Alpine-Arbeiter fordern:
"Kanzler, bitte helfen Sie uns"
24.06.2013
Alpine: Schließung fix - 4.900 zittern um Jobs.
Auch die fieberhaften Verhandlungen halfen nichts: In der Nacht auf Montag scheiterte die Rettung der Alpine durch eine Auffanggesellschaft. Der Baukonzern wird endgültig geschlossen. Es ist die größte Pleite der Geschichte: Die Alpine häufte rund 2,6 Milliarden Euro Verbindlichkeiten an.
4.900 Mitarbeiter zittern in Österreich um ihre Jobs. Einer von ihnen ist der Steirer Karl Pugl, seit 19 Jahren bei Alpine und Vater einer kleinen Tochter. „Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Jeder von uns hat Angst. Wir wissen einfach nicht, wie es weitergeht“, klagt er im ÖSTERREICH-Interview (siehe rechts).
Am Montag erfolgte der Schließungsantrag, Pugl und seine Kollegen werden aber noch 30 Tage via Insolvenzfonds bezahlt.
Regionale Übernahme für 1.400 Alpine-Baustellen?
Doch was dann? „Ich werde meinen Vertrag erfüllen und hoffe, woanders unterzukommen. Ich habe Zahlungen zu leisten, es ist nicht leicht“, so der Bauarbeiter.
Die Alpine betreut derzeit 1.400 Baustellen mit einem Auftragsvolumen von 800 Millionen Euro – darunter auch den Wiener Hauptbahnhof. Die Gewerkschaft Bau-Holz strebt eine regionale Splitterung an. Die Strabag bot an, stillstehende Projekte fertigzustellen, auch Porr und Hinteregger sollen Interesse zeigen. Pugl wünscht sich von der Politik aber nur eines: „Herr Bundeskanzler, helfen Sie. Lassen Sie uns nicht im Stich. Wir wollen auch in Zukunft einen Arbeitsplatz“, so sein Appell.
Alpine-Bauarbeiter im Interview:
ÖSTERREICH: Jetzt steht fest, dass die Alpine endgültig geschlossen wird. Wie geht es Ihnen damit?
Karl Pugl: Als ich davon erfahren habe, ist mir das sehr nahegegangen. Ich habe Zahlungen zu tätigen, und man hat da schon Angst vor der Zukunft.
ÖSTERREICH: Wie lange dürfen Sie noch arbeiten?
Pugl: Wir arbeiten weiter auf der Baustelle und haben 30 Tage Kündigungsschutz. Ich will meinen Vertrag erfüllen und keinen Fehler machen.
ÖSTERREICH: Was passiert nach dieser Frist?
Pugl: Ich hoffe, dass ich bei einer anderen Firma unterkomme. Ich weiß aber nicht, wie es dann weitergeht. Alle meine Kollegen haben Angst, viele sogar Existenzängste.
ÖSTERREICH: Wer ist schuld an der Pleite? Die Alpine? Der Mutterkonzern? Die Politik?
Pugl: Es spielen mehrere Faktoren mit, so genau kann ich das nicht sagen. Ich höre jeden Tag andere Sachen, ich weiß schon gar nicht mehr, was ich glauben soll. Ich weiß auch nicht, was im Hintergrund abgelaufen ist.
ÖSTERREICH: Es heißt, dass es möglicherweise regionale Lösungen für die Mitarbeiter gibt. Ist das gut?
Pugl: Ich wünsche mir eine Lösung für alle Kollegen, dass wir zusammenbleiben. Ich bin 19 Jahre bei der Alpine, wir kennen uns alle jahrelang. Ich bin an einer steirischen Lösung interessiert, in ein anderes Bundesland möchte ich nicht unbedingt gehen.
ÖSTERREICH: Was würden Sie der Politik ausrichten, hätten Sie die Chance …
Pugl: Der Bundeskanzler soll uns helfen und uns nicht im Stich lassen. Wir wollen auch in Zukunft einen Arbeitsplatz haben.