2010: "Wachstum nur an der Grenze zur Stagnation"

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Die Arbeitsmarktlage ist zwar günstiger als befürchtet, der Konsum wird aber dennoch belastet. Zudem verlieren staatliche Konjunkturmaßnahmen an Wirkung. Entsprechend ortet der Chefökonom der Bank Austria Stefan Bruckbauer nur magere Wachstumsaussichten für 2010 und 2011.

Die Erholung der österreichischen Wirtschaft wird beständiger, aber die Fortschritte sind bescheiden. Die Rahmenbedingungen haben sich um den Jahreswechsel etwas verbessert. Der Konjunkturaufschwung in Österreich scheint an Robustheit zu gewinnen. Darauf weist der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator hin.

Alle Komponenten des Bank Austria Konjunkturindikators zeigen zu Jahresbeginn nach oben. Der Indikator steigt bereits den 9. Monat in Folge an und liegt mit einem Wert von 0,5 nun klar in der Wachstumszone.

Dazu hat vor allem die günstigere Stimmung in der Industrie beigetragen. Das seit einigen Monaten anhaltende Plus bei den Auftragseingängen, ein wachsender Auftragspolster und steigender Auslastungsgrad sind die Komponenten, die den europäischen Unternehmern nach dem scharfen Einbruch in der ersten Jahreshälfte 2009 wieder mehr Zuversicht geben. Im Gefolge des verbesserten internationalen Umfelds sieht auch die heimische Industrie wieder bessere Absatzchancen für ihre Erzeugnisse. Sowohl auf europäischer Ebene als auch in der heimischen Sachgütererzeugung zeigt das Stimmungsbarometer stetig nach oben. Die Aufhellung der

Geschäftsaussichten beschleunigte sich zum Jahresbeginn sogar geringfügig. Das Tempo der Stimmungsverbesserung bei den heimischen Konsumenten nimmt dagegen klar ab.

Arbeitsmarkt belastet Konsumaussichten

Die zurückhaltende Entwicklung des Verbrauchervertrauens ist ein Hinweis darauf, dass der private Konsum in den kommenden Monaten die Konjunktur nicht mehr so prominent stützen können wird, zumal die Rahmenbedingungen ungünstiger werden. Die Haushalte stehen zwar einer niedrigen, aber tendenziell doch steigenden Inflation gegenüber.

Nach 0,5 % im Jahresdurchschnitt 2009 erwarten wir für 2010 eine Teuerung von 1,2 %. Vor allem jedoch wird der Arbeitsmarkt zu einer zunehmenden Belastung für den privaten Konsum. Zwar ist die Situation am Arbeitsmarkt derzeit günstiger als angesichts der Schwere der Krise zu erwarten gewesen war, dennoch liegt der Beschäftigtenstand in Österreich um mehr als 1 % tiefer als 2008 und die Arbeitslosigkeit ist deutlich höher.

Zudem ist die jüngst erkennbare Stabilisierung am Arbeitsmarkt mit Vorsicht zu betrachten. Zum einen ist nach dem Auslaufen der Kurzarbeit in einigen Betrieben bald vermehrt mit Kündigungen zu rechnen und zum anderen ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit unter Einbeziehung der Schulungsteilnehmer ungebrochen. Während die Beschäftigung im laufenden Jahr nach unserer Einschätzung nur noch geringfügig zurückgehen wird, ist ein weiterer Anstieg der Arbeitslosenquote von 7,2 % im Vorjahr auf 7,8 % im Jahresdurchschnitt 2010 zu erwarten. Erst im Verlauf des nächsten Jahres besteht die Chance auf einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit.

Das derzeit wachsende Industrievertrauen ist überwiegend auf die seit einigen Monaten zunehmende Exportnachfrage zurückzuführen. Diese globale Nachfrageerholung stützt sich auf die weltweit umgesetzten staatlichen Konjunkturprogramme, die auch den Aufschwung in der österreichischen Sachgüterindustrie in den vergangenen Monaten angetrieben haben. Angesichts knapper Budgets und der deutlich gestiegenen Verschuldung der öffentlichen Hand ist ein Austrocknen dieser Impulse bereits in Sicht.

Anhaltspunkte für einen selbsttragenden Wirtschaftsauftrieb fehlen allerdings. Insbesondere für die Entwicklung der Investitionstätigkeit der Unternehmen sind angesichts der niedrigen Kapazitätsauslastung, gestiegener Verschuldungskennziffern und adaptierter Risikobewertungen die Aussichten zurückhaltend.

Während die private Investitionstätigkeit nicht kräftig genug anspringt, versiegt langsam die Kraft der öffentlichen Konjunkturprogramme. Der Konsum wird solange sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht nachhaltig verbessert die Lücke nicht füllen können. So besteht die Gefahr, dass der laufenden Konjunkturerholung mehr und mehr die Luft ausgeht.

Bereits der etwas schwächere Anstieg des BIP im Schlussquartal 2009 um 0,4 % zum Vorquartal gegenüber noch 0,5 % im Herbst war ein erstes Signal dafür, dass das Tempo mit dem die wirtschaftliche Erholung zur Jahresmitte 2009 eingesetzt hatte, mittelfristig nicht zu halten ist. Noch bis zum Sommer wird die Auslandsnachfrage der heimischen Konjunktur Impulse für eine Fortsetzung des Wirtschaftsaufschwungs geben, zumindest kurzfristig unterstützt durch die günstigere Wechselkursrelation zum US-Dollar.

Doch wird dieser Impuls zunehmend schwächer werden, sodass eine zunehmende Verflachung der Konjunkturerholung eintreten wird. Die Wachstumsraten werden bis zur Jahresmitte 2010 unter jenen der zweiten Jahreshälfte 2009 liegen. Erst ab Mitte des Jahres verbessern sich die Voraussetzungen, dass der private Konsum die Konjunktur wieder

stärker stützen kann, zulasten der Sparquote und dank der endgültigen Stabilisierung am Arbeitsmarkt. Hinweise auf eine starke Konsumbelebung sowie einen spürbaren Aufschwung der Investitionstätigkeit sind allerdings nicht auszumachen, wobei vor allem für die Bauinvestitionen ungünstige Aussichten bestehen. Insgesamt werden die Investitionen 2010 sogar um 1 % zurückgehen. Wenn es auch 2010 an kräftigen Impulsen für die heimische Wirtschaft fehlen wird, die Erholung wird zumindest auf kleiner Flamme weiterköcheln.

Nach dem Rückgang des BIP um 3,6 % im Vorjahr erwarten wir für 2010 immerhin ein geringes Plus um 1,3 %. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden Produktivitätsfortschritte ist in Österreich 2010 damit nur ein Wirtschaftswachstum am Rande der Stagnation zu erwarten.

Auch für das kommende Jahr lassen die Rahmenbedingungen keine spürbare Belebung der Wirtschaft erwarten. Mit 1,4 % wird der Anstieg des BIP 2011 nur unwesentlich höher als im laufenden Jahr sein.

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