Deutschland

Industrie durch Ökostrom konkurrenzfähiger

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 Warum Strom-Großkunden der deutsche Solarboom freut.

Die deutsche Industrie klagt seit langem über Spitzenpreise für Strom und die Folgen für den Wettbewerb in Europa. Doch Daten der Statistikämter und der Börsen zeigen: Inmitten der Energiewende sind Deutschlands große Stromverbraucher sogar konkurrenzfähiger geworden. Ein Grund ist die wachsende Produktion von Ökostrom.

Während der deutsche Haushaltskunde voll von der Last von Steuern und Abgaben für die Energiewende wie steigende Ökostrom-Umlage getroffen wird, gelten für große Stromverbraucher viele Ausnahmen und Erleichterungen. Für die Industrie ist daher der Börsenpreis von besonderer Bedeutung. Hier können sich die Konzerne sowohl langfristig am Terminmarkt wie auch kurzfristig für den nächsten Tag, am sogenannten Spotmarkt, eindecken. Mittelfristig verlaufen beide Preise etwa in die gleiche Richtung. Daten der europäischen Strombörsen (EPEX) zeigen nun, dass für Deutschland die Preise 2012 um fast 17 Prozent zurückgingen, die in Frankreich jedoch lediglich um vier Prozent. Im Ergebnis lagen die Tarife in Deutschland 2012 sogar unter denen des Nachbarn.

Den Trend bekräftigt eine Statistik des Verbands der energieintensiven Industrie (VIK). Dieser berücksichtigt Tarife an der Leipziger Energie-Börse unter Einschluss der Netz-Durchleitungsgebühren. Der Index fiel zuletzt auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren - also deutlich unter das Niveau vor dem Atomausstiegsbeschluss.

Aber auch die von der Statistikbehörde Eurostat erfassten Industriestrompreise, die Steuern und Abgaben einschließen, zeigen: Zwar ist der Strom in Deutschland wegen der überdurchschnittlichen Abgabenlast im europäischen Vergleich noch teuer, doch sanken auch hier seit dem Ausstiegsbeschluss die Tarife für Großverbraucher. Vor allem: In Industrieländern wie Frankreich, Italien oder auch Spanien zogen sie im gleichen Zeitraum an.

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Die Gründe für die niedrigeren Preise in Deutschland sind vielfältig. Milde Winter und eine schwächere Konjunktur spielen ebenso eine Rolle wie ein damit verbundener Rückgang des Verbrauchs in Deutschland im vergangenen Jahr. Unbestritten aber ist, dass der Anteil von 22 Prozent Ökostrom - davon nahezu fünf Prozent Solarenergie - Wirkung an den Börsen zeigt: Der Strom verursacht in der Produktion kaum Kosten und drängt vor allem in der Mittagszeit auf den Markt, wo die Preise am Spotmarkt sonst besonders hoch sind.

Der Bundesverband der Erneuerbaren Energien (BEE) will daher Kritik der Industrie an den Kosten der Energiewende so nicht akzeptieren: "Die Erneuerbaren Energien haben einen maßgeblichen Anteil daran, dass die Börsenstrompreise in den letzten vier Jahren um mehr als 20 Prozent gesunken sind", sagt BEE-Präsident Dietmar Schütz. Die Kritik der stromintensiven Industrie an der Energiewende laufe daher ins Leere. "Mehr noch: Im Hinblick auf die niedrigen Strombeschaffungskosten hat sich deren Wettbewerbssituation in den vergangen Jahren deutlich verbessert."

Auch die Grünen kommen in einer Analyse zur Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu ähnlicher Einschätzung: "Es lässt sich festhalten, dass sich die Wettbewerbssituation stromintensiver Unternehmen in Deutschland in Bezug auf die Strombeschaffungskosten in den letzten Jahren verbessert hat."

Vermutungen, dass die Strombranche in Deutschland ihre Produktion aus konventionellen Kraftwerken wegen des wachsenden Ökostromanteils nun entsprechend zurückfährt, sind offenbar falsch. Der Bundesverband der Energiewirtschaft überraschte kürzlich mit der Meldung, dass Deutschland viermal so viel Strom wie 2011 und damit eine Rekordmenge ins Ausland schickte. Wichtigster Abnehmer waren die Niederlande, gefolgt von der Schweiz und Österreich. Mit ihren Exporten senkten oder dämpften die deutschen Energieunternehmen die Tarife bei den Nachbarn.

Der Privatverbraucher aber auch kleinere Betriebe und Gewerbetreibende in Deutschland hingegen sehen sich mit immer höheren Stromkosten konfrontiert. Sie müssen für den Ausbau der Netze und die Ökostrom-Förderung voll zahlen. "Die Preise in den Niederlanden sinken, weil sie hier steigen", moniert die Geschäftsführerin des Branchenverbands BDEW, Hildegard Müller. Teile der schwankenden Ökostromproduktion werden auch verschenkt und überschwemmen ausländische Netze, da Kraftwerke nicht schnell genug gedrosselt werden können oder für die Netzspannung nötig sind.

Und auch die Energieversorger bekamen zuletzt Probleme, weil die Großhandelspreise unter Druck sind und sich etwa die vergleichsweise teuren Gaskraftwerke kaum noch lohnen. Allerdings war dies Ziel und absehbare Folge der Energiewende, die schon 2000 von Rot-Grün mit dem Atomausstiegsbeschluss begründet wurde: Ökostrom verdrängt immer mehr klimaschädliche Gas- und Kohlekraftwerke und wird langfristig den Strompreis weiter drücken.

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