Mit Kundgebungen in Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark hat die IG-Milch erneut gegen den "unfairen Milchpreis" protestiert. 60 Traktoren blockierten am Mittwoch (16.9.) Vormittag jeweils einen Fahrstreifen der Einfahrten zum Kreisverkehr Bergheim-Lengfelden (B156) im Salzburger Flachgau. Rund 150 Bauern verteilten frische Kuhmilch an die Autofahrer, "damit wir die Leute auf unsere Probleme aufmerksam machen", sagte Engelbert Neubauer von der IG-Milch.
Ihren Frust gaben die Milchbauern auf Transparenten kund: "Agrarpolitiker sind wie die Al Kaida - hinterhältig, zerstörend und nicht auffindbar", "Politik ohne Hausverstand ruiniert den Bauernstand" und "eine flexible Mengenregulierung für faire Milchpreise" stand da geschrieben.
Landwirtin Christine Schleindl aus Nußdorf (Flachgau) fühlt sich von der Landwirtschaftskammer im Stich gelassen. "Die vertreten uns nicht, keiner hat Zeit für eine Versammlung". Ihr geht wegen der niedrigen Preise in einem Jahr zwei Monate Milchgeld ab, beklagt die Bäuerin. Heute verschenkte sie freiwillig 100 l frisch gemolkene Milch in 1-l-Flaschen. Andere Bauern schöpften die Milch aus großen Behältern in Plastikbecher. Viele Autofahrer nahmen das Getränk dankbar entgegen, einige riefen den Streikenden aufmunternde Worte zu. Dass sich ein kurzer Stau bildete, darüber ärgerten sich wenige.
Frustrierte Bauern
"Der Frust der Bauern sitzt tief", sagte Neubauer. Die IG-Milch fordert eine europaweite Umlage, die von den Bauern finanziert werde und somit kein Steuergeld koste. Aus dieser Umlage "erhalten dann die Bauern für eine nicht gelieferte Milchmenge Ausgleichszahlungen". In ein paar Tagen will die IG-Milch eine Podiumsdiskussion mit verantwortlichen Politikern in Salzburg veranstalten.
Neubauer hatte die Salzburger "Straßenblockade" von 10 bis 12 Uhr organisiert. "Wir wollen herausfinden, ob der Konsument noch bereit ist, mit uns zu reden." Vor Beginn war er skeptisch, ob die angemeldeten 150 Bauern auch tatsächlich kommen. Gegen 10.30 Uhr zeigte sich, dass sie ihn nicht im Stich gelassen haben. "Die Aktion war ein Erfolg. Viele Konsumenten unterstützten auch unser Anliegen, in dem sie unsere Unterschriftenliste unterschrieben", resümierte Neubauer.
Die Kundgebung verlief laut dem Einsatzleiter der Polizei, Reinhard Sperl, ruhig und war gut organisiert. Es bildete sich ein Rückstau von maximal drei Kilometern, und zwar in Richtung Elixhausen.
Faymann trifft Vertreter der IG-Milch
Bundeskanzler Werner Faymann (S) empfängt am Freitag Nachmittag (18.9.) Vertreter der IG-Milch, die zur Zeit mit Blockaden und Aktionen auf den ihrer Meinung nach zu niedrigen Milchpreis aufmerksam macht. Im Gegenzug will die IG-Milch die für das Wochenende geplanten "Aktionen wie Straßensperren, Mahnfeuer, Protestkundgebungen aussetzen, um für diese wichtige Zusammenkunft eine gute Gesprächsbasis zu ermöglichen", heißt es in einer Aussendung der IG-Milch. Der Aufruf zum Milchlieferstopp bleibe aber aufrecht.
Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich (V) könne aus terminlichen Gründen nicht an dem Treffen teilnehmen, sagte seine Sprecherin. Ein eigener Termin sei derzeit nicht geplant, Berlakovich habe aber in Salzburg am Rande der Regierungsklausur mit Milchbauern geredet.