Ende Jänner schließen die 17 verbliebenen Kika/Leiner-Filialen. Die rund 1.350 Beschäftigten der insolventen Möbelkette verlieren im Laufe des Jahres ihren Job.
Langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aufgrund längerer Kündigungsfristen aber erst im Sommer oder Herbst ohne Gehalt dastehen. Ab fünf Jahren Betriebszugehörigkeit können Beschäftigte im Handel nur quartalsweise gekündigt werden.
Die rund 200 betroffenen Kika/Leiner-Beschäftigten in Wien und rund 500 Mitarbeiter in Niederösterreich können bei Bedarf eine Arbeitsstiftung in Anspruch nehmen. In Wien organisiert der Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds (waff) die Insolvenzstiftung. Teilnehmer der Stiftung können sich bis zu drei Jahre aus- und weiterbilden und bekommen während dieser Zeit Arbeitslosengeld vom AMS Wien sowie einen Ausbildungszuschuss von 100 Euro monatlich vom waff. In Niederösterreich muss die Landesregierung noch die Einrichtung der Arbeitsstiftung beschließen.
Details zu Arbeitsstiftung in Niederösterreich noch nicht bekannt
Der Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA NÖ, Michael Pieber, rechnet in Niederösterreich mit rund 300 bis 400 ehemaligen Kika/Leiner-Beschäftigten in der geplanten Stiftung, weil die Möbelkette sehr viele langjährige Mitarbeiter hat. Kürzer Beschäftigte bei Kika/Leiner würden "sehr gut unterkommen" und wieder einen Job finden, sagte Pieber zur APA. Die Details der Arbeitsstiftung in Niederösterreich sind bisher nicht bekannt. Der Gewerkschafter fordert einen Ausbildungszuschuss von 100 Euro monatlich wie in Wien und keine Einschränkungen bei der Auswahl der Umqualifizierungsmaßnahmen.
Wie die noch bis Ende Jänner geöffneten 17 Kika/Leiner-Filialen künftig genutzt werden, ist derzeit offen. Der Eigentümer der Möbelhaus-Immobilien, die Grazer Supernova-Gruppe um Frank Albert, wird die Liegenschaften verwerten. Man prüfe "alle Optionen", hieß es von einem Supernova-Sprecher auf APA-Anfrage. "Die Verwertung wird eine Zeit in Anspruch nehmen." Entweder wird Supernova ehemalige Kika/Leiner-Standorte "langfristig vermieten" oder verkaufen. Im Rahmen des ersten Insolvenzverfahrens schloss die Möbelkette Ende Juli 2023 bereits insgesamt 23 von 40 Standorten. Die SAR Leasing GmbH der XXXLutz-Gruppe kaufte Supernova im November 2024 elf geschlossene Kika/Leiner-Standorte ab.
Drei Eigentümerwechsel bei Kika/Leiner seit 2013
Die Möbelkette befand sich bereits seit mehreren Jahren in der Krise, in den vergangenen 12 Jahren gab es drei Eigentümerwechsel. 2013 erwarb die südafrikanische Steinhoff-Gruppe von der damaligen Eigentümerfamilie Koch den heimischen Möbelriesen. Damals war Kika/Leiner mit rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten in Österreich und in Osteuropa sowie einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro der zweitgrößte Möbelhändler Österreichs nach XXXLutz. Steinhoff verkaufte 2018 in einem Notverkauf die Möbelkette an die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor Rene Benko. Der neue Eigentümer veräußerte die Kika-Filialen in Osteuropa an XXXLutz.
2023 verkaufte Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Kurz darauf meldete das Unternehmen Insolvenz an. Nach der zweiten Insolvenz im November 2024 konnte Wieser weder frische finanzielle Mittel noch einen Investor auftreiben und Anfang Dezember wurde das Sanierungs- in ein Konkursverfahren umgewandelt.
Marktkonzentration im Möbelhandel steigt
Der Konkurs von Kika/Leiner wird die Konzentration im heimischen Möbelhandel weiter deutlich erhöhen. Laut dem Marktforscher RegioData hat XXXLutz schon heute einen Marktanteil von 34 Prozent, gefolgt von Ikea mit 19 Prozent. Die geschrumpfte Möbelkette Kika/Leiner kam zuletzt auf eine Marktabdeckung von 13 Prozent.