Photovoltaik

Cash für Strom? Selbsterzeugten Strom ins Netz einspeisen zahlt sich kaum aus

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Landesstromerzeuger bieten nur mehr wenige Cent pro kWh. Für größere Strom-Mengen noch weniger Ertrag. Die klare Empfehlung: Photovoltaik-Strom selber verbrauchen.

Die Photovoltaik wird Opfer ihres eigenen Erfolgs. Denn es wird viel Strom zu gewissen Stoßzeiten - v.a. kurz nach Mittag - dadurch erzeugt. Teils kostet die Einspeisung dann sogar Geld. Früher konnte man damit gut abcashen.

Nachmittags negative Strom-Preise

Am frühen Nachmittag an sonnigen Tagen wird inzwischen in Österreich so viel Strom erzeugt, dass die Preise stundenweise negativ werden. 

Wer also mit einem flexiblen Vertrag Strom bezieht, bekommt in diesen Phasen beim Stromverbrauch Geld dazu. Das Interesse der Stromgesellschaften an Sonnenstrom leidet dadurch - wer Strom ins Netz einspeist, bekommt immer weniger dafür.

Firmen empfehlen, PV-Strom selber zu verbrauchen 

Die Firmen empfehlen, PV-Strom selber zu verbrauchen. Im April sei "der enorme Zubau von Photovoltaik über das letzte Jahr besonders deutlich" geworden, teilte die Netzbetreibergesellschaft APG unlängst mit. Mit 580 GWh (Millionen kWh) konnte PV zwölf Prozent der Erneuerbaren einspeisen und damit deutlich mehr als doppelt so viel, wie im Vorjahresmonat.

Nur noch wenige Cent pro kWh

Die meisten Stromgesellschaften haben ihre Vergütungen für PV-Strom angesichts des Überschusses inzwischen auf Marktpreise umgestellt, die nur mehr bei einigen Cent liegen und monatlich oder je Quartal angepasst werden.

"Marktpreis" hat sich halbiert

Zentraler Maßstab ist der "Marktpreis", der seit Jahresanfang monatlich im Nachhinein von der OeMAG, der Abwicklungsstelle für Ökostrom, berechnet wird. Er ist von 8,14 Cent/kWh im Jänner jeden Monat gefallen und betrug im April nur mehr 4,65 Cent.

Grundsätzlich kann jede Photovoltaikanlage bis zu einer maximalen Leistung von 500 kW ihren Strom über die OeMAG und damit zu diesem Preis einspeisen. Stromgesellschaften können mehr - aber auch weniger zahlen.

20.000 Verträge gekündigt - von 15,7 auf 2 Cent

Viel Aufmerksamkeit hat vor einer Woche die oberösterreichische Energie AG erweckt, weil sie 20.000 Kunden ihre laufenden Verträge kündigt und künftig nur mehr einen Bruchteil für den ins Netz eingespeisten Strom zahlt. Hatten die Kunden bisher garantiert 15,73 Cent erhalten, so bekommen sie künftig nur mehr einen variablen Preis, der im April 3,12 Cent betragen hat. Mindestens garantiert die Energie AG 2 Cent.

Der Tiroler Landesenergieversorger Tiwag hat die Einspeisvergütung bereits Mitte 2023 für Neukunden auf ein "dynamisches", Vergütungsmodell umgestellt. Sie erhalten zur Zeit 4,6 Cent/kWh, im ersten Quartal waren es 7,7 Cent. Kunden mit vor Juli 2023 abgeschlossenem Vertrag erhalten den vollen Marktpreis, das waren zuletzt 7,6 Cent und im ersten Quartal 2024 9,6 Cent/kWh. Kündigungen von alten Verträgen seien derzeit nicht geplant, heißt es bei der Tiwag, in Summe pendle sich die Einspeisvergütung wieder auf das Niveau vor der Energiekrise - also vor 2021 - ein.

Auch bei der Energie Steiermark bekommen Einspeiser seit Anfang 2023 nur mehr einen quartalsmäßig schwankenden Tarif. Aktuell liegt er für das 2. Quartal 2024 bei 4,63 Cent/kWh netto. Davon ist knapp die Hälfte der 25.500 Kunden mit Einspeisvertrag betroffen. 13.000 Kunden, deren Vertrag vor 1.1.2023 abgeschlossen wurde, haben Jahres-Verträge, ihr aktueller Preis beträgt 11,79 Cent/kWh netto. "Wahlweise können Kunden über unseren neuen Tarif 'Smart Community' ihren überschüssigen Sonnenstrom auch österreichweit an Freunde, Verwandte und Bekannte zu Preisen ihrer Wahl verkaufen oder verschenken", erklärte Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik-Lauris.

