Es wurden insgesamt 36 Flüge von und nach Österreich gestrichen.
Die Flugbegleiter legen mit ihrem bisher größten Streik am Freitag den Flugverkehr bei der deutschen AUA-Mutter Lufthansa in großen Teilen lahm. Zehntausende Passagiere sind betroffen. Die Gewerkschaft UFO erwartet, dass sich die Lufthansa im Tarifkonflikt bewegt. Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben mindestens die Hälfte der geplanten Verbindungen für diesen Freitag gestrichen. Im Laufe des Tages könne es immer noch zu kurzfristigen Streichungen kommen, sagte ein Sprecher.
36 Austro-Flüge fallen aus
Im Zuge des Streiks fallen heute auch 36 Flüge von und nach Österreich aus. Mit Abstand am heftigsten betroffen ist Wien, wo 32 Flüge (je 16 Starts und Landungen) nicht stattfinden werden. In Graz und Linz fällt je ein "Flugpaar", also Ankunft aus Frankfurt und dazugehöriger Rückflug aus. Von Wien aus sind neben Frankfurt auch Flüge nach München, Hamburg und Düsseldorf betroffen.
Die Auswirkungen am Flughafen Wien sind allerdings "überschaubar und relativ gering", sagte ein Sprecher. Es haben sich keine Schlangen gebildet. Die AUA hat auf elf Routen - 22 Flüge - nach Frankfurt, Berlin, Hamburg, München und Düsseldorf größere Maschinen eingesetzt, in der Früh nach Frankfurt sogar ihr größtes Fluggerät, eine Boeing 777 mit 300 Sitzen.
Einen Überblick über die gestrichenen Flüge finden Sie hier.
Der Streikaufruf für den gesamten Freitag ging an rund 18.000 Beschäftigte der Kabine an den Lufthansa-Standorten Frankfurt, München, Düsseldorf, Berlin, Hamburg und Stuttgart. Selbst die Pilotenstreiks aus den Jahren 2001 und 2010 hatten nicht eine derart durchschlagende Wirkung.
Warn-SMS
Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt blieb es in der Früh zunächst ruhig, wie ein Lufthansa-Sprecher sagte. Mit 55.000 SMS und E-Mails habe die Fluggesellschaft ihre Gäste schon früh über Flugausfälle informiert. Die Lufthansa habe am Streiktag zusätzliches Bodenpersonal im Einsatz, das die gestrandeten Passagiere umbuche, betreue und informiere. Das Restprogramm der Lufthansa besteht wesentlich aus Flügen nicht bestreikter Tochtergesellschaften wie Germanwings. Nur wenige Überseeziele sollen am Freitag von Frankfurt und München angeflogen werden.
Tarifkonflikt
Hintergrund des Streiks ist ein Tarifkonflikt, in dem die Fronten bisher verhärtet sind. UFO-Chef Nicoley Baublies fordert, dass der Arbeitgeber auf die Gewerkschaft zukommt. "Wir erwarten uns jetzt tatsächlich auch, nachdem wir den ersten Kontakt ja auch hergestellt haben, dass die Lufthansa sich deutlich bewegt inhaltlich", sagte Baublies am frühen Freitagmorgen der Nachrichtenagentur dpa.
Am Donnerstag hatte die UFO wieder Kontakt zum Lufthansa-Management aufgenommen. "Die Lufthansa hat quasi kapituliert, indem sie für den morgigen Tag fast alles gestrichen hat", sagte Baublies. Daher habe er den ersten Schritt gemacht.
Weitere Gespräche
Die Lufthansa sei weiter zu Gesprächen bereit, sagte Lufthansa-Chef Christoph Franz am Donnerstagabend im ZDF-"heute journal". Er kritisierte den Streik der Flugbegleiter als "völlig unverhältnismäßig". Die Entwicklung sei "quasi aus heiterem Himmel" nach eineinhalb Jahren Gesprächen gekommen.
Franz sagte, es gehe auch um die Wettbewerbsfähigkeit "in einem beinharten Wettbewerb". Das Umfeld habe sich in den vergangenen Jahren mit den Billigfliegern, den Staatsgesellschaften vom Persischen Golf und den hohen Ölpreisen dramatisch verändert. "Wir müssen das Unternehmen zukunftsfähig aufstellen", sagte Franz. Sonst komme es zu einem Schrumpfungsprozess.
Ein Lufthansa-Sprecher sagte Freitag früh mit Blick auf die Aussagen der Gewerkschaft: "Wir können nur sagen, dass es am Donnerstag einen Kontakt mit der UFO gegeben hat. Inhaltlich konnten aber keine Fortschritte erzielt werden.
Bahn und Konkurrenz bereit
Wegen des Streiks bei der Lufthansa hatten sich die Konkurrenten der Airline sowie die Bahn zum Ferienende in Süddeutschland auf einen großen Ansturm eingerichtet. Die Deutsche Bahn stellte sich auf mehrere tausend zusätzliche Fahrgäste ein. Das Unternehmen will alle zur Verfügung stehenden Züge auf die Schiene bringen. Normalerweise befördert Lufthansa an einem Freitag rund 170.000 Menschen.