Seit wenigen Tagen gibt es heftige Diskussionen rund um ein vermeintlich erhöhtes Krebsrisiko für Typ-2-Diabetiker durch die Anwendung des extrem lange wirkenden Insulinanalogons Insulin Glargin ("Lantus"/Sanofi-Aventis). In einer Stellungnahme der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) hieß es dazu am Dienstag (30. Juni), ein Grund für behandelnde Ärzte, die Therapie bei Patienten umzustellen, bestehe nicht.
Der Grund für die Diskussionen sind die Resultate von vier Untersuchungen, die in den vergangenen Tagen erschienen sind. Die österreichischen Fachleute unter Bernhard Ludvik von der MedUni Wien: "Die Resultate dieser Studien sind uneinheitlich. In einer deutschen Beobachtungsstudie fand sich unter ausschließlicher Gabe von 'Lantus' im Vergleich zu (herkömmlichem, Anm.) Humaninsulin ein erhöhtes Krebsrisiko bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Daten aus einem schottischen und einem schwedischen Register zeigten diesen Zusammenhang für die Entwicklung von Brustkrebs. Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen fand sich in einer britischen Beobachtung kein erhöhtes Krebsrisiko (...). Diese einander teilweise widersprechenden Ergebnisse müssen (...) mit Vorsicht interpretiert werden."
Das Wichtigste: "Auf Grund der vorliegenden Daten kann ein Zusammenhang zwischen der Verabreichung von 'Lantus' und einem erhöhten Krebsrisiko weder bestätigt noch ausgeschlossen werden. Um eine gültige Aussage treffen zu können, sind jedoch weitere Analysen und Untersuchungen, welche derzeit durchgeführt werden, notwendig. Bis zum Vorliegen dieser Daten empfiehlt die Österreichische Diabetes Gesellschaft wie auch andere internationale Fachgesellschaften, eine laufende Insulintherapie mit 'Lantus' nicht zu unterbrechen, sondern im Fall der Beunruhigung mit ihrem betreuenden Arzt Rücksprache zu halten."