Klimagipfel startet: Ein wenig Hoffnung auf Durchbruch
07.12.2009
Die Welt blickt auf Kopenhagen. Dort beginnt heue ein zwölftägiger Gipfel, bei dem ein weitreichendes Klimaschutz-Abkommen vereinbart werden soll. US-Präsident Barack Obama kündigte an, doch noch zur entscheidenden Schlussphase der Konferenz am 18.12. in die dänische Hauptstadt zu reisen - und weckte damit neue Hoffnungen auf einen Durchbruch. Das Ringen um eine Begrenzung der globalen Erderwärmung gilt als Jahrhundertaufgabe. Hunderte Millionen Menschen wären betroffen, und Städte wie Venedig oder ganze Inselstaaten wie die Malediven drohen in den Fluten zu versinken.
Es gebe Fortschritte hin zu einem Abkommen, "das alle Themen, die derzeit verhandelt werden, umfasst", teilte das Weiße Haus nun zur Begründung für die geänderten Reisepläne mit. Obama habe wegen der Klimakonferenz in den vergangenen Tagen mit mehreren europäischen Spitzenpolitikern telefoniert, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy.
Obama gründe seine Zuversicht unter anderem auf China und Indien, die kürzlich erstmals konkrete Ziele zur Reduzierung ihrer Treibhausgase genannt hatten. Außerdem gebe es Anzeichen für einen Konsens, vom Jahr 2012 an rund 10 Mrd. Dollar (6,64 Mrd. Euro) jährlich aufzubringen, um Entwicklungsländern bei der Reduzierung der Treibhausgase zu helfen.
Der dänische Ministerpräsident Lars Lokke Rasmussen sagte, er sei "aufrichtig erfreut". Dass Obama zu den Abschlussverhandlungen komme, zeige "den zunehmenden politischen Willen für ein ehrgeiziges Abkommen in Kopenhagen".
"Damit sind alle Voraussetzungen für ein historisches Weltklimaabkommen gegeben", sagte Klimaexperte Martin Kaiser von Greenpeace. Ausdrücklich lobte Greenpeace auch Merkel: "Das persönliche Engagement der Kanzlerin gegenüber Obama hat sich ausgezahlt." Nun seien die Chefs der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß alle an Bord. Die USA und China haben weltweit die höchsten CO2- Emissionen, sind im Vergleich zu EU-Staaten aber nur zu wesentlich geringeren Verminderungen bereit.
"Kopenhagen kann ohne China kein Erfolg sein", sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle am Sonntag zu Beginn eines zweitägigen Besuchs in Peking. Die chinesische Regierung will rechtlich bindende Klimaschutzziele in Kopenhagen nicht unterschreiben. Peking kündigte aber kürzlich an, dass das bevölkerungsreichste Land der Erde seinen hohen Energieverbrauch gemessen an der Wirtschaftsleistung reduzieren will.
Ob ein Klimaabkommen die globale Erwärmung wirklich stoppen kann, ist allerdings fraglich. Auch mit den aktuellen Klimaschutzzielen der einzelnen Länder steuert die Welt nach Angaben von Experten auf eine katastrophale Erwärmung um 3,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts zu.
Aus Brüssel fuhr ein "Klimaexpress" mit mehr als 400 Aktivisten, Politikern und Experten wie dem Vizepräsidenten des UN-Klimarats IPCC, Jean-Pascal Van Yperzele, an Bord in die dänische Hauptstadt. Der Hochgeschwindigkeitszug war Samstagfrüh in Brüssel gestartet und hatte Stopps in Köln und Hamburg eingelegt.
Mehr als 50.000 Briten und Iren demonstrierten für ein weltweites Abkommen beim Kopenhagener Gipfel. In London, Dublin, Belfast und Glasgow folgten die Menschen am Samstag einem Aufruf des Bündnisses Stop Climate Chaos. Die Demonstranten forderten die Regierungschefs auf Plakaten auf, "Handelt jetzt". In London benannten die Teilnehmer Kopenhagen in "Hopenhagen" (hope für Hoffnung) um. "Eine weitere Möglichkeit wie diese wird es wohl nicht so schnell geben", sagte der britische Klimachef der Umweltorganisation WWF, Keith Allott.
Die britische Regierung verurteilte indessen Störfeuer gegen die Kopenhagener Konferenz. Vor Beginn des Gipfels waren Hunderte E-Mails eines renommierten britischen Forschungszentrums an die Öffentlichkeit gelangt. Die Klimaforscher der Universität East Anglia sollen darin Datenmanipulation zugegeben haben. Ihre Zahlen bilden eine Grundlage für die Beratungen in Kopenhagen.