Gegen den Terror des Status quo
06.11.2009
Der Industrielle Hannes Androsch fordert einen Zukunftsbericht für den Ausbau der Infrastruktur.
Österreichs Infrastruktur kann sich im globalen Vergleich durchaus sehen lassen. Andererseits können wir von uns aber bei weitem nicht behaupten, führend zu sein. Ein Vergleich mit der Schweiz macht dies deutlich. Diese hat ein weitaus besser ausgebautes Eisenbahn- und Autobahnnetz und verfügt auch bei Post und Telekom, aber auch im Flugwesen oder in der Energieversorgung über einen erheblich besseren Leistungsausweis als wir.
Die Tatsache, dass bei uns wichtige öffentliche Investitionen im Infrastrukturbereich vernachlässigt wurden, hat inzwischen auch dramatische Auswirkungen auf unsere Wettbewerbsfähigkeit, bei der wir im internationalen Ranking erneut zurückgefallen sind und nur mehr den 17. Platz erreichen.
Dies ist auch eine Folge unserer zu geringen Innovationskraft. In dem vor Kurzem veröffentlichten Innovationsindikator der 17 führenden Industrienationen kommen wir nur auf Platz 13.
Die AUA oder die Uni-Misere, die nun die Studenten zu Protesten veranlasst hat, seien nur als zwei Belege von Unterlassungen der öffentlichen Hand genannt. Diese Hinweise sollten als Weckruf wahrgenommen werden: Bei uns herrscht schon viel zu lange der Terror des Status quo.
Diktatur der leeren Kassen
Die derzeitige Krise samt Diktatur der leeren Kassen sollte daher in entschlossener Weise zum Anlass genommen werden, um überfällige Reformen in Angriff zu nehmen. Wenn gleichzeitig in die Zukunft, also in eine moderne materielle Infrastruktur sowie in Bildung, Wissenschaft und Forschung investiert wird, dann besteht die Chance, dass Österreich wieder ein ausreichendes Wirtschaftswachstum generiert, die Arbeitslosigkeit deutlich verringert, und die Staatsschulden ohne Wohlstands- und Wohlfahrtsverlust wieder abgebaut werden können.
Daher sollte möglichst rasch ein Zukunftsbericht für den Ausbau unserer Infrastruktur mit Zeithorizont 2030 erarbeitet und umgesetzt werden. Dieser ist mit einem ebenso notwendigen Finanzbericht über die zukünftige Entwicklung der öffentlichen Finanzen zu verknüpfen.