Beim niederösterreichischen Versorger EVN wird das Angebot für Neukunden monatlich angepasst, im Mai beträgt der Tarif 4,03 Cent pro kWh. Viele Bestandskunden erhalten für den eingespeisten Strom bis zu ihrer aus dem Netz bezogenen Menge noch den Bezugspreis aber mit den von den EVN angebotenen neuen Verträgen werden sie auf den monatlich schwankenden und deutlich niedrigeren Marktpreis umgestellt. In Niederösterreich befindet sich laut EVN rund ein Viertel der in Österreich installierten Photovoltaikanlagen. "Der Ausbaugrad ist inzwischen so groß, dass die Photovoltaik wie jeder andere zu beschaffende Energieträger sehr marktnah bewerten werden muss", wurde betont. "Statt großer PV-Anlagen am Hausdach oder der Garage geht der Trend nun zu kleineren Anlagen, die den eigenen Verbrauch bestmöglich abdecken. In Kombination mit einem leistungsfähigen Speicher kann man sehr gute Ergebnisse bei der Abdeckung des Eigenbedarfs erzielen und damit sehr viel Geld sparen", heißt es von der EVN auf APA-Anfrage.

Bei der Salzburg AG erhalten "Neukunden", die seit 1. Februar 2022 dabei sind, eine Vergütung von rund 3,1 Cent pro kWh, ältere Kunden (Vertragsstart bis 31. Jänner 2022) rund 7,4 Cent pro kWh. Vertragskündigungen hat der Landesenergieversorger am Freitag auf Anfrage der APA ausgeschlossen. Hingegen gibt es ab 15. Juli 2024 ein neues Tarifmodell, das vor allem für die Einspeiser kleiner Mengen attraktiv ist. Der neue Tarif setzt sich aus einer Grundvergütung von vier Cent pro kWh und einem sich jährlich ändernden Sonderbonus zusammen. Dieser beträgt bis Ende Jänner 2025 sechs Cent pro kWh, sprich Kunden bekommen bis dahin zehn Cent pro kWh. Allerdings gilt der Sonderbonus nur für Einspeiser, die auch Kunden der Salzburg AG sind und nur für Anlagen bis 50 kWpeak. Zugleich werden Grundvergütung und Sonderbonus verbrauchsabhängig gestaffelt: Ab 1.000 kWh sinkt die Vergütung schrittweise und liegt ab 3.501 kWh bei zwei Cent (plus vier Cent Bonus). Die aktuell 15.000 Kundinnen und Kunden, die PV-Überschussstrom ins Netz der Salzburg AG einspeisen, können, müssen aber nicht wechseln. "Eine PV-Anlage sollte in erster Linie zur Deckung des Eigenverbrauchs gedacht sein. Dann ist sie auch am rentabelsten", sagte Salzburg AG-Vorstandssprecher Michael Baminger. "Größer dimensionierte Anlagen, die viel Strom einspeisen, werden zunehmend in einer neuen energiewirtschaftlichen Realität ankommen. PV-Strom ist weniger wert, weil er zu einer ungünstigeren Zeit kommt."

Auch die Burgenland Energie pocht darauf, dass Photovoltaik-Betreiber ihren Strom vor allem selber verbrauchen sollen. Der Einspeisetarif liege derzeit bei rund 7,76 Cent pro Kilowattstunde. Dieser sei aus Sicht des Unternehmens bei einer richtig geplanten PV-Anlage, die auf den Eigenverbrauch ausgerichtet ist, aber nicht relevant, hieß es auf APA-Anfrage. Ziel sei es, den produzierten Strom selbst zu verbrauchen oder zu speichern und nicht "unnötig ins Netz einzuspeisen", hielt der burgenländische Landesenergieversorger fest. Damit würden die Kunden Energie-, Netz- und Abgabenkosten sparen. Im Interesse der Haushalte seien folglich nicht hohe Einspeise-, sondern niedrige Marktpreise, damit die Stromrechnung möglichst niedrig ausfalle.

