Sätze für die Baufinanzierung schnellen derzeit in die Höhe.

Die Leitzinsen im Euroraum sinken zum sechsten Mal seit Sommer 2024: Die Europäische Zentralbank verringert den für Banken und Kreditnehmer wichtigen Refinanzierungszinssatz um 0,25 Prozentpunkte auf 2,65%. Durch die Zinssenkung wollen die Währungshüter die Wirtschaft ankurbeln, weil Kredite dadurch grundsätzlich billiger werden.
Warum die Fixzinsen trotzdem steigen
Auswirkung. Durch die EZB-Zinssenkung gibt es sowohl für Sparer als auch für Kreditnehmer künftig weniger Zinsen.
Variabler Kredit. Wer einen variablen Kredit laufen hat, profitiert, weil er weniger Zinsen zahlen muss. Der variable Kredit orientiert sich meist am 3-Monats-Euribor (das ist der Zinssatz, zu dem sich die Banken untereinander kurzfristig Geld leihen). Aktuell liegt der bei etwas über 2,5 %. Die Banken schlagen abhängig von Bonität und Besicherung einen fixen Prozentsatz, die so genannte Marge, auf. EURIBOR und Marge ergeben den variablen Kreditzinssatz, also jenen Zinssatz, der aufgrund der Maßnahme der EZB gerade günstiger wird.
Fixer Kredit. Wer aber gerade ein Haus bauen, sanieren oder eine Wohnung kaufen will und sich dafür längerfristig mit einem Fixzins absichern möchte, der hat derzeit sogar mit steigenden Zinssätzen zu kämpfen.
Warum das so ist, erklärt der Finanzierungsexperte Alexander Meixner von creditnet.at – einer in Wien ansässigen Kredit-Vermittlungsplattform, die für ihre Kunden unter den zahlreichen Angeboten der Banken das jeweils günstigste herausfindet. „Die Leitzinssenkung der EZB hat lediglich positive Auswirkungen auf variabel verzinste Kredite. Denen der EURIBOR zugrunde liegt. Fixzinsvereinbarungen orientieren sich aber an den Zinsswaps der gewünschten Zinsbindungsdauer. Hier gelten teilweise völlig andere Spielregeln.“

10-Jahres-Swap ist in einer Woche explodiert
Als Orientierungshilfe für einen auf 10 Jahre fixierten Zinssatz dient der 10- Jahres-Swap-Satz, der ebenso wie der EURIBOR im Netz öffentlich zugänglich ist. Die seitens der Banken angebotenen Fixzinssätze für 10 Jahre liegen bonitätsabhängig zwischen 0,75% rund 1,15% über diesem Indikator.
Der Swap-Satz ist in den letzten drei Monaten massiv gestiegen. Lag er Anfang Dezember 2024 noch bei rund 2,14%, so steht er nach der letzten Zinssenkung der EZB auf stolzen 2,69%. Ein Anstieg um mehr als ein halbes Prozent und ein Ende der Zins-Rallye ist noch nicht absehbar.
„Aktuell gibt es noch attraktive Fixzinssätze ab 3,10% auf 10 Jahre“, sagt Meixner. Er erwartet aber, dass diese aufgrund des geänderten Marktumfeldes in den nächsten Tagen steigen werden. „Wer Planungssicherheit wünscht und Risiko vermeiden möchte, ist trotz gestiegener Swap-Sätze mit einem möglichst langen Fixzinssatz immer noch bestens beraten“, so Meixner weiter.
Zinssätze, egal ob variabel oder fix, sind von der Bonität des Kreditnehmers/der Kreditnehmerin und von der angebotenen Sicherheit abhängig. Der Wert einer Immobilie wird vorrangig von der Lage und der Qualität der Ausstattung bestimmt, für Eigennutzung geben Banken bessere Konditionen als für Objekte, die vermietet werden. Meixner sieht zeitnahe wieder eine Normalisierung der Zinssätze: „Bald herrscht am Kreditmarkt wieder Normalität, langfristige Zinsen werden dann wieder deutlich höher sein als kurzfristige.“