EZB-Präsidentin Christine Lagarde und der Rat der Währungshüter tagen heute zum Thema Zinsen. Ukraine-Krieg, hohe Inflation: Unser Geld ist in Gefahr. Und der Euro-Kurs ist stark gefallen.
Zwei Wochen nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine berät die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Vormittag über den geldpolitischen Kurs. Die Währungshüter sehen sich wegen des Militärkonflikts mit neuen Gefahren für die Wirtschaft im Euroraum konfrontiert, die sich noch von der Coronakrise erholt. Die russische Invasion heizt zudem die Inflation weiter an, da Öl- und Gaspreise im Zuge des Konflikts geradezu explodiert sind.
5,8 Prozent Inflation im Euroraum
Die Zentralbank wird auf der Sitzung neue Prognosen für Wachstum und Inflation vorlegen, die absehbare Folgen des Krieges in Osteuropa berücksichtigen sollen. Im Februar lag die Inflation im Euroraum bei 5,8 Prozent, das ist der höchste Wert seit Gründung der Währungsunion. Die extrem seigenden Energiepreise könnten die Teuerung nun noch weiter in die Höhe treiben.
Mit Spannung warten Experten darauf, ob die EZB an den Stellschrauben für die Anleihenkäufe drehen und womöglich damit auch den Weg für eine Zinswende ebnen wird. Auf der Sitzung Anfang Februar hatte EZB-Chefin Christine Lagarde ihre Aussage nicht mehr wiederholt, dass eine Erhöhung 2022 sehr unwahrscheinlich sei.
Heikelster Moment seit Gründung der EZB
Jetzt steht die EZB vor einem Dilemma: Entweder sie hält an ihrer lockeren Geldpolitik fest und riskiert, dass eine Lohn-Preis-Spirale in Gang kommt. Oder sie steuert gegen, was aber die Wirtschaft in dieser ohnehin sehr schwierigen Phase zusätzlich belasten dürfte. „Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die EZB seit ihrer Gründung ihren heikelsten Moment vor sich hat“, sagt Thomas Gitzel, Ökonom der Liechtensteiner VP Bank.
Wann kommt die Zinswende?
Bis vor Kriegsbeginn gingen Experten davon aus, dass die europäischen Währungshüter auf ihrer Sitzung am 10. März einen Termin für das Ende der Anleihenkäufe 2022 nennen würden, was als Voraussetzung für eine Zinserhöhung gilt. Ob es angesichts der neuen Situation dazu kommt, ist ungewiss.
Heute dürfte die EZB den Leitzinssatz auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen. Zugleich müssen Banken wohl weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Dieser sogenannte Einlagesatz bleibt voraussichtlich bei minus 0,5 Prozent.
Euro-Kurs ist stark abgesackt
Bei der heutigen EZB-Sitzung dürfte es jedenfalls auch um den Euro-Kurs gehen, der in den vergangenen tagen zeitweise unter die Marke von 1,10 Dollar gefallen ist.