Mehr als den Marktpreis gibt  es in Vorarlberg

Mehr als den Marktpreis gibt es derzeit noch beim Vorarlberger Energieversorger illwerke vkw. Dort werden aktuell - abhängig vom gewählten Tarif - 13 oder 15 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Diese Preise sind aber nur bis Jahresende garantiert, dann werden sie neu bestimmt. Die 13 (Standardtarif) bzw. 15 Cent (Öko+-Tarif) für die ersten 3.500 eingespeisten Kilowattstunden setzen sich zusammen aus einem Grundentgelt von 7 bzw. 9 Cent und einem Sonderbonus in Höhe von 6 Cent, den das Energieunternehmen heuer gewährt. Ab der 3.501. Kilowattstunde werden in beiden Tarifen noch 7 Cent an Grundentgelt bezahlt, für jegliche Strommengen jenseits der 10.000 Kilowattstunden 5 Cent. Der Sonderbonus wird unabhängig von der Strommenge ausgeschüttet. Laut illwerke vkw haben in Voralberg zum Jahresende 2023 mehr als 10.700 Photovoltaik-Anlagenbetreiber Strom erzeugt und eingespeist.

Wien Energie zahlt relativ viel

Relativ viel bekommt man auch noch in Wien für seinen PV-Strom: Die Wien Energie zahlt sowohl Bestands- als auch Neukundinnen und -kunden aktuell 12,04 Cent/kWh. Der Preis werde immer per 1. April und 1. Oktober nach der Entwicklung des Österreichischen Strompreisindex angepasst, vor der letzten Anpassung sei er bei 16,05 Cent/kWh gelegen, erklärte ein Wien-Energie-Sprecher auf APA-Anfrage. Vertragskündigungen, wie zuletzt bei der Energie AG in Oberösterreich, seien nicht geplant. Der Einspeistarif gilt für Anlagen mit einer Leistung von bis zu 25kWpeak.

Die Kelag bietet für Klein-Einspeiser ebenfalls noch vergleichsweise hohe Vergütungen. Der Kärntner Energieversorger Kelag hat zwei Tarifmodelle für Stromeinspeisungen. Mit dem klassischen Staffeltarif bekommt man für die ersten 500 eingespeisten kWh 24 Cent, von 501 bis 1.000 kWh 18 Cent, zwischen 1.001 und 5.000 kWh 12 Cent und ab 5.001 kWh 6 Cent. Der variable Einspeisetarif orientiert sich an der Strombörse und richtet sich nach dem jeweiligen Lastprofil. In Kärnten sind bei den Einspeisetarifen derzeit keine Änderungen oder Kündigungen geplant, teilte Kelag-Sprecher Josef Stocker der APA mit.

Leichtere Genehmigungsvoraussetzungen gefordert

Der Branchenverband Photovoltaic Austria (PV Austria) sprach am Sonntag von einem "massiven Verbesserungsbedarf bei den Genehmigungsvoraussetzungen von PV-Anlagen". "In Anbetracht der enormen Herausforderungen der Energiewende müssen PV-Anlagen im ganzen Land gleich und einfach zu genehmigen sein", forderte Geschäftsführerin Vera Immitzer in einer Aussendung. "Der geografische Standort darf nicht darüber entscheiden, wie aufwendig - oder nicht - eine PV-Anlage aufs Dach kommt. Das vor eineinhalb Jahren angekündigte Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) sollte hier Abhilfe schaffen." Ansonsten bleibe Österreich "abhängig von fossiler Energie".

PV Austria kritisiert, dass es in den neun heimischen Bundesländer genauso viele unterschiedliche Gesetzgebungen gibt - von Bauordnungen über den Naturschutz bis hin zum Elektrizitätsrecht. Während eine PV-Anlage etwa in Salzburg immer genehmigungsfrei sei, sofern sie von einem Fachunternehmen installiert wurde, sei eine PV-Anlage in Tirol bereits ab 50 kW anzeige- und ab 250 kW sogar genehmigungspflichtig. Anderes Beispiel laut PV Austria: Während eine PV-Anlage in Niederösterreich laut Bauordnung genehmigungsfrei ist, muss für dieselbe Anlage 100 Meter weiter über der Landesgrenze im Burgenland bereits ab 20 kW um Genehmigung durch den Bürgermeister angesucht werden. Dies verdeutliche einen "dringenden Handlungsbedarf nach einer einheitlichen Regelung, die im EABG geschaffen werden muss", so Immitzer.

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