Von Raiffeisen-Chef Stepic

Immo-Deal soll via Treuhänder gelaufen sein

01.08.2012

Finanzierung durch Hypo Alpe Adria stand bereits vor Stepic-Einstieg.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Der serbische Immobilien-Deal von Raiffeisen-Bank-International-Chef Herbert Stepic soll via Treuhänder gelaufen sein, schreibt der "Standard" (Donnerstag). Stepic sei bemüht, Licht in die Geschichte rund um sein von der Konkurrentin Hypo Alpe Adria finanziertes Immobilien-Engagement zu bringen, so das Blatt.

Wie berichtet, will die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) wissen, warum und ob der Vorstandsvorsitzende einer Großbank als Privatmann einen Kredit bei der Konkurrenz aufgenommen hat. Hintergrund: Einhaltung der Compliance-Vorschriften und Fit-&-Proper-Voraussetzungen, die Banker erfüllen müssen.

Es geht um den Erwerb einer Immobilie in Belgrad. Laut Credit Report der Hypo Alpe Adria aus dem Vorjahr war Stepic über eine ihm zuzurechnende liechtensteinische "Restem"-Stiftung (in einigen Medien war auch von "Restern" die Rede) in den Deal involviert. Der Kredit wurde notleidend, die Hypo ist angeblich schon dabei, Sicherheiten zu verwerten.

Stepic korrigiert nach "Standard"-Informationen die Darstellung der Bank ganz grundsätzlich: Er habe sich nicht über eine Stiftung, sondern über einen Treuhänder mit einem Viertel an der Immobiliengesellschaft beteiligt. Die Finanzierung durch die Hypo sei bereits vor seinem Einstieg gestanden. Zudem habe er, so der "Standard", seinen Anteil schon längst wieder verkauft.

Raiffeisenintern steht man hinter Stepic, heißt es in dem Bericht weiter. Sollte der RBI-Chef wirklich eine Stiftung in Liechtenstein haben, so mache das zwar "keinen schlanken Fuß", heißt es, unanständig wäre es aber auch nicht. Stepic soll erklärt haben, weder rechtliche noch steuerliche Probleme zu haben. Der Banker selbst kommentiert all dies in der Öffentlichkeit nicht: In der Causa spreche er mit der Aufsicht und nicht mit den Medien. Bei dieser Mitteilung bleibt die RBI am Mittwoch auch auf APA-Anfrage.

Von serbischen Behörden wurde der Deal bisher nicht kommentiert. Ein "Falter"-Bericht letzte Woche hat aber auch serbische Medien auf das Thema und möglicherweise handelnde Personen aufspringen lassen.

Die in Zypern registrierte Firma "Enthusa Ltd", die 2006 bei Belgrad günstig Immobilien erworben haben soll, gehört zur Hälfte auch drei Serben. Zwei von ihnen - Danko Djunic und Aleksandar Vlahovic - sind der Öffentlichkeit als einstige Minister bekannt. Beim dritten dürfte es sich, so heißt es in Belgrad, um den Geschäftsmann Vojin Lazarevic handeln. Djunic, Vorstand des Belgrader Wirtschaftsinstitutes, genießt in der Öffentlichkeit seit Jahren den Ruf des serbischen "Privatisierungskönigs". Der unter Freunden deswegen unter dem Spitznamen "Großer Bruder" bekannte Djunic war zwischen 1997 und 98 Vizeministerpräsident der damaligen jugoslawischen Regierung. Vlahovic, sein Privatisierungs-"Ziehsohn", war nach dem Sturz des Regimes von Slobodan Milosevic in der Regierung des Premiers Zoran Djindjic für Privatisierungen zuständig.

Wie die serbische Tageszeitung "Blic" im Jänner berichtete, steht Djunic mit der Belgrader Stadtverwaltung um einen im Jahr 2006 erfolgten Erwerb von 34 Hektar Ackerland im Stadtviertel Zemun zum Preis von 24,72 Mio. Euro auf Kriegsfuß. Der Kredit stammte, wie es heißt, von der Hypo Alpe Adria Bank. Das Grundstück entlang der Autobahn Richtung Belgrader Flughafen hatte laut serbischen Medienberichten einst dem staatlichen Agrarbetrieb Zemun angehört und war von seiner Geschäftsführung nicht ganz unumstritten an die Privatfirma Dzordzlend von einem gewissen Djordje Bozic verkauft worden. Dieser soll die Immobilie an Djunic und seinen Partner Vlahovic weiter verkauft haben.

"Blic" berichtete damals auch, dass Djunic und sein Unternehmen - genannt wurde eine Firma Eko Investment - wegen der Wirtschaftskrise nicht in der Lage seien, den aufgenommenen Kredit zu tilgen. Die Bank habe die Hypothek aktiviert, hieß es im Jänner in dem serbischen Medium. Das Blatt hat sich nun bei der staatlichen Privatisierungsagentur für das Geschäft mit staatlichen Immobilien interessiert. Diese sei aber nur für die zu den Industriebetrieben gehörenden Grundstücke zuständig. Von der zuständigen Republik-Vermögensdirektion verlautete zunächst nichts. Aus der Agentur zur Korruptionsbekämpfung verlautete laut "Blic", dass sie sich mit dem in den Medien genannten Immobilien-Deal nicht befassen könne, solange es keine schriftliche Beschwerde oder Anzeige gebe.

Zur Vollversion des Artikels