"Wir werden von den Märkten erpresst" - "EU agiert nicht entschlossen genug".
Die Europa-Kritik kam zum ungünstigsten Moment: Griechenland braucht dringend die acht Milliarden der letzten Tranche aus dem ersten 110-Milliarden-Euro-Hilfspaket. Bliebe die Zahlung aus, wäre Athen pleite.
Daran dachte Evangelos Venizelos, Griechenlands schwergewichtiger Finanzminister, wohl nicht, als er polternd zusammenfasste, was er von den Europäern hält: „Es ist entscheidend, dass sich Griechenland gegen die Anfeindungen von außen schützt“, donnerte er Richtung Brüssel: „Wir dürfen nicht der Sündenbock und die leichte Ausrede für europäische und internationale Organisationen sein, damit diese ihre eigene Unfähigkeit verbergen können, diese Krise zu meistern.“ Europa agiere in der Krise „nicht so entschlossen und schnell, wie es nötig wäre“.
Seitenhieb auf Europa und Wut auf die Erpresser
Natürlich erschlage die Krise Griechenland, aber: „Die Krise betrifft auch alle Mitgliedsstaaten, sie betrifft in hohem Maße die Größeren im Herzen Europas. Im Vergleich zu diesen ist unser eigenes Land zu klein, um eine signifikante Rolle zu spielen.“
Bei vielen außerhalb Griechenlands habe sich ein negatives Stereotyp verfestigt: Dass nämlich das ganze griechische Volk nicht willens sei, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Krise zu bekämpfen. Am Ende ging Venizelos auch auf die Finanzbranche los: „Unsere Finanzmisere resultiert größtenteils daraus, dass Griechenland von den Märkten erpresst wird.“
Monstersparpaket: „Das Drama unseres Landes“
Auch mit harten Worten gegenüber seiner eigenen Regierung sparte er nicht: „Ohne die Kontrollen der Troika wären die griechischen Staatsfinanzen entgleist“, gestand er ein. Wunder werde es keine geben.
Österreichs VP-Finanzministerin Maria Fekter kündigte indessen an, „dass Athen noch schärfere Kontrollen akzeptieren muss“. Österreich haftet für 26 Milliarden Euro.
Gleichzeitig mit der Wutattacke gegen Europa kündigten Venizelos und Premier Papandreou das härteste Sparpaket an, das ein europäisches Land jemals zu stemmen hatte (siehe Kasten). Opfer müssten alle bringen, sagten sie: „Leider auch Pensionisten, Arbeitslose und junge Leute. Das ist das Drama unseres Landes.“ Gleichzeitig betonte der Finanzchef, dass für Griechenland ein Austritt aus dem Euro-Raum nicht infrage komme.
EU-Task-Force bescheinigt Athen "Reformwillen"
Der Chef der EU-Task-Force für Griechenland hat dem hoch verschuldeten Land erneut einen großen Reformwillen bescheinigt. Die Bereitschaft zu Reformen zeige sich etwa an den an Mittwoch angekündigten Einschnitten, sagte Horst Reichenbach am Donnerstag im ZDF. Eine der schwierigsten Aufgaben für seine Task Force sei zu erreichen, dass der griechische Finanzsektor der Realwirtschaft wieder Kredite zur Verfügung stelle.