Der oberste Postgewerkschafter Gerhard Fritz sieht laufend schlechtere Zahlen und will daher eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung. ÖIAG-Chef Peter Michaelis sieht dafür keine Notwendigkeit.
Die Post-Belegschaft läutet die Alarmglocken. Durch die Schließungswelle bei Postämtern würden "die Kunden in Scharen davon laufen", eine Neuüberarbeitung des Filialnetzkonzeptes sei dringend notwendig, so der oberste Mitarbeitervertreter Gerhard Fritz.
Außerordentliche AR-Sitzung
Daher werde für den 29. Juni eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung einberufen. Die Staatsholding ÖIAG ließ heute offen, ob es diese Sitzung geben werde. Man kenne nur den Termin für eine ordentliche Aufsichtsratssitzung, und die sei am 20. Juli. Zu dieser habe eine Mehrheit der Aufsichtsräte ihr Kommen zugesagt.
Michaelis sieht keine Notwendigkeit
Die ÖIAG hielt fest, dass der Personalvertretung für die Einberufung einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung die vorgegebene Dringlichkeit fehle. "Die Filialnetzstrategie ist mehrfach in diesem Jahr in den Aufsichtsratssitzungen thematisiert worden. Die vom Aufsichtsrat beschlossene Strategie, nämlich die Umwandlung von kleineren Filialen in Postpartnerstellen ist ökonomisch sinnvoll und wird von der Bevölkerung mehrheitlich gut angenommen", antwortete ÖIAG-Chef Peter Michaelis.
Zahlen sprechen für Fritz
Fritz hatte davor gemeint: "Grund für den dringenden Handlungsbedarf ist die Tatsache, dass trotz massiver Postamtsschließungen eine Verschlechterung des Filialnetzergebnisses der Post eingetreten ist und der Postvorstand trotzdem weitere Schließungen bei der Regulierungsbehörde anmeldet." Im Jahr 2009 drehte das Betriebsergebnis von 14,5 auf minus 9,2 Mio. Euro. Im vierten Quartal 2009 gab das Ebit der Filialen von 5,0 auf minus 2,5 Mio. Euro nach. Im ersten Quartal 2010 betrug das Betriebsergebnis minus 2,1 Mio. Euro - nach plus 0,2 Mio. Euro im ersten Quartal des Vorjahres.
Das Fazit von Fritz: "In Wahrheit laufen uns mit jeder Postamtsschließungen die Kunden in Scharen davon und das Management sowie der Aufsichtsratsvorsitzende schauen dabei tatenlos zu. Daher greife man zu "diesem bisher in Österreich einzigartigen Mittel" einer Einberufung eines außerordentlichen Aufsichtsrates. Die Handlungsweise des Aufsichtsratsvorsitzenden und ÖIAG-Bosses Peter Michaelis sei "nicht mehr zu dulden". Ansonsten würde der Aufsichtsrat als Kontrollorgan versagen und damit unwiederbringlicher Schaden am Unternehmen entstehen.
Post-Partner auch schon sauer
Aber auch innerhalb der Post-Partner wächst der Unmut. So würde die Post zwar immer neue Services verlangen, aber dafür nicht mehr zahlen. Unterm Strich würde sich die Post-Partnerschaft nicht rechnen, man sei aber als Nahversorger nahezu gezwungen, das Postservice zu übernehmen, um nicht noch mehr Kunden an die Supermärkte in den Städten zu verlieren, ist zu hören. "Wir zahlen die Dividenden der Aktionäre", so ein Post-Partner.