Kärntner U-Ausschuss
Kulterer sieht Schuld bei BayernLB
19.05.2010
Der ehemalige Hypo-Alpe-Adria-Vorstandschef Wolfgang Kulturer hat in seiner Aussage vor dem Kärntner Hypo-Ausschuss den Spieß umgedreht und die BayernLB für den Absturz der Hypo verantwortlich gemacht. Man müsse an die Bayern Schadenersatzforderungen stellen, sagte er am Mittwoch vor den Abgeordneten im Kärntner Landtag.
Kulterers These, die er im überfüllten Plenarsaal - die Zuschauertribüne blieb aus unerfindlichen Gründen gesperrt - darlegte: Unter den Bayern habe die Hypo ein unkontrolliertes Wachstum aufgewiesen, das zu Problemen geführt hätte. Zudem sei es unverantwortlich, wie die BayernLB Ende 2009 ihr Tochterunternehmen in der öffentlichen Mediendiskussion abgehandelt habe.
Damals hätten die Sparer quasi über Nacht rund 1 Mrd. Euro an Einlagen abgezogen. "Ich verstehe nicht, dass man sich so etwas gefallen lässt", bekräftigte Kulterer seine Aussage. Geschädigt seien die Aktionäre, die Bayern selbst, die Grazer Wechselseitige Versicherung sowie die Kärntner Landesholding.
"Immer wieder Zwist mit Haider"
Zur Frage, wie sich die Arbeit unter einem Landeshauptmann Jörg Haider geändert habe, sagte Kulterer, bis 1999 sei die Arbeit eine sehr angenehme gewesen, weil die Bank durch die Landesregierung sehr in Ruhe gelassen wurde. "Haider war nicht einfach. Es ist in der Zeit kein Jahr vergangen, wo er mich lieber nicht in der Bank als Vorstand gesehen hätte, es hat immer wieder Zwistigkeiten gegeben." Bei einem politischen Vertreter, der seine Interessen wahrnehme, müsse man sich in gewissen Bereich arrangieren, setzte er hinzu.
Sponsoring stets "in vertretbarem Rahmen"
Zu den Vorwürfen seines ehemaligen Vorstandskollegen, die Hypo habe auf Wunsch Haiders Veranstaltungen finanzieren müssen, erklärte er, man habe Sponsoring gemacht, auch im Jugendbereich. "Wir haben auf der Seebühne Karten für Kunden und Mitarbeiter gekauft, das ist allgemein bekannt." Aber die Bank habe nichts gemacht, was betriebswirtschaftlich nicht vertretbar gewesen sei.
Kulterer gestand aber auch eigene Fehler ein. Es wäre verrückt gewesen zu glauben, dass man eine Bank dieser Dimension in Kärnten entwickeln könne, meinte er. Man hätte die Zentrale 2002 nach Wien verlegen und die Eigentümerstruktur ändern sollen. Nur so hätte man sich aus der "optischen Umklammerung der Politik" lösen können.
"Denn Haider hat sich auf alles draufgesetzt, dagegen konnte man sich nicht wehren. Und Haider hat hier auch keine Grenzen gekannt", erläuterte er. Sein zweiter Fehler sei gewesen, keine internationalen Experten in die zweite Führungsebene der Bank geholt zu haben. "Ein konsequenter und rücksichtsloserer Umgang mit langjährigen Weggefährten wäre notwendig gewesen", präzisierte er.
Verwunderung über Birnbachers Honorar
Zu dem Honorar Dietrich Birnbachers, der im Auftrag Haiders und des Aufsichtsratsvorsitzenden der Landesholding, ÖVP-Landesrat Josef Martinz, 6 Mio. Euro für seine Vermittlungstätigkeit beim Verkauf der Hypo bekommen hat, sagte er, er sei sich ziemlich doof vorgekommen, als er von dem Betrag gehört habe.
Dass man bei der Arbeit in der Bank bei weitem nicht das verdienen habe können als Birnbacher für 2 Monaten Tätigkeit als Honorar kassiert habe. "Das schockt einen halt ein bissl", so Kulterer. Haider habe ihm gegenüber vorher erklärt, man habe mit Birnbacher ein Fixhonorar ausgemacht und dabei eine Summe von 100.000 Euro genannt.
Der Zeitpunkt des Verkaufs sei ideal gewesen, die Bankenwerte seien allgemein sehr hoch gewesen. "Es gab keine bessere Zeit, war aber nicht geplant", sagte er. Und noch einmal in Richtung München gemünzt: "Und das muss man den Bayern schon auch vorhalten: Sie hätten alle Chancen der Welt gehabt, aber sie haben sie nicht genützt."