Für die Rettung der deutschen Warenhauskette Karstadt bleiben nur noch zehn Tage Zeit. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg mahnt deshalb zur Eile. "Bieter, Vermieter und die Gewerkschaft müssen sich in den nächsten Tagen zusammenraufen, sonst war's das", sagte er.
Bis zum 9. Juni, dem Jahrestag des Insolvenzantrags, muss ein Kaufvertrag für die Warenhauskette mit ihren 25.000 Beschäftigten unterschrieben sein.
Es gibt drei seriöse Kaufinteressenten: Highstreet, Berggruen und Triton. Am Freitag hatten diese drei dem Gläubigerausschuss in Essen ihre Rettungskonzepte vorgestellt. Die Entscheidung über einen Zuschlag wurde anschließend auf den 7. Juni vertagt.
Nach Informationen von "Bild am Sonntag" bietet der mehrheitlich zu Goldman Sachs gehörende Immobilienfonds Highstreet 30 Mio. Euro für Karstadt. In den nächsten fünf Jahren will Highstreet Karstadt außerdem insgesamt 230 Mio. Euro Mietzahlungen erlassen. Highstreet besitzt 86 der 120 Karstadt-Warenhäuser und ist damit nicht nur der wichtigste Vermieter, sondern auch einer der Hauptgläubiger der insolventen Warenhauskette.
Der Berliner Investor Nicolas Berggruen will 70 Mio. Euro zahlen sowie in den nächsten drei Jahren 240 Mio. Euro investieren. Er fordert Zugeständnisse der Vermieter.
Der deutsch-schwedische Investor Triton bietet 100 Mio. Euro an Investitionen bei Vollzug des Kaufvertrags und weitere 400 Mio. in den nächsten fünf Jahren. Von den Mitarbeitern fordert Triton die Einführung einer teilweise erfolgsbasierten Vergütung und ein Überdenken verlustbringender Sortimente. Im schlimmsten Fall könnte das den Abbau von knapp 5.000 Arbeitsplätzen bedeuten. Gegen die Forderungen von Triton hat sich bisher vor allem die Gewerkschaft Verdi gewehrt.
Der Vorsitzende des Karstadt-Gesamtbetriebsrates, Hellmut Patzelt, wollte keinen Favoriten unter den drei Bietern benennen. Da das letzte Angebot erst seit kurzem vorliege, gelte es nun, die Angebote genau zu prüfen, sagte er am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Das Angebot des Karstadt-Vermieters Highstreet war erst wenige Stunden vor Beginn der Sitzung am Freitag bekanntgeworden.
Ein russisches Konsortium, das ebenfalls noch Kaufinteresse angemeldet hat, wird nicht ernst genommen und gilt als chancenlos. Unternehmenskreisen zufolge hat die Gruppe unter Führung des St. Petersburger Unternehmers Artur Pachomow bisher noch nicht einmal eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vorgenommen.