Investor RHJ erhöht Druck im Opel-Poker
01.09.2009
Im Poker um Opel hat der Finanzinvestor RHJ sein Angebot noch einmal nachgebessert. Der Ripplewood-Ableger wolle nun mit 600 Mio. Euro weniger Staatshilfe aus Deutschland auskommen als zuletzt geplant, sagte ein RHJ-Sprecher am Dienstagabend. Statt 3,8 Mrd. fordert der Opel-Bieter nun 3,2 Mrd Euro.
Der geforderte staatlich verbürgte Kredit soll nun 2013 und damit ein Jahr früher als geplant zurückgezahlt werden. RHJ habe die ehemalige Opel-Mutter General Motors in einem entsprechenden Brief über das nachgebesserte Angebot informiert. Auch die "Rheinische Post" hatte darüber vorab berichtet.
Mit dem neuen Offert will sich RHJ einen Vorteil gegenüber dem konkurrierenden Bieter Magna verschaffen. Während der Zulieferer der bevorzugte Interessent der deutschen Regierung ist, hegt GM Sympathien für RHJ. Dabei verlangt RHJ deutlich weniger Staatshilfen als Magna mit 4,5 Mrd. Euro.
Auch beim Eigenkapital hat der Finanzinvestor nachgebessert. Statt den ursprünglich geplanten 275 Mio. Euro will RHJ nun 300 Mio. Euro in Opel investieren. Magna will insgesamt 500 Mio. Euro an Kapital in den deutschen Autobauer einbringen.
RHJ habe das Zahlenwerk für die Opel-Übernahme noch einmal durchgesehen und festgestellt, dass man auch mit weniger Geld auskommen könne, begründete der Sprecher das neue Angebot. Dies werde das Unternehmen auch weiterhin tun. Dabei wolle RHJ aber nicht an Investitionen in die Zukunft von Opel sparen. "Die inhaltlichen Parameter des Angebots bleiben gleich", sagte der Sprecher. Reuters hatte bereits Mitte August von mit der Situation vertrauten Personen erfahren, dass RHJ eine Nachbesserung seines Angebots erwägt.
Teile der Opel-Arbeitnehmer lehnen RHJ als Investor jedoch ab. "Wir haben einstimmig beschlossen, dass mit RHJ keine neuen Gespräche aufgenommen werden", sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ).
Einigung vor Ende September angestrebt
Die deutsche Regierung strebt noch vor Ende September eine Einigung über Opel an. "Ich hoffe, dass es vor der Wahl sein wird. Wir arbeiten darauf hin", sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bayerischen Rundfunk. Der GM-Verwaltungsrat hatte eine Entscheidung über Opel zuletzt vertagt und weitere Information der Bundesregierung verlangt. Zuletzt hieß es, GM könnte Opel als Alternative dazu auch ganz behalten und den Verkauf abblasen.
Trotz der langwierigen Verhandlungen zeigte sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) zuversichtlich für einen Kompromiss. "Ich glaube, das der erreichbar ist, und ich bin am Ende davon überzeugt, dass alle eine solche Lösung wollen. Am Scheitern von Opel hat ernsthaft niemand ein Interesse", sagte Koch im Hessischen Rundfunk. Koch hatte sich zuvor klar gegen Staatshilfen für den Opel-Bieter RHJ ausgesprochen.
Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg rechnet nach eigenen Angaben mit einer Stellungnahme des US-Autobauers GM zu dessen deutscher Beteiligung Opel noch im September. "Ich glaube, dass sich GM noch vor der Bundestagswahl äußern wird", sagte der CSU-Politiker am Dienstag bei einer Veranstaltung des Verlags Gruner+Jahr in Hamburg.
Ob dies dann schon die Entscheidung für einen der Bieter oder einen Verbleib bei GM sein werde, sei aber offen. Der Konzern habe in der Vergangenheit jedoch gezeigt, "dass er für die eine oder andere Überraschung" gut sei. Um Opel buhlen der austro-kanadische Autozulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJ. Der neue Bundestag wird am 27.9. gewählt.